Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Berlin, [1744].Die Wahl. Könt ich nur wie Orpheus spielen, Alle Knaben soltens fühlen, Und wenn ich ein Stükk gespielet, Und wenn sie den Reitz gefühlet, Solten sie, bei Spiel und Singen, Alle tanzen, alle springen; Könt ich wie Apelles schildern, O so solt es meinen Bildern Nicht an Reitz und Schönheit fehlen, Lauter Knaben wolt ich wählen; Könt ich künstlich, wie Propheten, Menschen wekken, Menschen tödten, O so wolt ich Geist und Leben Allen Knaben wieder geben. Aber könt ich meinen Willen Durch ein mächtig Wort erfüllen, Einer solte nach dem andern Wieder zu den Todten wandern; Vieler B 5
Die Wahl. Koͤnt ich nur wie Orpheus ſpielen, Alle Knaben ſoltens fuͤhlen, Und wenn ich ein Stuͤkk geſpielet, Und wenn ſie den Reitz gefuͤhlet, Solten ſie, bei Spiel und Singen, Alle tanzen, alle ſpringen; Koͤnt ich wie Apelles ſchildern, O ſo ſolt es meinen Bildern Nicht an Reitz und Schoͤnheit fehlen, Lauter Knaben wolt ich waͤhlen; Koͤnt ich kuͤnſtlich, wie Propheten, Menſchen wekken, Menſchen toͤdten, O ſo wolt ich Geiſt und Leben Allen Knaben wieder geben. Aber koͤnt ich meinen Willen Durch ein maͤchtig Wort erfuͤllen, Einer ſolte nach dem andern Wieder zu den Todten wandern; Vieler B 5
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0037" n="25"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Die Wahl.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">K</hi>oͤnt ich nur wie Orpheus ſpielen,</l><lb/> <l>Alle Knaben ſoltens fuͤhlen,</l><lb/> <l>Und wenn ich ein Stuͤkk geſpielet,</l><lb/> <l>Und wenn ſie den Reitz gefuͤhlet,</l><lb/> <l>Solten ſie, bei Spiel und Singen,</l><lb/> <l>Alle tanzen, alle ſpringen;</l><lb/> <l>Koͤnt ich wie Apelles ſchildern,</l><lb/> <l>O ſo ſolt es meinen Bildern</l><lb/> <l>Nicht an Reitz und Schoͤnheit fehlen,</l><lb/> <l>Lauter Knaben wolt ich waͤhlen;</l><lb/> <l>Koͤnt ich kuͤnſtlich, wie Propheten,</l><lb/> <l>Menſchen wekken, Menſchen toͤdten,</l><lb/> <l>O ſo wolt ich Geiſt und Leben</l><lb/> <l>Allen Knaben wieder geben.</l><lb/> <l>Aber koͤnt ich meinen Willen</l><lb/> <l>Durch ein maͤchtig Wort erfuͤllen,</l><lb/> <l>Einer ſolte nach dem andern</l><lb/> <l>Wieder zu den Todten wandern;</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">B 5</fw> <fw place="bottom" type="catch">Vieler</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [25/0037]
Die Wahl.
Koͤnt ich nur wie Orpheus ſpielen,
Alle Knaben ſoltens fuͤhlen,
Und wenn ich ein Stuͤkk geſpielet,
Und wenn ſie den Reitz gefuͤhlet,
Solten ſie, bei Spiel und Singen,
Alle tanzen, alle ſpringen;
Koͤnt ich wie Apelles ſchildern,
O ſo ſolt es meinen Bildern
Nicht an Reitz und Schoͤnheit fehlen,
Lauter Knaben wolt ich waͤhlen;
Koͤnt ich kuͤnſtlich, wie Propheten,
Menſchen wekken, Menſchen toͤdten,
O ſo wolt ich Geiſt und Leben
Allen Knaben wieder geben.
Aber koͤnt ich meinen Willen
Durch ein maͤchtig Wort erfuͤllen,
Einer ſolte nach dem andern
Wieder zu den Todten wandern;
Vieler
B 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch01_1744 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch01_1744/37 |
Zitationshilfe: | Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Berlin, [1744], S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch01_1744/37>, abgerufen am 23.02.2025. |