Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.Suleika. Sag du hast wohl viel gedichtet? Hin und her dein Lied gerichtet? -- Schöngeschrieben, deine Hand, Prachtgebunden, goldgerändet, Bis auf Punkt und Strich vollendet, Zierlichlockend manchen Band. Stets wo du sie hingewendet War's gewiss ein Liebespfand. Hatem. Ja! von mächtig holden Blicken, Wie von lächlendem Entzücken Und von Zähnen blendend klar. Moschusduftend Lockenschlangen, Augenwimpern reizumhangen, Tausendfältige Gefahr! Denke nun wie von so langem Prophezeyt Suleika war. Suleika. Sag du hast wohl viel gedichtet? Hin und her dein Lied gerichtet? — Schöngeschrieben, deine Hand, Prachtgebunden, goldgerändet, Bis auf Punkt und Strich vollendet, Zierlichlockend manchen Band. Stets wo du sie hingewendet War’s gewiſs ein Liebespfand. Hatem. Ja! von mächtig holden Blicken, Wie von lächlendem Entzücken Und von Zähnen blendend klar. Moschusduftend Lockenschlangen, Augenwimpern reizumhangen, Tausendfältige Gefahr! Denke nun wie von so langem Prophezeyt Suleika war. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0142" n="132"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Suleika</hi></hi></hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Sag du hast wohl viel gedichtet?</l><lb/> <l>Hin und her dein Lied gerichtet? —</l><lb/> <l>Schöngeschrieben, deine Hand,</l><lb/> <l>Prachtgebunden, goldgerändet,</l><lb/> <l>Bis auf Punkt und Strich vollendet,</l><lb/> <l>Zierlichlockend manchen Band.</l><lb/> <l>Stets wo du sie hingewendet</l><lb/> <l>War’s gewiſs ein Liebespfand.</l> </lg> </lg><lb/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Hatem</hi>.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ja! von mächtig holden Blicken,</l><lb/> <l>Wie von lächlendem Entzücken</l><lb/> <l>Und von Zähnen blendend klar.</l><lb/> <l>Moschusduftend Lockenschlangen,</l><lb/> <l>Augenwimpern reizumhangen,</l><lb/> <l>Tausendfältige Gefahr!</l><lb/> <l>Denke nun wie von so langem</l><lb/> <l>Prophezeyt Suleika war.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [132/0142]
Suleika.
Sag du hast wohl viel gedichtet?
Hin und her dein Lied gerichtet? —
Schöngeschrieben, deine Hand,
Prachtgebunden, goldgerändet,
Bis auf Punkt und Strich vollendet,
Zierlichlockend manchen Band.
Stets wo du sie hingewendet
War’s gewiſs ein Liebespfand.
Hatem.
Ja! von mächtig holden Blicken,
Wie von lächlendem Entzücken
Und von Zähnen blendend klar.
Moschusduftend Lockenschlangen,
Augenwimpern reizumhangen,
Tausendfältige Gefahr!
Denke nun wie von so langem
Prophezeyt Suleika war.
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/142>, abgerufen am 22.02.2025. |