Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.Kraft hab' ich keine Als ihn zu lieben, So recht im Stillen. Was soll das werden! Will ihn umarmen Und kann es nicht. Künftiger Divan. Man hat in Deutschland zu einer ge- Kraft hab’ ich keine Als ihn zu lieben, So recht im Stillen. Was soll das werden! Will ihn umarmen Und kann es nicht. Künftiger Divan. Man hat in Deutschland zu einer ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0406" n="396"/> <lg n="4"> <l>Kraft hab’ ich keine</l><lb/> <l>Als ihn zu lieben,</l><lb/> <l>So recht im Stillen.</l><lb/> <l>Was soll das werden!</l><lb/> <l>Will ihn umarmen</l><lb/> <l>Und kann es nicht.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Künftiger Divan</hi>.</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Man hat in Deutschland zu einer ge-<lb/> wissen Zeit manche Druckschriften vertheilt,<lb/> als <hi rendition="#g">Manuscript für Freunde</hi>. Wem<lb/> dieses befremdlich seyn könnte, der bedenke<lb/> daſs doch am Ende jedes Buch nur für<lb/> Theilnehmer, für Freunde, für Liebhaber<lb/> des Verfassers geschrieben sey. Meinen<lb/> Divan besonders möcht’ ich also bezeich-<lb/> nen, dessen gegenwärtige Ausgabe nur als<lb/> unvollkommen betrachtet werden kann. In<lb/> jüngeren Jahren würd’ ich ihn länger zurück-<lb/> gehalten haben, nun aber find’ ich es vor-<lb/> theilhafter ihn selbst zusammenzustellen, als<lb/> ein solches Geschäft, wie Hafis, den Nach-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [396/0406]
Kraft hab’ ich keine
Als ihn zu lieben,
So recht im Stillen.
Was soll das werden!
Will ihn umarmen
Und kann es nicht.
Künftiger Divan.
Man hat in Deutschland zu einer ge-
wissen Zeit manche Druckschriften vertheilt,
als Manuscript für Freunde. Wem
dieses befremdlich seyn könnte, der bedenke
daſs doch am Ende jedes Buch nur für
Theilnehmer, für Freunde, für Liebhaber
des Verfassers geschrieben sey. Meinen
Divan besonders möcht’ ich also bezeich-
nen, dessen gegenwärtige Ausgabe nur als
unvollkommen betrachtet werden kann. In
jüngeren Jahren würd’ ich ihn länger zurück-
gehalten haben, nun aber find’ ich es vor-
theilhafter ihn selbst zusammenzustellen, als
ein solches Geschäft, wie Hafis, den Nach-
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