Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Bd. 2. Berlin, 1745.Ein Traum. Bald hätte mich in dieser Nacht, Ein Traum ins Todtenreich gebracht Mich deucht, ich ritt spatzieren, Die Grillen zu verlieren; Da traf ich, welch ein Glükke! Mein Mädchen auf der Brükke, Auf die ich einst, mit Ruthen, schlug, Als sie mein Mädchen von mir trug Itzt wards, in ofnem Wagen, Von Rappen hergetragen. Wir sahen uns, o Freude! Mich deucht, wir wünschten beide: Ach möchte doch, uns zu erfreun, Die Mutter nicht im Wagen seyn Indem der Wunsch geschahe, Kam uns ein Tolpatsch nahe, Und, ach! für seinen Lappen, Erschrekken sich die Rappen, Und springen seitwerts in den Fluß, Daß auch der Wagen fallen muß! Da
Ein Traum. Bald hätte mich in dieſer Nacht, Ein Traum ins Todtenreich gebracht Mich deucht, ich ritt ſpatzieren, Die Grillen zu verlieren; Da traf ich, welch ein Glükke! Mein Mädchen auf der Brükke, Auf die ich einſt, mit Ruthen, ſchlug, Als ſie mein Mädchen von mir trug Itzt wards, in ofnem Wagen, Von Rappen hergetragen. Wir ſahen uns, o Freude! Mich deucht, wir wünſchten beide: Ach möchte doch, uns zu erfreun, Die Mutter nicht im Wagen ſeyn Indem der Wunſch geſchahe, Kam uns ein Tolpatſch nahe, Und, ach! für ſeinen Lappen, Erſchrekken ſich die Rappen, Und ſpringen ſeitwerts in den Fluß, Daß auch der Wagen fallen muß! Da
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0055" n="29"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Ein Traum.</hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">B</hi>ald hätte mich in dieſer Nacht,</l><lb/> <l>Ein Traum ins Todtenreich gebracht</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Mich deucht, ich ritt ſpatzieren,</l><lb/> <l>Die Grillen zu verlieren;</l><lb/> <l>Da traf ich, welch ein Glükke!</l><lb/> <l>Mein Mädchen auf der Brükke,</l><lb/> <l>Auf die ich einſt, mit Ruthen, ſchlug,</l><lb/> <l>Als ſie mein Mädchen von mir trug</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Itzt wards, in ofnem Wagen,</l><lb/> <l>Von Rappen hergetragen.</l><lb/> <l>Wir ſahen uns, o Freude!</l><lb/> <l>Mich deucht, wir wünſchten beide:</l><lb/> <l>Ach möchte doch, uns zu erfreun,</l><lb/> <l>Die Mutter nicht im Wagen ſeyn</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Indem der Wunſch geſchahe,</l><lb/> <l>Kam uns ein Tolpatſch nahe,</l><lb/> <l>Und, ach! für ſeinen Lappen,</l><lb/> <l>Erſchrekken ſich die Rappen,</l><lb/> <l>Und ſpringen ſeitwerts in den Fluß,</l><lb/> <l>Daß auch der Wagen fallen muß!</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Da</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [29/0055]
Ein Traum.
Bald hätte mich in dieſer Nacht,
Ein Traum ins Todtenreich gebracht
Mich deucht, ich ritt ſpatzieren,
Die Grillen zu verlieren;
Da traf ich, welch ein Glükke!
Mein Mädchen auf der Brükke,
Auf die ich einſt, mit Ruthen, ſchlug,
Als ſie mein Mädchen von mir trug
Itzt wards, in ofnem Wagen,
Von Rappen hergetragen.
Wir ſahen uns, o Freude!
Mich deucht, wir wünſchten beide:
Ach möchte doch, uns zu erfreun,
Die Mutter nicht im Wagen ſeyn
Indem der Wunſch geſchahe,
Kam uns ein Tolpatſch nahe,
Und, ach! für ſeinen Lappen,
Erſchrekken ſich die Rappen,
Und ſpringen ſeitwerts in den Fluß,
Daß auch der Wagen fallen muß!
Da
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch02_1745 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch02_1745/55 |
Zitationshilfe: | Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Bd. 2. Berlin, 1745, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch02_1745/55>, abgerufen am 22.02.2025. |