Es ist höchst wahrscheinlich, daß Eyer in königlichen Zellen allemal präformirte Weiseleyer sind. Legen sie auch dergleichen Eyer in andere Zellen, so bleiben sie nur so lange liegen, bis die, mehrere Kosten und Mühe erfordernde, Weiselzellen erbauet werden kön- nen, wornach gar eigentlich die Austheilung geschiehet.
§. 30.
Sie bewahren, irregulair, dieses Heiligthum, die königlichen Eyer, einsweilen in andern Zellen auf.
§. 31.
Die Bienenmutter legt also Weiseleyer, zweyer- ley Thräneneyer, oder endlich gemeine Arbeitsbienen- eyer, und so lassen sich die meisten verdrießlichen Um- stände heben.
§. 32.
Wenn auch beym Ablegen aus einem dreytägi- gen Arbeitsbienenwurm ein Weisel ausgebrütet erhal- ten wird: so ist dies eben kein Beweis ins Allgemei- ne! sondern vielmehr zu schließen, daß auch dieser Wurm bereits präformirt, und von ohugefähr er- hascht worden ist. Sonst müßte es keine fehlgeschla- gene Versuche geben; -- in einem stark besetzten Brutkasten sehr viele Königinnen zugleich zum Vor- schein kommen; -- bey einem schwächern weniger oder gar gar keine. Und dies geschieht doch nicht, ja oft das Gegentheil.
§. 33.
Die edle Ablegerkunst behält diesem ohnerachtet ihren wahren großen Werth, wenn auch gleich unter
zehn
E 2
§. 29.
Es iſt hoͤchſt wahrſcheinlich, daß Eyer in koͤniglichen Zellen allemal praͤformirte Weiſeleyer ſind. Legen ſie auch dergleichen Eyer in andere Zellen, ſo bleiben ſie nur ſo lange liegen, bis die, mehrere Koſten und Muͤhe erfordernde, Weiſelzellen erbauet werden koͤn- nen, wornach gar eigentlich die Austheilung geſchiehet.
§. 30.
Sie bewahren, irregulair, dieſes Heiligthum, die koͤniglichen Eyer, einsweilen in andern Zellen auf.
§. 31.
Die Bienenmutter legt alſo Weiſeleyer, zweyer- ley Thraͤneneyer, oder endlich gemeine Arbeitsbienen- eyer, und ſo laſſen ſich die meiſten verdrießlichen Um- ſtaͤnde heben.
§. 32.
Wenn auch beym Ablegen aus einem dreytaͤgi- gen Arbeitsbienenwurm ein Weiſel ausgebruͤtet erhal- ten wird: ſo iſt dies eben kein Beweis ins Allgemei- ne! ſondern vielmehr zu ſchließen, daß auch dieſer Wurm bereits praͤformirt, und von ohugefaͤhr er- haſcht worden iſt. Sonſt muͤßte es keine fehlgeſchla- gene Verſuche geben; — in einem ſtark beſetzten Brutkaſten ſehr viele Koͤniginnen zugleich zum Vor- ſchein kommen; — bey einem ſchwaͤchern weniger oder gar gar keine. Und dies geſchieht doch nicht, ja oft das Gegentheil.
§. 33.
Die edle Ablegerkunſt behaͤlt dieſem ohnerachtet ihren wahren großen Werth, wenn auch gleich unter
zehn
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§. 29.
Es iſt hoͤchſt wahrſcheinlich, daß Eyer in koͤniglichen
Zellen allemal praͤformirte Weiſeleyer ſind. Legen ſie
auch dergleichen Eyer in andere Zellen, ſo bleiben ſie
nur ſo lange liegen, bis die, mehrere Koſten und
Muͤhe erfordernde, Weiſelzellen erbauet werden koͤn-
nen, wornach gar eigentlich die Austheilung geſchiehet.
§. 30.
Sie bewahren, irregulair, dieſes Heiligthum,
die koͤniglichen Eyer, einsweilen in andern Zellen auf.
§. 31.
Die Bienenmutter legt alſo Weiſeleyer, zweyer-
ley Thraͤneneyer, oder endlich gemeine Arbeitsbienen-
eyer, und ſo laſſen ſich die meiſten verdrießlichen Um-
ſtaͤnde heben.
§. 32.
Wenn auch beym Ablegen aus einem dreytaͤgi-
gen Arbeitsbienenwurm ein Weiſel ausgebruͤtet erhal-
ten wird: ſo iſt dies eben kein Beweis ins Allgemei-
ne! ſondern vielmehr zu ſchließen, daß auch dieſer
Wurm bereits praͤformirt, und von ohugefaͤhr er-
haſcht worden iſt. Sonſt muͤßte es keine fehlgeſchla-
gene Verſuche geben; — in einem ſtark beſetzten
Brutkaſten ſehr viele Koͤniginnen zugleich zum Vor-
ſchein kommen; — bey einem ſchwaͤchern weniger
oder gar gar keine. Und dies geſchieht doch nicht, ja
oft das Gegentheil.
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/77>, abgerufen am 23.02.2025.
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