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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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setzen wolle. Als eine Probe, daß der Cardinal Polignac ein
galant homme und homme d'Esprit sey, wurde uns erzehlet, daß
als derselbe einsmals bey der Duchesse du Maine gewesen,
und en raillant gefraget worden, ob man zwischen der Duchesse
und einer Uhr wohl eine Vergleichung finden könne, der Cardinal
solche Gleichheit folgendermaßen ausgedruckt habe: la montr[unleserliches Material]
nous fait observer les heures; vous, Madame, nous les faites
oublier. Beym Abschied embrassirte der Duc Illustrissimum, und bat sein
Haus als das ihrige anzusehen, ließ sich auch in der ersten
Antichambre nicht anders, als durch vieles Bitten von dem
weiteren Begleiten zurückhalten. Abends machten wir noch
eine Tour bey dem Marquis de Montbrun, trafen aber weder
ihn noch sie zu Hause an.

Den 23 December

Mittags speisete der Abbe de Ferrus bey uns, und wir beglei-
teten denselben nachmittags nach der Mademoiselle Parant
woselbst wir uns bis auf den Abend mit Gesprächen unter
hielten. Sie gab der Institution d'un Prince des Abbe du Guet
ein großes Eloge, und lobte überhaupt diejenige lecture
von welcher dem Leser etwas reales im Gemüt zurück-
bliebe. Von der im letzten Diario berührten Materie, den
Putz des Frauen-Zimmers betreffend, wurde in einem Buch
folgende Passage aufgeschlagen:

c'est a la Seule proprete
Qu'il faut borner les soins qu'on doit a la beaute:
Tres souvent l'extrenme parure,
Bien loin d'en augmenter l'eclat,
En derobe a nos yeux le fin, le delicat,
Et n'offre qu'un tableau trop charge de peinture.

Auf dem Rückwege von der Mad. Parant hielten wir vor
dem Quartier des gestern hier angekommenen Prinzen von
Rudolstadt
stille, um ihn zu bewillkommen, fanden denselben
aber nicht zu Hause, und erfuhren bey der Retour in unserem
Hotel, daß indeßen der H. von Hertenberg da gewesen sey.

Den 24 December

Bey heutiger Perlustration der schönen Bibliothec des ehemals
erwehnten Monsieur Milsoneau, fanden sich ein noch ungedrucktes
Manuscript von dem 15d und 16d Tomo der memoriae reconditae
des bekannten Siri in 4 starcken Voluminibus in fol:, welches der

setzen wolle. Als eine Probe, daß der Cardinal Polignac ein
galant homme und homme d’Esprit sey, wurde uns erzehlet, daß
als derselbe einsmals bey der Duchesse du Maine gewesen,
und en raillant gefraget worden, ob man zwischen der Duchesse
und einer Uhr wohl eine Vergleichung finden könne, der Cardinal
solche Gleichheit folgendermaßen ausgedruckt habe: la montr[unleserliches Material]
nous fait observer les heures; vous, Madame, nous les faites
oublier. Beym Abschied embrassirte der Duc Illustrissimum, und bat sein
Haus als das ihrige anzusehen, ließ sich auch in der ersten
Antichambre nicht anders, als durch vieles Bitten von dem
weiteren Begleiten zurückhalten. Abends machten wir noch
eine Tour bey dem Marquis de Montbrun, trafen aber weder
ihn noch sie zu Hause an.

Den 23 December

Mittags speisete der Abbé de Ferrus bey uns, und wir beglei-
teten denselben nachmittags nach der Mademoiselle Parant
woselbst wir uns bis auf den Abend mit Gesprächen unter
hielten. Sie gab der Institution d’un Prince des Abbé du Guet
ein großes Eloge, und lobte überhaupt diejenige lecture
von welcher dem Leser etwas reales im Gemüt zurück-
bliebe. Von der im letzten Diario berührten Materie, den
Putz des Frauen-Zimmers betreffend, wurde in einem Buch
folgende Passage aufgeschlagen:

c’est à la Seule propreté
Qu’il faut borner les soins qu’on doit à la beauté:
Tres souvent l‘extrẽme parure,
Bien loin d’en augmenter l’eclat,
En dérobe à nos yeux le fin, le dèlicat,
Et n’offre qu’un tableau trop chargé de peinture.

Auf dem Rückwege von der Mad. Parant hielten wir vor
dem Quartier des gestern hier angekommenen Prinzen von
Rudolstadt
stille, um ihn zu bewillkommen, fanden denselben
aber nicht zu Hause, und erfuhren bey der Retour in unserem
Hotel, daß indeßen der H. von Hertenberg da gewesen sey.

Den 24 December

Bey heutiger Perlustration der schönen Bibliothec des ehemals
erwehnten Monsieur Milsoneau, fanden sich ein noch ungedrucktes
Manuscript von dem 15d und 16d Tomo der memoriae reconditae
des bekannten Siri in 4 starcken Voluminibus in fol:, welches der

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/95>, abgerufen am 21.11.2024.