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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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abschläglichen Antwort, sein Bewenden, ohnerachtet remonstriret
wurde, que, si son Eminence ne vouloit pas etre grand
par son merite, elle lasle seroit, meme malgres elle, par sa
naissance et par ses dignites ecclesiastiques. Er nahm darauf
Gelegenheit von der Vanitaet des sonst von ihm groß geachteten
Ciceronis, zu reden, und explicirete viele passagen aus deßen
Episteln und Orationibus, mit so vielen historischen Umstän-
den, und mit solcher Deutligkeit, daß es ein Professor nicht
beßer hätte machen können. Zuletzt wurde diese Materie
sogar mit einem Discours von der christlichen Demuth, und
wie solche dem Menschen schwehrer, als alles andere ankomme,
beschloßen. Wobey der Cardinal viel Sprüche allegirete und
seine Wißenschaft in der Schrift dadurch zeigete. Beym
endlichen Abschied erwehnte er nochmals das obgedachte in-
stitutum des Fränckischen Secretarii, und sagte: vous
me dispensez donc, de mettre mon nom au nombre des grands
personnages, worauf denn ein convenabel gegen=Compliment
gemacht, und wir von ihm, weil er schlafen wolte,
sehr obligeant dimittiret wurden. Abends wurde das
ehemals schon beschriebene Concert Spirituelle besuchet,
in welchem dismal nicht nur der berühmte Virtuose
Guignon, auf der Violine, sondern auch ein anderer
auf der Flute a|bec, deren er zwey zu gleicher Zeit spie-
lete, sich sehr geschickt hören ließen.

Den 9 December

Mittags hatten wir den Monsieur de Ferrus zu Gaste,
aus deßen Discoursen unter andern dieses anmerckungs-
würdig gewesen, daß er an dem Ort seiner Geburt einen
catholischen Goldschmidt und einen reformirten Mahler ge-
kannt, welcher bey derseits taub und stumm gebohren gewe-
sen, dennoch aber von Religions-Streitigkeiten vielfältig
und sehr hitzig mit einander disputiret. Von einem
Frantzösischen Städtgen Saint Pierre Surdive genannt, sind
an einen gewißen Mann allhier, Briefe vom 16 September ein-
gelauffen, welche folgende Geschichte in sich faßen. Es hat
nehmlich einen Haufen Leute, welche nach einem benachbarten

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abschläglichen Antwort, sein Bewenden, ohnerachtet remonstriret
wurde, que, si son Eminence ne vouloit pas être grand
par son merite, elle lasle seroit, meme malgrés elle, par sa
naissance et par ses dignités ecclesiastiques. Er nahm darauf
Gelegenheit von der Vanitaet des sonst von ihm groß geachteten
Ciceronis, zu reden, und explicirete viele passagen aus deßen
Episteln und Orationibus, mit so vielen historischen Umstän-
den, und mit solcher Deutligkeit, daß es ein Professor nicht
beßer hätte machen können. Zuletzt wurde diese Materie
sogar mit einem Discours von der christlichen Demuth, und
wie solche dem Menschen schwehrer, als alles andere ankomme,
beschloßen. Wobey der Cardinal viel Sprüche allegirete und
seine Wißenschaft in der Schrift dadurch zeigete. Beym
endlichen Abschied erwehnte er nochmals das obgedachte in-
stitutum des Fränckischen Secretarii, und sagte: vous
me dispensez donc, de mettre mon nom au nombre des grands
personnages, worauf denn ein convenabel gegen=Compliment
gemacht, und wir von ihm, weil er schlafen wolte,
sehr obligeant dimittiret wurden. Abends wurde das
ehemals schon beschriebene Concert Spirituelle besuchet,
in welchem dismal nicht nur der berühmte Virtuose
Guignon, auf der Violine, sondern auch ein anderer
auf der Flute à|bec, deren er zwey zu gleicher Zeit spie-
lete, sich sehr geschickt hören ließen.

Den 9 December

Mittags hatten wir den Monsieur de Ferrus zu Gaste,
aus deßen Discoursen unter andern dieses anmerckungs-
würdig gewesen, daß er an dem Ort seiner Geburt einen
catholischen Goldschmidt und einen reformirten Mahler ge-
kannt, welcher bey derseits taub und stumm gebohren gewe-
sen, dennoch aber von Religions-Streitigkeiten vielfältig
und sehr hitzig mit einander disputiret. Von einem
Frantzösischen Städtgen Saint Pierre Surdive genannt, sind
an einen gewißen Mann allhier, Briefe vom 16 September ein-
gelauffen, welche folgende Geschichte in sich faßen. Es hat
nehmlich einen Haufen Leute, welche nach einem benachbarten

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[0078] 34 abschläglichen Antwort, sein Bewenden, ohnerachtet remonstriret wurde, que, si son Eminence ne vouloit pas être grand par son merite, elle le seroit, meme malgrés elle, par sa naissance et par ses dignités ecclesiastiques. Er nahm darauf Gelegenheit von der Vanitaet des sonst von ihm groß geachteten Ciceronis, zu reden, und explicirete viele passagen aus deßen Episteln und Orationibus, mit so vielen historischen Umstän- den, und mit solcher Deutligkeit, daß es ein Professor nicht beßer hätte machen können. Zuletzt wurde diese Materie sogar mit einem Discours von der christlichen Demuth, und wie solche dem Menschen schwehrer, als alles andere ankomme, beschloßen. Wobey der Cardinal viel Sprüche allegirete und seine Wißenschaft in der Schrift dadurch zeigete. Beym endlichen Abschied erwehnte er nochmals das obgedachte in- stitutum des Fränckischen Secretarii, und sagte: vous me dispensez donc, de mettre mon nom au nombre des grands personnages, worauf denn ein convenabel gegen=Compliment gemacht, und wir von ihm, weil er schlafen wolte, sehr obligeant dimittiret wurden. Abends wurde das ehemals schon beschriebene Concert Spirituell besuchet, in welchem dismal nicht nur der berühmte Virtuose Guignon, auf der Violine, sondern auch ein anderer auf der Flute à|bec, deren er zwey zu gleicher Zeit spie- lete, sich sehr geschickt hören ließ. Den 9 Decembr: Mittags hatten wir den Monsieur de Ferrus zu Gaste, aus deßen Discoursen unter andern dieses anmerckungs- würdig gewesen, daß er an dem Ort seiner Geburt einen catholischen Goldschmidt und einen reformirten Mahler ge- kannt, welcher bey derseits taub und stumm gebohren gewe- sen, dennoch aber von Religions-Streitigkeiten vielfältig und sehr hitzig mit einander disputiret. Von einem Frantzösischen Städtgen St: Pierre Surdive genannt, sind an einen gewißen Mann allhier, Briefe vom 16 Sept: ein- gelauffen, welche folgende Geschichte in sich faßen. Es hat nehmlich einen Haufen Leute, welche nach einem benachbarten

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/78>, abgerufen am 21.11.2024.