Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Buch. 8. Tit. §. 172. u. 173.
den die vermachten Früchte, als bestimmte corpora be-
trachtet. Hat also das Grundstück entweder gar nichts,
oder nicht soviel, als aus demselben an Früchten legiret
worden ist, eingetragen, so ist der Erbe nicht mehr als
den wirklichen Ertrag zu geben verbunden. Denn hier
wird ihm nicht wegen der Quantität, sondern wegen des
corporis taxativi die Verbindlichkeit auferlegt 9).

§. 173.
b) Eintheilung der Sachen in bewegliche und unbe-
wegliche
.

Die körperlichen Sachen sind entweder bewegliche
oder unbewegliche 10).

I) Sind körperliche Sachen von der Art, daß sie
ohne Vernichtung und Schaden ihren Ort verändern kön-
nen, so werden sie bewegliche Sachen, Fahrniß, fah-
rende Habe
genennt. Untersucht man den Grund, wel-
cher es macht, daß eine Sache ohne ihre Vernichtung ih-
re Stelle verändern kann, so findet man ihn entweder in
der Sache selbst, oder ausser ihr. Im ersten Fall wer-
den die bewegliche Sachen Moventien (res se moventes)
genennt, in andern Fall aber bewegliche Sachen im ei-
gentlichen Verstande.
Zu jenen rechneten die Römer

Scla-
9) L. 5. D de tritico, vin. et oleo legat. L. 83. §. 5. verb. Pro
quo et illud. D de Verbor. Obligationib.
Conf. Ios. avera-
nius
in Interpretat. iuris lib. II. cap.
27.
10) Die beyden besten Schriften in dieser Materie sind Paul.
voet de mobilium et immobilium natura. Leodii
1699. 4.
und Lud. Godofr. mogen Commentat. iurid. de vera ac ge-
nuina rerum mobilium et immobilium indole sec. diversa iuris
Rom. et Germ. principia. Giessae
1760. 4.

1. Buch. 8. Tit. §. 172. u. 173.
den die vermachten Fruͤchte, als beſtimmte corpora be-
trachtet. Hat alſo das Grundſtuͤck entweder gar nichts,
oder nicht ſoviel, als aus demſelben an Fruͤchten legiret
worden iſt, eingetragen, ſo iſt der Erbe nicht mehr als
den wirklichen Ertrag zu geben verbunden. Denn hier
wird ihm nicht wegen der Quantitaͤt, ſondern wegen des
corporis taxativi die Verbindlichkeit auferlegt 9).

§. 173.
b) Eintheilung der Sachen in bewegliche und unbe-
wegliche
.

Die koͤrperlichen Sachen ſind entweder bewegliche
oder unbewegliche 10).

I) Sind koͤrperliche Sachen von der Art, daß ſie
ohne Vernichtung und Schaden ihren Ort veraͤndern koͤn-
nen, ſo werden ſie bewegliche Sachen, Fahrniß, fah-
rende Habe
genennt. Unterſucht man den Grund, wel-
cher es macht, daß eine Sache ohne ihre Vernichtung ih-
re Stelle veraͤndern kann, ſo findet man ihn entweder in
der Sache ſelbſt, oder auſſer ihr. Im erſten Fall wer-
den die bewegliche Sachen Moventien (res ſe moventes)
genennt, in andern Fall aber bewegliche Sachen im ei-
gentlichen Verſtande.
Zu jenen rechneten die Roͤmer

Scla-
9) L. 5. D de tritico, vin. et oleo legat. L. 83. §. 5. verb. Pro
quo et illud. D de Verbor. Obligationib.
Conf. Ioſ. avera-
nius
in Interpretat. iuris lib. II. cap.
27.
10) Die beyden beſten Schriften in dieſer Materie ſind Paul.
voet de mobilium et immobilium natura. Leodii
1699. 4.
und Lud. Godofr. mogen Commentat. iurid. de vera ac ge-
nuina rerum mobilium et immobilium indole ſec. diverſa iuris
Rom. et Germ. principia. Gieſſae
1760. 4.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0480" n="466"/><fw place="top" type="header">1. Buch. 8. Tit. §. 172. u. 173.</fw><lb/>
den die vermachten Fru&#x0364;chte, als be&#x017F;timmte <hi rendition="#aq">corpora</hi> be-<lb/>
trachtet. Hat al&#x017F;o das Grund&#x017F;tu&#x0364;ck entweder gar nichts,<lb/>
oder nicht &#x017F;oviel, als aus dem&#x017F;elben an Fru&#x0364;chten legiret<lb/>
worden i&#x017F;t, eingetragen, &#x017F;o i&#x017F;t der Erbe nicht mehr als<lb/>
den wirklichen Ertrag zu geben verbunden. Denn hier<lb/>
wird ihm nicht wegen der Quantita&#x0364;t, &#x017F;ondern wegen des<lb/><hi rendition="#aq">corporis taxativi</hi> die Verbindlichkeit auferlegt <note place="foot" n="9)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 5. <hi rendition="#i">D de tritico, vin. et oleo legat. L.</hi> 83. <hi rendition="#i">§.</hi> 5. verb. <hi rendition="#i">Pro<lb/>
quo et illud. D de Verbor. Obligationib.</hi> Conf. <hi rendition="#i">Io&#x017F;.</hi> <hi rendition="#k">avera-<lb/>
nius</hi> in Interpretat. iuris lib. II. cap.</hi> 27.</note>.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 173.<lb/><hi rendition="#aq">b</hi>) Eintheilung der Sachen in <hi rendition="#g">bewegliche</hi> und <hi rendition="#g">unbe-<lb/>
wegliche</hi>.</head><lb/>
          <p>Die ko&#x0364;rperlichen Sachen &#x017F;ind entweder <hi rendition="#fr">bewegliche</hi><lb/>
oder <hi rendition="#fr">unbewegliche</hi> <note place="foot" n="10)">Die beyden be&#x017F;ten Schriften in die&#x017F;er Materie &#x017F;ind <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Paul.</hi><lb/><hi rendition="#k">voet</hi> de mobilium et immobilium natura. <hi rendition="#i">Leodii</hi></hi> 1699. 4.<lb/>
und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lud. Godofr.</hi><hi rendition="#k">mogen</hi> Commentat. iurid. de vera ac ge-<lb/>
nuina rerum mobilium et immobilium indole &#x017F;ec. diver&#x017F;a iuris<lb/>
Rom. et Germ. principia. <hi rendition="#i">Gie&#x017F;&#x017F;ae</hi></hi> 1760. 4.</note>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">I</hi>) Sind ko&#x0364;rperliche Sachen von der Art, daß &#x017F;ie<lb/>
ohne Vernichtung und Schaden ihren Ort vera&#x0364;ndern ko&#x0364;n-<lb/>
nen, &#x017F;o werden &#x017F;ie <hi rendition="#fr">bewegliche Sachen, Fahrniß, fah-<lb/>
rende Habe</hi> genennt. Unter&#x017F;ucht man den Grund, wel-<lb/>
cher es macht, daß eine Sache ohne ihre Vernichtung ih-<lb/>
re Stelle vera&#x0364;ndern kann, &#x017F;o findet man ihn entweder in<lb/>
der Sache &#x017F;elb&#x017F;t, oder au&#x017F;&#x017F;er ihr. Im er&#x017F;ten Fall wer-<lb/>
den die bewegliche Sachen <hi rendition="#fr">Moventien</hi> (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">res &#x017F;e moventes</hi></hi>)<lb/>
genennt, in andern Fall aber <hi rendition="#fr">bewegliche Sachen im ei-<lb/>
gentlichen Ver&#x017F;tande.</hi> Zu jenen rechneten die Ro&#x0364;mer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Scla-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[466/0480] 1. Buch. 8. Tit. §. 172. u. 173. den die vermachten Fruͤchte, als beſtimmte corpora be- trachtet. Hat alſo das Grundſtuͤck entweder gar nichts, oder nicht ſoviel, als aus demſelben an Fruͤchten legiret worden iſt, eingetragen, ſo iſt der Erbe nicht mehr als den wirklichen Ertrag zu geben verbunden. Denn hier wird ihm nicht wegen der Quantitaͤt, ſondern wegen des corporis taxativi die Verbindlichkeit auferlegt 9). §. 173. b) Eintheilung der Sachen in bewegliche und unbe- wegliche. Die koͤrperlichen Sachen ſind entweder bewegliche oder unbewegliche 10). I) Sind koͤrperliche Sachen von der Art, daß ſie ohne Vernichtung und Schaden ihren Ort veraͤndern koͤn- nen, ſo werden ſie bewegliche Sachen, Fahrniß, fah- rende Habe genennt. Unterſucht man den Grund, wel- cher es macht, daß eine Sache ohne ihre Vernichtung ih- re Stelle veraͤndern kann, ſo findet man ihn entweder in der Sache ſelbſt, oder auſſer ihr. Im erſten Fall wer- den die bewegliche Sachen Moventien (res ſe moventes) genennt, in andern Fall aber bewegliche Sachen im ei- gentlichen Verſtande. Zu jenen rechneten die Roͤmer Scla- 9) L. 5. D de tritico, vin. et oleo legat. L. 83. §. 5. verb. Pro quo et illud. D de Verbor. Obligationib. Conf. Ioſ. avera- nius in Interpretat. iuris lib. II. cap. 27. 10) Die beyden beſten Schriften in dieſer Materie ſind Paul. voet de mobilium et immobilium natura. Leodii 1699. 4. und Lud. Godofr. mogen Commentat. iurid. de vera ac ge- nuina rerum mobilium et immobilium indole ſec. diverſa iuris Rom. et Germ. principia. Gieſſae 1760. 4.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/480
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/480>, abgerufen am 21.11.2024.