Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Berlin, [1744].Die Flucht. Brüder! seht doch durch die Gläser. Seht doch, welche Menschenköpfe! Stehn doch Köpfe von den Thieren Auf den Hälsen dieser Männer! Jener da, weist uns die Zähne. Welcher Hund kan wol so bellen? Welcher Hund ist ihm wol ähnlich? Dort im Winkel grunzt sein Bruder. Hört! nun fängt er an zu lästern; Denn er lästert auch im Beten. Welche schwarze Lästerworte Fliegen von den frommen Lippen! Brüder seht! die frommen Lippen Sind so schwarz, wie Priesterrökke. Brüder komt, wir wollen laufen; Denn sie speien Haß und Geifer, Und er trift schon ihre Brüder. Komt, und laßt die Narren lästern, Komt, wir wollen hier nicht trinken. Die Flucht. Bruͤder! ſeht doch durch die Glaͤſer. Seht doch, welche Menſchenkoͤpfe! Stehn doch Koͤpfe von den Thieren Auf den Haͤlſen dieſer Maͤnner! Jener da, weiſt uns die Zaͤhne. Welcher Hund kan wol ſo bellen? Welcher Hund iſt ihm wol aͤhnlich? Dort im Winkel grunzt ſein Bruder. Hoͤrt! nun faͤngt er an zu laͤſtern; Denn er laͤſtert auch im Beten. Welche ſchwarze Laͤſterworte Fliegen von den frommen Lippen! Bruͤder ſeht! die frommen Lippen Sind ſo ſchwarz, wie Prieſterroͤkke. Bruͤder komt, wir wollen laufen; Denn ſie ſpeien Haß und Geifer, Und er trift ſchon ihre Bruͤder. Komt, und laßt die Narren laͤſtern, Komt, wir wollen hier nicht trinken. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0044" n="32"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Die Flucht.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">B</hi>ruͤder! ſeht doch durch die Glaͤſer.</l><lb/> <l>Seht doch, welche Menſchenkoͤpfe!</l><lb/> <l>Stehn doch Koͤpfe von den Thieren</l><lb/> <l>Auf den Haͤlſen dieſer Maͤnner!</l><lb/> <l>Jener da, weiſt uns die Zaͤhne.</l><lb/> <l>Welcher Hund kan wol ſo bellen?</l><lb/> <l>Welcher Hund iſt ihm wol aͤhnlich?</l><lb/> <l>Dort im Winkel grunzt ſein Bruder.</l><lb/> <l>Hoͤrt! nun faͤngt er an zu laͤſtern;</l><lb/> <l>Denn er laͤſtert auch im Beten.</l><lb/> <l>Welche ſchwarze Laͤſterworte</l><lb/> <l>Fliegen von den frommen Lippen!</l><lb/> <l>Bruͤder ſeht! die frommen Lippen</l><lb/> <l>Sind ſo ſchwarz, wie Prieſterroͤkke.</l><lb/> <l>Bruͤder komt, wir wollen laufen;</l><lb/> <l>Denn ſie ſpeien Haß und Geifer,</l><lb/> <l>Und er trift ſchon ihre Bruͤder.</l><lb/> <l>Komt, und laßt die Narren laͤſtern,</l><lb/> <l>Komt, wir wollen hier nicht trinken.</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [32/0044]
Die Flucht.
Bruͤder! ſeht doch durch die Glaͤſer.
Seht doch, welche Menſchenkoͤpfe!
Stehn doch Koͤpfe von den Thieren
Auf den Haͤlſen dieſer Maͤnner!
Jener da, weiſt uns die Zaͤhne.
Welcher Hund kan wol ſo bellen?
Welcher Hund iſt ihm wol aͤhnlich?
Dort im Winkel grunzt ſein Bruder.
Hoͤrt! nun faͤngt er an zu laͤſtern;
Denn er laͤſtert auch im Beten.
Welche ſchwarze Laͤſterworte
Fliegen von den frommen Lippen!
Bruͤder ſeht! die frommen Lippen
Sind ſo ſchwarz, wie Prieſterroͤkke.
Bruͤder komt, wir wollen laufen;
Denn ſie ſpeien Haß und Geifer,
Und er trift ſchon ihre Bruͤder.
Komt, und laßt die Narren laͤſtern,
Komt, wir wollen hier nicht trinken.
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Zitationshilfe: | Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Berlin, [1744], S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch01_1744/44>, abgerufen am 23.02.2025. |