Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.Da du nun Suleika heissest Sollt ich auch benamset seyn, Wenn du deinen Geliebten preisest, Hatem! das soll der Name seyn. Nur dass man mich daran erkennet, Keine Anmassung soll es seyn. Wer sich St. Georgenritter nennet Denkt nicht gleich Sanct Georg zu seyn. Nicht Hatem Thai, nicht der Alles Gebende Kann ich in meiner Armuth seyn, Hatem Zograi nicht, der reichlichst Lebende Von allen Dichtern, möcht' ich seyn. Aber beyde doch im Auge zu haben Es wird nicht ganz verwerflich seyn: Zu nehmen, zu geben des Glückes Gaben Wird immer ein gross Vergnügen seyn. Sich liebend an einander zu laben Wird Paradieses Wonne seyn. Da du nun Suleika heiſsest Sollt ich auch benamset seyn, Wenn du deinen Geliebten preisest, Hatem! das soll der Name seyn. Nur daſs man mich daran erkennet, Keine Anmaſsung soll es seyn. Wer sich St. Georgenritter nennet Denkt nicht gleich Sanct Georg zu seyn. Nicht Hatem Thai, nicht der Alles Gebende Kann ich in meiner Armuth seyn, Hatem Zograi nicht, der reichlichst Lebende Von allen Dichtern, möcht’ ich seyn. Aber beyde doch im Auge zu haben Es wird nicht ganz verwerflich seyn: Zu nehmen, zu geben des Glückes Gaben Wird immer ein groſs Vergnügen seyn. Sich liebend an einander zu laben Wird Paradieses Wonne seyn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0133" n="123"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <lg type="poem"> <l>Da du nun Suleika heiſsest</l><lb/> <l>Sollt ich auch benamset seyn,</l><lb/> <l>Wenn du deinen Geliebten preisest,</l><lb/> <l>Hatem! das soll der Name seyn.</l><lb/> <l>Nur daſs man mich daran erkennet,</l><lb/> <l>Keine Anmaſsung soll es seyn.</l><lb/> <l>Wer sich St. Georgenritter nennet</l><lb/> <l>Denkt nicht gleich Sanct Georg zu seyn.</l><lb/> <l>Nicht Hatem Thai, nicht der Alles Gebende</l><lb/> <l>Kann ich in meiner Armuth seyn,</l><lb/> <l>Hatem Zograi nicht, der reichlichst Lebende</l><lb/> <l>Von allen Dichtern, möcht’ ich seyn.</l><lb/> <l>Aber beyde doch im Auge zu haben</l><lb/> <l>Es wird nicht ganz verwerflich seyn:</l><lb/> <l>Zu nehmen, zu geben des Glückes Gaben</l><lb/> <l>Wird immer ein groſs Vergnügen seyn.</l><lb/> <l>Sich liebend an einander zu laben</l><lb/> <l>Wird Paradieses Wonne seyn.</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [123/0133]
Da du nun Suleika heiſsest
Sollt ich auch benamset seyn,
Wenn du deinen Geliebten preisest,
Hatem! das soll der Name seyn.
Nur daſs man mich daran erkennet,
Keine Anmaſsung soll es seyn.
Wer sich St. Georgenritter nennet
Denkt nicht gleich Sanct Georg zu seyn.
Nicht Hatem Thai, nicht der Alles Gebende
Kann ich in meiner Armuth seyn,
Hatem Zograi nicht, der reichlichst Lebende
Von allen Dichtern, möcht’ ich seyn.
Aber beyde doch im Auge zu haben
Es wird nicht ganz verwerflich seyn:
Zu nehmen, zu geben des Glückes Gaben
Wird immer ein groſs Vergnügen seyn.
Sich liebend an einander zu laben
Wird Paradieses Wonne seyn.
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