Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Berlin, [1744].Amor, ein Werber. Amor wirbt, ich seh ihn werben. Wie geschäftig, und wie freundlich Dringt er sich in alle Haufen. Doch! er ist nicht iedem sichtbar. Seht! ietzt geht er mit spatziren, Seht! ietzt führt er die Geworb'nen An den Händen treuer Freunde, Unter Weiden oder Linden; Und, gesichert für Verrätern, Schweren sie zu seiner Fahne. Seht ihn bei den Uberläufern, Seht doch! er bedekkt mit Larven Wangen, welche leicht erröten, Und entführet sie den Wächtern, Und verbirgt sie für Verrätern, Und begleitet sie zum Tanze, Und entdekkt sie nur dem Tänzer, Dem er sie zum Tanze bringet. Graun
Amor, ein Werber. Amor wirbt, ich ſeh ihn werben. Wie geſchaͤftig, und wie freundlich Dringt er ſich in alle Haufen. Doch! er iſt nicht iedem ſichtbar. Seht! ietzt geht er mit ſpatziren, Seht! ietzt fuͤhrt er die Geworb’nen An den Haͤnden treuer Freunde, Unter Weiden oder Linden; Und, geſichert fuͤr Verraͤtern, Schweren ſie zu ſeiner Fahne. Seht ihn bei den Uberlaͤufern, Seht doch! er bedekkt mit Larven Wangen, welche leicht erroͤten, Und entfuͤhret ſie den Waͤchtern, Und verbirgt ſie fuͤr Verraͤtern, Und begleitet ſie zum Tanze, Und entdekkt ſie nur dem Taͤnzer, Dem er ſie zum Tanze bringet. Graun
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Amor, ein Werber.
Amor wirbt, ich ſeh ihn werben.
Wie geſchaͤftig, und wie freundlich
Dringt er ſich in alle Haufen.
Doch! er iſt nicht iedem ſichtbar.
Seht! ietzt geht er mit ſpatziren,
Seht! ietzt fuͤhrt er die Geworb’nen
An den Haͤnden treuer Freunde,
Unter Weiden oder Linden;
Und, geſichert fuͤr Verraͤtern,
Schweren ſie zu ſeiner Fahne.
Seht ihn bei den Uberlaͤufern,
Seht doch! er bedekkt mit Larven
Wangen, welche leicht erroͤten,
Und entfuͤhret ſie den Waͤchtern,
Und verbirgt ſie fuͤr Verraͤtern,
Und begleitet ſie zum Tanze,
Und entdekkt ſie nur dem Taͤnzer,
Dem er ſie zum Tanze bringet.
Graun
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