Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.Anklage. Wisst ihr denn auf wen die Teufel lauern, In der Wüste, zwischen Fels und Mauern? Und, wie sie den Augenblick erpassen, Nach der Hölle sie entführend fassen? Lügner sind es und der Bösewicht. Der Poete warum scheut er nicht Sich mit solchen Leuten einzulassen! Weiss denn der mit wem er geht und wandelt? Er der immer nur im Wahnsinn handelt. Gränzenlos, von eigensinn'gem Lieben, Wird er in die Oede fortgetrieben, Seiner Klagen Reim, in Sand geschrieben, Sind vom Winde gleich verjagt; Er versteht nicht was er sagt, Was er sagt wird er nicht halten. Anklage. Wiſst ihr denn auf wen die Teufel lauern, In der Wüste, zwischen Fels und Mauern? Und, wie sie den Augenblick erpassen, Nach der Hölle sie entführend fassen? Lügner sind es und der Bösewicht. Der Poete warum scheut er nicht Sich mit solchen Leuten einzulassen! Weiſs denn der mit wem er geht und wandelt? Er der immer nur im Wahnsinn handelt. Gränzenlos, von eigensinn’gem Lieben, Wird er in die Oede fortgetrieben, Seiner Klagen Reim, in Sand geschrieben, Sind vom Winde gleich verjagt; Er versteht nicht was er sagt, Was er sagt wird er nicht halten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0047" n="37"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Anklage</hi>.</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wiſst ihr denn auf wen die Teufel lauern,</l><lb/> <l>In der Wüste, zwischen Fels und Mauern?</l><lb/> <l>Und, wie sie den Augenblick erpassen,</l><lb/> <l>Nach der Hölle sie entführend fassen?</l><lb/> <l>Lügner sind es und der Bösewicht.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Der Poete warum scheut er nicht</l><lb/> <l>Sich mit solchen Leuten einzulassen!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Weiſs denn der mit wem er geht und wandelt?</l><lb/> <l>Er der immer nur im Wahnsinn handelt.</l><lb/> <l>Gränzenlos, von eigensinn’gem Lieben,</l><lb/> <l>Wird er in die Oede fortgetrieben,</l><lb/> <l>Seiner Klagen Reim, in Sand geschrieben,</l><lb/> <l>Sind vom Winde gleich verjagt;</l><lb/> <l>Er versteht nicht was er sagt,</l><lb/> <l>Was er sagt wird er nicht halten.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [37/0047]
Anklage.
Wiſst ihr denn auf wen die Teufel lauern,
In der Wüste, zwischen Fels und Mauern?
Und, wie sie den Augenblick erpassen,
Nach der Hölle sie entführend fassen?
Lügner sind es und der Bösewicht.
Der Poete warum scheut er nicht
Sich mit solchen Leuten einzulassen!
Weiſs denn der mit wem er geht und wandelt?
Er der immer nur im Wahnsinn handelt.
Gränzenlos, von eigensinn’gem Lieben,
Wird er in die Oede fortgetrieben,
Seiner Klagen Reim, in Sand geschrieben,
Sind vom Winde gleich verjagt;
Er versteht nicht was er sagt,
Was er sagt wird er nicht halten.
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