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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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De his, qui sui vel alieni iuris sunt.
tur nach allemal plena ist, dahingegen diejenige, welche
durch ein fürstliches Rescript heutiges Tages bewirkt wird,
zuweilen plena, zuweilen minus plena seyn kann. Es
mögen jedoch uneheliche Kinder durch nachfolgende Ehe,
oder durch Landesherrliches Rescript seyn legitimirt wor-
den, so ist in dem einen wie in dem andern Fall die Wir-
kung immer diese, daß sie nicht nur, den ehelichen gleich,
verlangen können, in Innungen, Handwerken und andern
Gemeinheiten aufgenommen zu werden 51), sondern auch
fähig sind, zu öffentlichen Ehrenstellen und Würden zu
gelangen, sofern nicht etwa vermöge besonderer Gesetze ei-
ne rechte, natürliche und eheliche Geburt ausdrücklich er-
fordert würde, wie z. B. zu Beisitzerstellen bey dem Kammer-
gericht 52), zu denen Legitimirte nicht admittiret werden 53).

§. 146.
Ausschließung der Legitimirten von gewissen Rechten.

Vollkommen legitimirte Kinder erlangen durch die
Legitimation zwar die nach gemeinen Rechten mit der
rechtmäsigen Geburt verknüpfte Vortheile; allein diejeni-
gen werden ihnen nicht mitgetheilt, welche ihren
Grund in besondern Vorrechten einer rechten

Geburt
51) Reichsschluß vom J. 1731 von Abstellung der Hand-
werksmißbräuche §. 11.
52) Cammergerichtsordnung P. I. Tit. 3. §. 1. Reichs-
hofrathsordn
. Tit. I. §. 3.
53) Anderer Meinung sind zwar Mich. Godfr. wernher in
lectiss. Commentat. ad Digest. h. t.
§. 14. und Eichmann
in den Erklärungen des bürgerl. Rechts III. Th. S. 245.
lit. b); allein ihre Gründe überzeugen nicht. Man sehe
eisenhart Diss. cit. §. XIV. auch mynsinger Obs. Cameral.
Cent. IV. Obs. 31. blum Proc. Cam. Tit. VII. n.
31.
S 3

De his, qui ſui vel alieni iuris ſunt.
tur nach allemal plena iſt, dahingegen diejenige, welche
durch ein fuͤrſtliches Reſcript heutiges Tages bewirkt wird,
zuweilen plena, zuweilen minus plena ſeyn kann. Es
moͤgen jedoch uneheliche Kinder durch nachfolgende Ehe,
oder durch Landesherrliches Reſcript ſeyn legitimirt wor-
den, ſo iſt in dem einen wie in dem andern Fall die Wir-
kung immer dieſe, daß ſie nicht nur, den ehelichen gleich,
verlangen koͤnnen, in Innungen, Handwerken und andern
Gemeinheiten aufgenommen zu werden 51), ſondern auch
faͤhig ſind, zu oͤffentlichen Ehrenſtellen und Wuͤrden zu
gelangen, ſofern nicht etwa vermoͤge beſonderer Geſetze ei-
ne rechte, natuͤrliche und eheliche Geburt ausdruͤcklich er-
fordert wuͤrde, wie z. B. zu Beiſitzerſtellen bey dem Kammer-
gericht 52), zu denen Legitimirte nicht admittiret werden 53).

§. 146.
Ausſchließung der Legitimirten von gewiſſen Rechten.

Vollkommen legitimirte Kinder erlangen durch die
Legitimation zwar die nach gemeinen Rechten mit der
rechtmaͤſigen Geburt verknuͤpfte Vortheile; allein diejeni-
gen werden ihnen nicht mitgetheilt, welche ihren
Grund in beſondern Vorrechten einer rechten

Geburt
51) Reichsſchluß vom J. 1731 von Abſtellung der Hand-
werksmißbraͤuche §. 11.
52) Cammergerichtsordnung P. I. Tit. 3. §. 1. Reichs-
hofrathsordn
. Tit. I. §. 3.
53) Anderer Meinung ſind zwar Mich. Godfr. wernher in
lectiſſ. Commentat. ad Digeſt. h. t.
§. 14. und Eichmann
in den Erklaͤrungen des buͤrgerl. Rechts III. Th. S. 245.
lit. β); allein ihre Gruͤnde uͤberzeugen nicht. Man ſehe
eisenhart Diſſ. cit. §. XIV. auch mynsinger Obſ. Cameral.
Cent. IV. Obſ. 31. blum Proc. Cam. Tit. VII. n.
31.
S 3
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[277/0291] De his, qui ſui vel alieni iuris ſunt. tur nach allemal plena iſt, dahingegen diejenige, welche durch ein fuͤrſtliches Reſcript heutiges Tages bewirkt wird, zuweilen plena, zuweilen minus plena ſeyn kann. Es moͤgen jedoch uneheliche Kinder durch nachfolgende Ehe, oder durch Landesherrliches Reſcript ſeyn legitimirt wor- den, ſo iſt in dem einen wie in dem andern Fall die Wir- kung immer dieſe, daß ſie nicht nur, den ehelichen gleich, verlangen koͤnnen, in Innungen, Handwerken und andern Gemeinheiten aufgenommen zu werden 51), ſondern auch faͤhig ſind, zu oͤffentlichen Ehrenſtellen und Wuͤrden zu gelangen, ſofern nicht etwa vermoͤge beſonderer Geſetze ei- ne rechte, natuͤrliche und eheliche Geburt ausdruͤcklich er- fordert wuͤrde, wie z. B. zu Beiſitzerſtellen bey dem Kammer- gericht 52), zu denen Legitimirte nicht admittiret werden 53). §. 146. Ausſchließung der Legitimirten von gewiſſen Rechten. Vollkommen legitimirte Kinder erlangen durch die Legitimation zwar die nach gemeinen Rechten mit der rechtmaͤſigen Geburt verknuͤpfte Vortheile; allein diejeni- gen werden ihnen nicht mitgetheilt, welche ihren Grund in beſondern Vorrechten einer rechten Geburt 51) Reichsſchluß vom J. 1731 von Abſtellung der Hand- werksmißbraͤuche §. 11. 52) Cammergerichtsordnung P. I. Tit. 3. §. 1. Reichs- hofrathsordn. Tit. I. §. 3. 53) Anderer Meinung ſind zwar Mich. Godfr. wernher in lectiſſ. Commentat. ad Digeſt. h. t. §. 14. und Eichmann in den Erklaͤrungen des buͤrgerl. Rechts III. Th. S. 245. lit. β); allein ihre Gruͤnde uͤberzeugen nicht. Man ſehe eisenhart Diſſ. cit. §. XIV. auch mynsinger Obſ. Cameral. Cent. IV. Obſ. 31. blum Proc. Cam. Tit. VII. n. 31. S 3

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/291>, abgerufen am 21.11.2024.