Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Bd. 2. Berlin, 1745.An die Krieger. Hört doch, allerliebste Krieger, Hört doch, seid doch nicht so grimmig. Wenn ihr mit den Feinden fechtet, Stechen euch die Feinde Wunden, Und dann müßt ihr euch verbluten. Warum wollt ihr euch verbluten? Wollt ihr etwa, an den Wunden Eines sanften Todes sterben? Warum wollt ihr denn schon sterben? Seht ihr nicht, auf diesen Bergen Reifen schon die vollen Trauben! Stiftet Frieden mit den Feinden, Helft die vollen Trauben keltern, Trinkt den Most,, und werdet Brüder, Und laßt euch durch Wein und Freundschaft, Alle Lust zum Sterben rauben! An die Krieger. Hört doch, allerliebſte Krieger, Hört doch, ſeid doch nicht ſo grimmig. Wenn ihr mit den Feinden fechtet, Stechen euch die Feinde Wunden, Und dann müßt ihr euch verbluten. Warum wollt ihr euch verbluten? Wollt ihr etwa, an den Wunden Eines ſanften Todes ſterben? Warum wollt ihr denn ſchon ſterben? Seht ihr nicht, auf dieſen Bergen Reifen ſchon die vollen Trauben! Stiftet Frieden mit den Feinden, Helft die vollen Trauben keltern, Trinkt den Moſt,, und werdet Brüder, Und laßt euch durch Wein und Freundſchaft, Alle Luſt zum Sterben rauben! <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0103" n="77"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">An die Krieger.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">H</hi>ört doch, allerliebſte Krieger,</l><lb/> <l>Hört doch, ſeid doch nicht ſo grimmig.</l><lb/> <l>Wenn ihr mit den Feinden fechtet,</l><lb/> <l>Stechen euch die Feinde Wunden,</l><lb/> <l>Und dann müßt ihr euch verbluten.</l><lb/> <l>Warum wollt ihr euch verbluten?</l><lb/> <l>Wollt ihr etwa, an den Wunden</l><lb/> <l>Eines ſanften Todes ſterben?</l><lb/> <l>Warum wollt ihr denn ſchon ſterben?</l><lb/> <l>Seht ihr nicht, auf dieſen Bergen</l><lb/> <l>Reifen ſchon die vollen Trauben!</l><lb/> <l>Stiftet Frieden mit den Feinden,</l><lb/> <l>Helft die vollen Trauben keltern,</l><lb/> <l>Trinkt den Moſt,, und werdet Brüder,</l><lb/> <l>Und laßt euch durch Wein und Freundſchaft,</l><lb/> <l>Alle Luſt zum Sterben rauben!</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [77/0103]
An die Krieger.
Hört doch, allerliebſte Krieger,
Hört doch, ſeid doch nicht ſo grimmig.
Wenn ihr mit den Feinden fechtet,
Stechen euch die Feinde Wunden,
Und dann müßt ihr euch verbluten.
Warum wollt ihr euch verbluten?
Wollt ihr etwa, an den Wunden
Eines ſanften Todes ſterben?
Warum wollt ihr denn ſchon ſterben?
Seht ihr nicht, auf dieſen Bergen
Reifen ſchon die vollen Trauben!
Stiftet Frieden mit den Feinden,
Helft die vollen Trauben keltern,
Trinkt den Moſt,, und werdet Brüder,
Und laßt euch durch Wein und Freundſchaft,
Alle Luſt zum Sterben rauben!
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Zitationshilfe: | Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Bd. 2. Berlin, 1745, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch02_1745/103>, abgerufen am 22.02.2025. |