schichtliche zuletzt mehr hervortritt, die früheren Fabeln jedoch manche uralte Tra- ditions-Wahrheit verhüllt überliefern.
Firdusi scheint überhaupt zu einem sol- chen Werke sich vortrefflich dadurch zu qualificiren, dass er leidenschaftlich am Al- ten, ächt Nationellen, festgehalten und auch, in Absicht auf Sprache, frühe Reinigkeit und Tüchtigkeit zu erreichen gesucht, wie er denn arabische Worte verbannt und das alte Pelehwi zu beachten bemüht war.
Enweri.
Stirbt 1152.
Er studirt zu Tus, einer wegen bedeu- tender Lehranstalten berühmten, ja sogar wegen Ueberbildung verdächtigen Stadt; und als er, an der Thüre des Collegiums si- tzend, einen, mit Gefolge und Prunk, vor- beireitenden Grossen erblickt, zu seiner gro- ssen Verwunderung aber hört, dass es ein Hofdichter sey, entschliesst er sich zu glei- cher Höhe des Glücks zu gelangen. Ein
20
schichtliche zuletzt mehr hervortritt, die früheren Fabeln jedoch manche uralte Tra- ditions-Wahrheit verhüllt überliefern.
Firdusi scheint überhaupt zu einem sol- chen Werke sich vortrefflich dadurch zu qualificiren, daſs er leidenschaftlich am Al- ten, ächt Nationellen, festgehalten und auch, in Absicht auf Sprache, frühe Reinigkeit und Tüchtigkeit zu erreichen gesucht, wie er denn arabische Worte verbannt und das alte Pelehwi zu beachten bemüht war.
Enweri.
Stirbt 1152.
Er studirt zu Tus, einer wegen bedeu- tender Lehranstalten berühmten, ja sogar wegen Ueberbildung verdächtigen Stadt; und als er, an der Thüre des Collegiums si- tzend, einen, mit Gefolge und Prunk, vor- beireitenden Groſsen erblickt, zu seiner gro- ſsen Verwunderung aber hört, daſs es ein Hofdichter sey, entschlieſst er sich zu glei- cher Höhe des Glücks zu gelangen. Ein
20
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0315"n="305"/>
schichtliche zuletzt mehr hervortritt, die<lb/>
früheren Fabeln jedoch manche uralte Tra-<lb/>
ditions-Wahrheit verhüllt überliefern.</p><lb/><p>Firdusi scheint überhaupt zu einem sol-<lb/>
chen Werke sich vortrefflich dadurch zu<lb/>
qualificiren, daſs er leidenschaftlich am Al-<lb/>
ten, ächt Nationellen, festgehalten und auch,<lb/>
in Absicht auf Sprache, frühe Reinigkeit<lb/>
und Tüchtigkeit zu erreichen gesucht, wie<lb/>
er denn arabische Worte verbannt und das<lb/>
alte Pelehwi zu beachten bemüht war.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#i"><hirendition="#g">Enweri.</hi></hi></hi></head><lb/><p><hirendition="#c"><hirendition="#b"><hirendition="#i"><hirendition="#g">Stirbt 1152.</hi></hi></hi></hi></p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Er studirt zu Tus, einer wegen bedeu-<lb/>
tender Lehranstalten berühmten, ja sogar<lb/>
wegen Ueberbildung verdächtigen Stadt;<lb/>
und als er, an der Thüre des Collegiums si-<lb/>
tzend, einen, mit Gefolge und Prunk, vor-<lb/>
beireitenden Groſsen erblickt, zu seiner gro-<lb/>ſsen Verwunderung aber hört, daſs es ein<lb/>
Hofdichter sey, entschlieſst er sich zu glei-<lb/>
cher Höhe des Glücks zu gelangen. Ein<lb/><fwplace="bottom"type="sig">20</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[305/0315]
schichtliche zuletzt mehr hervortritt, die
früheren Fabeln jedoch manche uralte Tra-
ditions-Wahrheit verhüllt überliefern.
Firdusi scheint überhaupt zu einem sol-
chen Werke sich vortrefflich dadurch zu
qualificiren, daſs er leidenschaftlich am Al-
ten, ächt Nationellen, festgehalten und auch,
in Absicht auf Sprache, frühe Reinigkeit
und Tüchtigkeit zu erreichen gesucht, wie
er denn arabische Worte verbannt und das
alte Pelehwi zu beachten bemüht war.
Enweri.
Stirbt 1152.
Er studirt zu Tus, einer wegen bedeu-
tender Lehranstalten berühmten, ja sogar
wegen Ueberbildung verdächtigen Stadt;
und als er, an der Thüre des Collegiums si-
tzend, einen, mit Gefolge und Prunk, vor-
beireitenden Groſsen erblickt, zu seiner gro-
ſsen Verwunderung aber hört, daſs es ein
Hofdichter sey, entschlieſst er sich zu glei-
cher Höhe des Glücks zu gelangen. Ein
20
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/315>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.