Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Berichtigungen und Zusätze zum zweyten Bande des Glückischen Commentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 124.
Von gemessenen und ungemessenen Diensten der Bauern.

Zuletzt theilt man die Bauerndienste auch noch nach der
Qualität und Quantität der Leistung in gemesse-
ne
und ungemessene ein 15). Sind nämlich die Frohnen
durch Dienstverträge, Dienstregister, oder Herkommen nach Zeit,
Ort, Zahl und Art bestimmt, so werden sie gemessene ge-
nennt; fehlt es hingegen an diesen Bestimmungen, so gehören
sie zu den ungemessenen Diensten 16). Letztere sind ent-
weder schlechterdings ungemessene Dienste, (operae
indeterminatae absolute tales
) wenn sie weder in Ansehung ihrer
Quantität noch Qualität bestimmt sind, sondern die Bauern zu
allen Zeiten, da sie von der Herrschaft aufgeboten werden, zu
Diensten erscheinen, und alles was zur Bestellung und Nutzen
des herrschaftlichen Guts erforderlich ist, verrichten müssen; oder
nur zum Theil ungemessene Dienste, (operae indeter-
minatae secundum quid tales
), wenn sie nur in Ansehung der Quan-
tität unbestimmt sind, das ist, bey welchen nur die Anzahl der
jährlich zu leistenden Frohnen nicht festgesetzt ist, wenn gleich
Zeit, Ort und Art derselben bestimmt seyn sollten 17). Wo
nun die Frohnen festgesetzt sind, da muß es auch bey der ein-
mal gemachten Bestimmung genau bleiben, und es darf also zum
Nachtheil der Bauern keine Veränderung in Ansehung derselben
gemacht werden 18).


Ebend.
15) S. Io. Ge. pertsch Diss. de divisione operarum in determi-
natas et indeterminatas, earumque exactione. Ienae
1731.
16) Von den ungemessenen und gemessenen Diensten der teut-
schen Bauern handelt ausführlich Hr. von Benekendorf
in Oeconomia Forens. V. Th. 8. Hauptst. 9. und 10. Abschnitt.
Man sehe auch Runde Grds. des allg. teutschen Privat-
rechts §. 498.
17) kind Quaestion. for. Tom. I. cap. 70. pag. 269. sqq. und
Danz Handbuch 5. Band §. 498.
18) S. Melch. Dethmar. grollmanni Commentat. de opera-
rum debitarum mutatione P. I. II. et III. Giessae 1751. 4. Herr.
brokes select. Observat. for. Obs. CCCLXXI.
und Io. Ad.
Th.
D 2
§. 124.
Von gemeſſenen und ungemeſſenen Dienſten der Bauern.

Zuletzt theilt man die Bauerndienſte auch noch nach der
Qualitaͤt und Quantitaͤt der Leiſtung in gemeſſe-
ne
und ungemeſſene ein 15). Sind naͤmlich die Frohnen
durch Dienſtvertraͤge, Dienſtregiſter, oder Herkommen nach Zeit,
Ort, Zahl und Art beſtimmt, ſo werden ſie gemeſſene ge-
nennt; fehlt es hingegen an dieſen Beſtimmungen, ſo gehoͤren
ſie zu den ungemeſſenen Dienſten 16). Letztere ſind ent-
weder ſchlechterdings ungemeſſene Dienſte, (operae
indeterminatae abſolute tales
) wenn ſie weder in Anſehung ihrer
Quantitaͤt noch Qualitaͤt beſtimmt ſind, ſondern die Bauern zu
allen Zeiten, da ſie von der Herrſchaft aufgeboten werden, zu
Dienſten erſcheinen, und alles was zur Beſtellung und Nutzen
des herrſchaftlichen Guts erforderlich iſt, verrichten muͤſſen; oder
nur zum Theil ungemeſſene Dienſte, (operae indeter-
minatae ſecundum quid tales
), wenn ſie nur in Anſehung der Quan-
titaͤt unbeſtimmt ſind, das iſt, bey welchen nur die Anzahl der
jaͤhrlich zu leiſtenden Frohnen nicht feſtgeſetzt iſt, wenn gleich
Zeit, Ort und Art derſelben beſtimmt ſeyn ſollten 17). Wo
nun die Frohnen feſtgeſetzt ſind, da muß es auch bey der ein-
mal gemachten Beſtimmung genau bleiben, und es darf alſo zum
Nachtheil der Bauern keine Veraͤnderung in Anſehung derſelben
gemacht werden 18).


Ebend.
15) S. Io. Ge. pertsch Diſſ. de diviſione operarum in determi-
natas et indeterminatas, earumque exactione. Ienae
1731.
16) Von den ungemeſſenen und gemeſſenen Dienſten der teut-
ſchen Bauern handelt ausfuͤhrlich Hr. von Benekendorf
in Oeconomia Forens. V. Th. 8. Hauptſt. 9. und 10. Abſchnitt.
Man ſehe auch Runde Grdſ. des allg. teutſchen Privat-
rechts §. 498.
17) kind Quaeſtion. for. Tom. I. cap. 70. pag. 269. ſqq. und
Danz Handbuch 5. Band §. 498.
18) S. Melch. Dethmar. grollmanni Commentat. de opera-
rum debitarum mutatione P. I. II. et III. Gieſſae 1751. 4. Herr.
brokes ſelect. Obſervat. for. Obſ. CCCLXXI.
und Io. Ad.
Th.
D 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0057" n="51"/>
        <div n="2">
          <head>§. 124.<lb/>
Von geme&#x017F;&#x017F;enen und ungeme&#x017F;&#x017F;enen Dien&#x017F;ten der Bauern.</head><lb/>
          <p>Zuletzt theilt man die Bauerndien&#x017F;te auch noch <hi rendition="#g">nach der<lb/>
Qualita&#x0364;t und Quantita&#x0364;t der Lei&#x017F;tung in geme&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
ne</hi> und <hi rendition="#g">ungeme&#x017F;&#x017F;ene</hi> ein <note place="foot" n="15)">S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Io. Ge</hi>. <hi rendition="#k">pertsch</hi> Di&#x017F;&#x017F;. de divi&#x017F;ione operarum in determi-<lb/>
natas et indeterminatas, earumque exactione. Ienae</hi> 1731.</note>. Sind na&#x0364;mlich die Frohnen<lb/>
durch Dien&#x017F;tvertra&#x0364;ge, Dien&#x017F;tregi&#x017F;ter, oder Herkommen nach Zeit,<lb/>
Ort, Zahl und Art be&#x017F;timmt, &#x017F;o werden &#x017F;ie <hi rendition="#g">geme&#x017F;&#x017F;ene</hi> ge-<lb/>
nennt; fehlt es hingegen an die&#x017F;en Be&#x017F;timmungen, &#x017F;o geho&#x0364;ren<lb/>
&#x017F;ie zu den <hi rendition="#g">ungeme&#x017F;&#x017F;enen Dien&#x017F;ten</hi> <note place="foot" n="16)">Von den ungeme&#x017F;&#x017F;enen und geme&#x017F;&#x017F;enen Dien&#x017F;ten der teut-<lb/>
&#x017F;chen Bauern handelt ausfu&#x0364;hrlich Hr. von <hi rendition="#g">Benekendorf</hi><lb/><hi rendition="#aq">in Oeconomia Forens. V.</hi> Th. 8. Haupt&#x017F;t. 9. und 10. Ab&#x017F;chnitt.<lb/>
Man &#x017F;ehe auch <hi rendition="#g">Runde</hi> Grd&#x017F;. des allg. teut&#x017F;chen Privat-<lb/>
rechts §. 498.</note>. Letztere &#x017F;ind ent-<lb/>
weder <hi rendition="#g">&#x017F;chlechterdings ungeme&#x017F;&#x017F;ene Dien&#x017F;te</hi>, (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">operae<lb/>
indeterminatae ab&#x017F;olute tales</hi></hi>) wenn &#x017F;ie weder in An&#x017F;ehung ihrer<lb/>
Quantita&#x0364;t noch Qualita&#x0364;t be&#x017F;timmt &#x017F;ind, &#x017F;ondern die Bauern zu<lb/>
allen Zeiten, da &#x017F;ie von der Herr&#x017F;chaft aufgeboten werden, zu<lb/>
Dien&#x017F;ten er&#x017F;cheinen, und alles was zur Be&#x017F;tellung und Nutzen<lb/>
des herr&#x017F;chaftlichen Guts erforderlich i&#x017F;t, verrichten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; oder<lb/><hi rendition="#g">nur zum Theil ungeme&#x017F;&#x017F;ene Dien&#x017F;te</hi>, (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">operae indeter-<lb/>
minatae &#x017F;ecundum quid tales</hi></hi>), wenn &#x017F;ie nur in An&#x017F;ehung der Quan-<lb/>
tita&#x0364;t unbe&#x017F;timmt &#x017F;ind, das i&#x017F;t, bey welchen nur die Anzahl der<lb/>
ja&#x0364;hrlich zu lei&#x017F;tenden Frohnen nicht fe&#x017F;tge&#x017F;etzt i&#x017F;t, wenn gleich<lb/>
Zeit, Ort und Art der&#x017F;elben be&#x017F;timmt &#x017F;eyn &#x017F;ollten <note place="foot" n="17)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">kind</hi> Quae&#x017F;tion. for. Tom. I. cap. 70. pag. 269. &#x017F;qq.</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Danz</hi> Handbuch 5. Band §. 498.</note>. Wo<lb/>
nun die Frohnen fe&#x017F;tge&#x017F;etzt &#x017F;ind, da muß es auch bey der ein-<lb/>
mal gemachten Be&#x017F;timmung genau bleiben, und es darf al&#x017F;o zum<lb/>
Nachtheil der Bauern keine Vera&#x0364;nderung in An&#x017F;ehung der&#x017F;elben<lb/>
gemacht werden <note xml:id="note-0057" next="#note-0058" place="foot" n="18)">S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Melch. Dethmar</hi>. <hi rendition="#k">grollmanni</hi> Commentat. de opera-<lb/>
rum debitarum mutatione P. I. II. et III. Gie&#x017F;&#x017F;ae 1751. 4. <hi rendition="#i">Herr</hi>.<lb/><hi rendition="#k">brokes</hi> &#x017F;elect. Ob&#x017F;ervat. for. Ob&#x017F;. CCCLXXI.</hi> und <hi rendition="#aq">Io. Ad.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Th.</hi></fw></note>.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">D 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Ebend.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0057] §. 124. Von gemeſſenen und ungemeſſenen Dienſten der Bauern. Zuletzt theilt man die Bauerndienſte auch noch nach der Qualitaͤt und Quantitaͤt der Leiſtung in gemeſſe- ne und ungemeſſene ein 15). Sind naͤmlich die Frohnen durch Dienſtvertraͤge, Dienſtregiſter, oder Herkommen nach Zeit, Ort, Zahl und Art beſtimmt, ſo werden ſie gemeſſene ge- nennt; fehlt es hingegen an dieſen Beſtimmungen, ſo gehoͤren ſie zu den ungemeſſenen Dienſten 16). Letztere ſind ent- weder ſchlechterdings ungemeſſene Dienſte, (operae indeterminatae abſolute tales) wenn ſie weder in Anſehung ihrer Quantitaͤt noch Qualitaͤt beſtimmt ſind, ſondern die Bauern zu allen Zeiten, da ſie von der Herrſchaft aufgeboten werden, zu Dienſten erſcheinen, und alles was zur Beſtellung und Nutzen des herrſchaftlichen Guts erforderlich iſt, verrichten muͤſſen; oder nur zum Theil ungemeſſene Dienſte, (operae indeter- minatae ſecundum quid tales), wenn ſie nur in Anſehung der Quan- titaͤt unbeſtimmt ſind, das iſt, bey welchen nur die Anzahl der jaͤhrlich zu leiſtenden Frohnen nicht feſtgeſetzt iſt, wenn gleich Zeit, Ort und Art derſelben beſtimmt ſeyn ſollten 17). Wo nun die Frohnen feſtgeſetzt ſind, da muß es auch bey der ein- mal gemachten Beſtimmung genau bleiben, und es darf alſo zum Nachtheil der Bauern keine Veraͤnderung in Anſehung derſelben gemacht werden 18). Ebend. 15) S. Io. Ge. pertsch Diſſ. de diviſione operarum in determi- natas et indeterminatas, earumque exactione. Ienae 1731. 16) Von den ungemeſſenen und gemeſſenen Dienſten der teut- ſchen Bauern handelt ausfuͤhrlich Hr. von Benekendorf in Oeconomia Forens. V. Th. 8. Hauptſt. 9. und 10. Abſchnitt. Man ſehe auch Runde Grdſ. des allg. teutſchen Privat- rechts §. 498. 17) kind Quaeſtion. for. Tom. I. cap. 70. pag. 269. ſqq. und Danz Handbuch 5. Band §. 498. 18) S. Melch. Dethmar. grollmanni Commentat. de opera- rum debitarum mutatione P. I. II. et III. Gieſſae 1751. 4. Herr. brokes ſelect. Obſervat. for. Obſ. CCCLXXI. und Io. Ad. Th. D 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02verbesserungen_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02verbesserungen_1800/57
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Berichtigungen und Zusätze zum zweyten Bande des Glückischen Commentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1800, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02verbesserungen_1800/57>, abgerufen am 21.11.2024.