Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Bd. 2. Berlin, 1745.Einladung nach Berlin. Der iunge Zefir weicht, Da er sein Ziel erreicht; Er folget der Natur, Und weicht von unsrer Flur. Sein sanfter freier Hauch Verläßt den Rosenstrauch, Den er sonst nicht verließ, Wann er des Morgens blies, Von dem er, wann er kam, Den Ambra mit sich nahm, Und dann im Abendflug Zu meiner Laube trug Nun stirbt das frische Gras Vom kalten Boreas, Der stürmisch drüber fährt Der Wiesen Schmukk verheert, Und feindlich, wie ein Tod, Den Blumenbeeten droht. Er hat schon Florens Tracht Zum Teil zu nicht gemacht. Ihr buntes Sommerkleid Vermißt den Unterscheid. Das schön gefärbte Kraut Wird blaß und gelb geschaut. Freund, B
Einladung nach Berlin. Der iunge Zefir weicht, Da er ſein Ziel erreicht; Er folget der Natur, Und weicht von unſrer Flur. Sein ſanfter freier Hauch Verläßt den Roſenſtrauch, Den er ſonſt nicht verließ, Wann er des Morgens blies, Von dem er, wann er kam, Den Ambra mit ſich nahm, Und dann im Abendflug Zu meiner Laube trug Nun ſtirbt das friſche Gras Vom kalten Boreas, Der ſtürmiſch drüber fährt Der Wieſen Schmukk verheert, Und feindlich, wie ein Tod, Den Blumenbeeten droht. Er hat ſchon Florens Tracht Zum Teil zu nicht gemacht. Ihr buntes Sommerkleid Vermißt den Unterſcheid. Das ſchön gefärbte Kraut Wird blaß und gelb geſchaut. Freund, B
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0043" n="17"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Einladung nach Berlin.</hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>er iunge Zefir weicht,</l><lb/> <l>Da er ſein Ziel erreicht;</l><lb/> <l>Er folget der Natur,</l><lb/> <l>Und weicht von unſrer Flur.</l><lb/> <l>Sein ſanfter freier Hauch</l><lb/> <l>Verläßt den Roſenſtrauch,</l><lb/> <l>Den er ſonſt nicht verließ,</l><lb/> <l>Wann er des Morgens blies,</l><lb/> <l>Von dem er, wann er kam,</l><lb/> <l>Den Ambra mit ſich nahm,</l><lb/> <l>Und dann im Abendflug</l><lb/> <l>Zu meiner Laube trug</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l><hi rendition="#in">N</hi>un ſtirbt das friſche Gras</l><lb/> <l>Vom kalten Boreas,</l><lb/> <l>Der ſtürmiſch drüber fährt</l><lb/> <l>Der Wieſen Schmukk verheert,</l><lb/> <l>Und feindlich, wie ein Tod,</l><lb/> <l>Den Blumenbeeten droht.</l><lb/> <l>Er hat ſchon Florens Tracht</l><lb/> <l>Zum Teil zu nicht gemacht.</l><lb/> <l>Ihr buntes Sommerkleid</l><lb/> <l>Vermißt den Unterſcheid.</l><lb/> <l>Das ſchön gefärbte Kraut</l><lb/> <l>Wird blaß und gelb geſchaut.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">B</fw> <fw place="bottom" type="catch">Freund,</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [17/0043]
Einladung nach Berlin.
Der iunge Zefir weicht,
Da er ſein Ziel erreicht;
Er folget der Natur,
Und weicht von unſrer Flur.
Sein ſanfter freier Hauch
Verläßt den Roſenſtrauch,
Den er ſonſt nicht verließ,
Wann er des Morgens blies,
Von dem er, wann er kam,
Den Ambra mit ſich nahm,
Und dann im Abendflug
Zu meiner Laube trug
Nun ſtirbt das friſche Gras
Vom kalten Boreas,
Der ſtürmiſch drüber fährt
Der Wieſen Schmukk verheert,
Und feindlich, wie ein Tod,
Den Blumenbeeten droht.
Er hat ſchon Florens Tracht
Zum Teil zu nicht gemacht.
Ihr buntes Sommerkleid
Vermißt den Unterſcheid.
Das ſchön gefärbte Kraut
Wird blaß und gelb geſchaut.
Freund,
B
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |