Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.terscheidungzeichen der Geschlechter gesucht werden §. 9. In beyden Fällen würde man einräumen müs- §. 10
terſcheidungzeichen der Geſchlechter geſucht werden §. 9. In beyden Faͤllen wuͤrde man einraͤumen muͤſ- §. 10
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0070" n="60"/> terſcheidungzeichen der Geſchlechter geſucht werden<lb/> muͤſſe! Die Saamenthierchen leben ja ſchon im<lb/> maͤnnlichen Saamen, und muͤſſen da ihre gewiſſe<lb/> Nahrung zu ihrer Fortdauer uͤberkommen; allein die-<lb/> ſe Nahrung giebt ihnen noch keinen thieriſchen Koͤr-<lb/> ger, weil ſie ſonſt zu großen Koͤrpern anwachſen muͤß-<lb/> ten! Vielleicht iſt im weiblichen Ey auch das thieri-<lb/> ſche Leben des Koͤrpers (ſo in Bewegung des Ge-<lb/> bluͤts beſteht) in der kleinſten Feinheit enthalten, und<lb/> durch den maͤnnlichen Saamen oder Saamenthierchen<lb/> wird vielleicht nur das geiſtige Leben des Thiers er-<lb/> theilt! Wenn man annimmt, daß im weiblichen Ey,<lb/> der Grund des Koͤrpers, und im maͤnnlichen Saa-<lb/> men, der Grund zur Seele lieget; ſo truͤgen beyde ge-<lb/> meinſchaftlich in proportionirter Austheilung das ihri-<lb/> ge zum Daſeyn des Thieres bey. Durch maͤnnliche<lb/> Schwaͤngerung reiſſet ſich das Ey vom Eyerſtocke<lb/> los; der geiſtige Theil des Thieres aber im maͤnnli-<lb/> chen Saamen koͤnnte allemal durch eine gewiſſe feine<lb/> Ausduͤnſtung wieder in andere Koͤrper, und von die-<lb/> ſen in andere Theile des maͤnnlichen Saamens uͤber-<lb/> gehen: ſo wuͤrde im Thierreiche nichts verſchwendet,<lb/> alles weislich angeleget und ausgebildet werden.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 9.</head><lb/> <p>In beyden Faͤllen wuͤrde man einraͤumen muͤſ-<lb/> ſen, daß der Urſtof von dem Unterſcheidungszeichen<lb/> der Geſchlechter entweder im weiblichen Ey an und<lb/> vor ſich ſelbſt urſpruͤnglich, oder in dem durch den<lb/> maͤnnlichen Saamen befruchteten Ey, folglich mit-<lb/> theilungs- oder befruchtungsweiſe liege. Die erſte<lb/> wuͤrde man praͤformirte, urſpruͤnglich gebildete; die<lb/> andern geſchwaͤngerte oder befruchtete Eyer, die be-<lb/> fruchteten oder geſchwaͤngerten Eyer aber vor ihrer<lb/> Befruchtung einfache, oder unpraͤformirte Eyer heiſ-<lb/> ſen muͤſſen.</p> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch">§. 10</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [60/0070]
terſcheidungzeichen der Geſchlechter geſucht werden
muͤſſe! Die Saamenthierchen leben ja ſchon im
maͤnnlichen Saamen, und muͤſſen da ihre gewiſſe
Nahrung zu ihrer Fortdauer uͤberkommen; allein die-
ſe Nahrung giebt ihnen noch keinen thieriſchen Koͤr-
ger, weil ſie ſonſt zu großen Koͤrpern anwachſen muͤß-
ten! Vielleicht iſt im weiblichen Ey auch das thieri-
ſche Leben des Koͤrpers (ſo in Bewegung des Ge-
bluͤts beſteht) in der kleinſten Feinheit enthalten, und
durch den maͤnnlichen Saamen oder Saamenthierchen
wird vielleicht nur das geiſtige Leben des Thiers er-
theilt! Wenn man annimmt, daß im weiblichen Ey,
der Grund des Koͤrpers, und im maͤnnlichen Saa-
men, der Grund zur Seele lieget; ſo truͤgen beyde ge-
meinſchaftlich in proportionirter Austheilung das ihri-
ge zum Daſeyn des Thieres bey. Durch maͤnnliche
Schwaͤngerung reiſſet ſich das Ey vom Eyerſtocke
los; der geiſtige Theil des Thieres aber im maͤnnli-
chen Saamen koͤnnte allemal durch eine gewiſſe feine
Ausduͤnſtung wieder in andere Koͤrper, und von die-
ſen in andere Theile des maͤnnlichen Saamens uͤber-
gehen: ſo wuͤrde im Thierreiche nichts verſchwendet,
alles weislich angeleget und ausgebildet werden.
§. 9.
In beyden Faͤllen wuͤrde man einraͤumen muͤſ-
ſen, daß der Urſtof von dem Unterſcheidungszeichen
der Geſchlechter entweder im weiblichen Ey an und
vor ſich ſelbſt urſpruͤnglich, oder in dem durch den
maͤnnlichen Saamen befruchteten Ey, folglich mit-
theilungs- oder befruchtungsweiſe liege. Die erſte
wuͤrde man praͤformirte, urſpruͤnglich gebildete; die
andern geſchwaͤngerte oder befruchtete Eyer, die be-
fruchteten oder geſchwaͤngerten Eyer aber vor ihrer
Befruchtung einfache, oder unpraͤformirte Eyer heiſ-
ſen muͤſſen.
§. 10
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