Weiß, oder gar gegen einander verhalten; so ist auch das Nebenbild schwach, und kann bei einer geringen Differenz von Tinten beynahe unmerklich werden.
237.
So ist es ferner höchst merkwürdig, was an far- bigen Bildern auf hellem, dunklem oder farbigem Grun- de beobachtet wird. Hier entsteht ein Zusammentritt der Farbe des Nebenbildes mit der realen Farbe des Hauptbildes, und es erscheint daher eine zusammenge- setzte, entweder durch Uebereinstimmung begünstigte oder durch Widerwärtigkeit verkümmerte Farbe.
238.
Ueberhaupt aber ist das Kennzeichen des Doppel- und Nebenbildes die Halbdurchsichtigkeit. Man denke sich daher innerhalb eines durchsichtigen Mittels, dessen innre Anlage nur halbdurchsichtig, nur durchscheinend zu werden schon oben ausgeführt ist (147); man denke sich innerhalb desselben ein halbdurchsichtiges Schein- bild, so wird man dieses sogleich für ein trübes Bild ansprechen.
239.
Und so lassen sich die Farben bey Gelegenheit der Refraction aus der Lehre von den trüben Mitteln gar bequem ableiten. Denn wo der voreilende Saum des trüben Nebenbildes sich vom Dunklen über das Helle zieht, erscheint das Gelbe; umgekehrt wo eine helle Gränze über die dunkle Umgebung hinaustritt, erscheint das Blaue. (150. 151.)
Weiß, oder gar gegen einander verhalten; ſo iſt auch das Nebenbild ſchwach, und kann bei einer geringen Differenz von Tinten beynahe unmerklich werden.
237.
So iſt es ferner hoͤchſt merkwuͤrdig, was an far- bigen Bildern auf hellem, dunklem oder farbigem Grun- de beobachtet wird. Hier entſteht ein Zuſammentritt der Farbe des Nebenbildes mit der realen Farbe des Hauptbildes, und es erſcheint daher eine zuſammenge- ſetzte, entweder durch Uebereinſtimmung beguͤnſtigte oder durch Widerwaͤrtigkeit verkuͤmmerte Farbe.
238.
Ueberhaupt aber iſt das Kennzeichen des Doppel- und Nebenbildes die Halbdurchſichtigkeit. Man denke ſich daher innerhalb eines durchſichtigen Mittels, deſſen innre Anlage nur halbdurchſichtig, nur durchſcheinend zu werden ſchon oben ausgefuͤhrt iſt (147); man denke ſich innerhalb deſſelben ein halbdurchſichtiges Schein- bild, ſo wird man dieſes ſogleich fuͤr ein truͤbes Bild anſprechen.
239.
Und ſo laſſen ſich die Farben bey Gelegenheit der Refraction aus der Lehre von den truͤben Mitteln gar bequem ableiten. Denn wo der voreilende Saum des truͤben Nebenbildes ſich vom Dunklen uͤber das Helle zieht, erſcheint das Gelbe; umgekehrt wo eine helle Graͤnze uͤber die dunkle Umgebung hinaustritt, erſcheint das Blaue. (150. 151.)
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Weiß, oder gar gegen einander verhalten; ſo iſt auch
das Nebenbild ſchwach, und kann bei einer geringen
Differenz von Tinten beynahe unmerklich werden.
237.
So iſt es ferner hoͤchſt merkwuͤrdig, was an far-
bigen Bildern auf hellem, dunklem oder farbigem Grun-
de beobachtet wird. Hier entſteht ein Zuſammentritt
der Farbe des Nebenbildes mit der realen Farbe des
Hauptbildes, und es erſcheint daher eine zuſammenge-
ſetzte, entweder durch Uebereinſtimmung beguͤnſtigte oder
durch Widerwaͤrtigkeit verkuͤmmerte Farbe.
238.
Ueberhaupt aber iſt das Kennzeichen des Doppel-
und Nebenbildes die Halbdurchſichtigkeit. Man denke
ſich daher innerhalb eines durchſichtigen Mittels, deſſen
innre Anlage nur halbdurchſichtig, nur durchſcheinend
zu werden ſchon oben ausgefuͤhrt iſt (147); man denke
ſich innerhalb deſſelben ein halbdurchſichtiges Schein-
bild, ſo wird man dieſes ſogleich fuͤr ein truͤbes Bild
anſprechen.
239.
Und ſo laſſen ſich die Farben bey Gelegenheit der
Refraction aus der Lehre von den truͤben Mitteln gar
bequem ableiten. Denn wo der voreilende Saum des
truͤben Nebenbildes ſich vom Dunklen uͤber das Helle
zieht, erſcheint das Gelbe; umgekehrt wo eine helle
Graͤnze uͤber die dunkle Umgebung hinaustritt, erſcheint
das Blaue. (150. 151.)
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/144>, abgerufen am 21.11.2024.
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