Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.Einladung. Musst nicht vor dem Tage fliehen: Denn der Tag den du ereilest Ist nicht besser als der heut'ge; Aber wenn du froh verweilest Wo ich mir die Welt beseit'ge, Um die Welt an mich zu ziehen; Bist du gleich mit mir geborgen, Heut ist heute, morgen morgen, Und was folgt und was vergangen Reisst nicht hin und bleibt nicht hangen. Bleibe du, mein Allerliebstes, Denn du bringst es und du giebst es. Einladung. Muſst nicht vor dem Tage fliehen: Denn der Tag den du ereilest Ist nicht besser als der heut’ge; Aber wenn du froh verweilest Wo ich mir die Welt beseit’ge, Um die Welt an mich zu ziehen; Bist du gleich mit mir geborgen, Heut ist heute, morgen morgen, Und was folgt und was vergangen Reiſst nicht hin und bleibt nicht hangen. Bleibe du, mein Allerliebstes, Denn du bringst es und du giebst es. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0131" n="[121]"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Einladung</hi></hi></hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <l>Muſst nicht vor dem Tage fliehen:</l><lb/> <l>Denn der Tag den du ereilest</l><lb/> <l>Ist nicht besser als der heut’ge;</l><lb/> <l>Aber wenn du froh verweilest</l><lb/> <l>Wo ich mir die Welt beseit’ge,</l><lb/> <l>Um die Welt an mich zu ziehen;</l><lb/> <l>Bist du gleich mit mir geborgen,</l><lb/> <l>Heut ist heute, morgen morgen,</l><lb/> <l>Und was folgt und was vergangen</l><lb/> <l>Reiſst nicht hin und bleibt nicht hangen.</l><lb/> <l>Bleibe du, mein Allerliebstes,</l><lb/> <l>Denn du bringst es und du giebst es.</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [[121]/0131]
Einladung.
Muſst nicht vor dem Tage fliehen:
Denn der Tag den du ereilest
Ist nicht besser als der heut’ge;
Aber wenn du froh verweilest
Wo ich mir die Welt beseit’ge,
Um die Welt an mich zu ziehen;
Bist du gleich mit mir geborgen,
Heut ist heute, morgen morgen,
Und was folgt und was vergangen
Reiſst nicht hin und bleibt nicht hangen.
Bleibe du, mein Allerliebstes,
Denn du bringst es und du giebst es.
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