Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Bd. 2. Berlin, 1745.An den Tod. Tod, was wilst du bei den Brüdern? Komst du her mit uns zu trinken? Geh, hier ist für dich kein Rheinwein! Trink aus Heidelberger Fässern; Denn der Durst, in deinen Knochen, Ist mit Maaßen nicht zu löschen! Geh, du möchtest statt der Brüder, Alle Römer ledig trinken! Geh, und laß die Brüder trinken! Denn du wilst sie doch nicht holen? Nein, du holst ia nur die Alten; Denn was soll das Reich der Todten Mit den Schatten, die noch trinken? Du verschonst die muntre Jugend. Tod, weil du der Jugend schonest, Solst du doch den Rheinwein schmekken. Sieh, dort steht ein voller Römer, Hol ihn mit den dürren Händen! Kanst du wol den Römer halten? Trinke, wenn die Brüder trinken; Aber ruf erst mit den Brüdern: Auf, es leben alle Mädchen! Und wenn dir der Rheinwein schmekket, O so iauchze mit den Brüdern, Freier, D 4
An den Tod. Tod, was wilſt du bei den Brüdern? Komſt du her mit uns zu trinken? Geh, hier iſt für dich kein Rheinwein! Trink aus Heidelberger Fäſſern; Denn der Durſt, in deinen Knochen, Iſt mit Maaßen nicht zu löſchen! Geh, du möchteſt ſtatt der Brüder, Alle Römer ledig trinken! Geh, und laß die Brüder trinken! Denn du wilſt ſie doch nicht holen? Nein, du holſt ia nur die Alten; Denn was ſoll das Reich der Todten Mit den Schatten, die noch trinken? Du verſchonſt die muntre Jugend. Tod, weil du der Jugend ſchoneſt, Solſt du doch den Rheinwein ſchmekken. Sieh, dort ſteht ein voller Römer, Hol ihn mit den dürren Händen! Kanſt du wol den Römer halten? Trinke, wenn die Brüder trinken; Aber ruf erſt mit den Brüdern: Auf, es leben alle Mädchen! Und wenn dir der Rheinwein ſchmekket, O ſo iauchze mit den Brüdern, Freier, D 4
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An den Tod.
Tod, was wilſt du bei den Brüdern?
Komſt du her mit uns zu trinken?
Geh, hier iſt für dich kein Rheinwein!
Trink aus Heidelberger Fäſſern;
Denn der Durſt, in deinen Knochen,
Iſt mit Maaßen nicht zu löſchen!
Geh, du möchteſt ſtatt der Brüder,
Alle Römer ledig trinken!
Geh, und laß die Brüder trinken!
Denn du wilſt ſie doch nicht holen?
Nein, du holſt ia nur die Alten;
Denn was ſoll das Reich der Todten
Mit den Schatten, die noch trinken?
Du verſchonſt die muntre Jugend.
Tod, weil du der Jugend ſchoneſt,
Solſt du doch den Rheinwein ſchmekken.
Sieh, dort ſteht ein voller Römer,
Hol ihn mit den dürren Händen!
Kanſt du wol den Römer halten?
Trinke, wenn die Brüder trinken;
Aber ruf erſt mit den Brüdern:
Auf, es leben alle Mädchen!
Und wenn dir der Rheinwein ſchmekket,
O ſo iauchze mit den Brüdern,
Freier,
D 4
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