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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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man ietzo nur noch Löcher, darinn sie befestiget gewesen. 3.) Die Juden=Sy-
nagoge, welche ein gantz räumlicher boisirter Saal ist. Die Judenschafte
rechnet man hier 5000 starck, und wohnen sie in einem aparten quartier
der Stadt, welches alle Nacht mit besonderen Thoren verschloßen wird.
4.) Das große an= und zum Theil in der See gebauete neue Lazareth zur
Quarantaine. Auswendig ist es mit einer Mauer umgeben, welche
mit Soldaten besetzet werden kan. Das eigentliche Gebäude, welches von
solcher Mauer etwa 10 bis 12 Schritte abstehet, f[unleserliches Material]ormiret auswendig
ein Vier Eck, auf dem inwendigen Platz aber ein Acht Eck, in welchem
Acht Eck rings umher die Kammern sind, wo die Leute, welche quaran-
taine halten, logiren können. Mitten auf diesem inneren Platz stehet
eine kleine Capelle, von oben bis unten mit Glaß-Fenstern um-
geben, daß also die Leute allenfals aus denen Fenstern ihrer
quartiere dem Meß=Opfer zusehen können. Zu denen Waaren sind
besondere große Gewölber zwey etagen hoch über ein ander ver-
fertiget, und leget man in die untern diejenigen, welche etwas Feuchtig-
keit vertragen können. Das Gebäude ist vortrefflich, nach proportion
des hiesigen commerciii aber, zu groß, und dienet fast nur allein vor
diejenigen Kaufleute und Waaren, welche jährlich einmal aus der
Levante auf den Marckt nach Senegallia kommen. Weil der
Neapolitanische General-Lieutenant und Inspector der Infante-
rie und Cavalerie Conte Maoni, der zu gedachten Senegallia das
commando hat, sich eben hier befand; so suchten wir die in Neapolis
mit ihm gemachte Bekanntschafft durch eine visite um so mehr zu
renoviren, da wir nach her auch zu Rom im Stuartischen Hause bey
seiner Durch Reise ihn gesprochen hatten. Er praevenirete uns aber mit
denen Besuch, brachte auch den Maltheser=Commandeur Terreti, bey
dem er hier logiret, mit sich, und erzeigete sich ungemein obligeant.
Weil er den Überrest des Abends noch anderwaerts herum zu fahren
hatte, wir auch in unserer Reise equipage seiner invitation in die
Nacht-Geseelschafft nicht folgen konnten; so fand er sich, als wir
das Soupe einnahmen, noch mit einem andern officier abermal
ein, und wünschete uns glückliche Reise, mit der Versicherung,
daß uns weder die Neapolitaner, noch Spani[unleserliches Material]er einiges Leid zu-
fügen würden.

Den 16ten April.

Mit anbrechendem Tage setzten wir unsern Weg dichte an dem Adriatischen
See=Ufer gantz angenehm fort. Auf der ersten Post hohlete uns
der oben erwähnete Duca di Gravina ein, und erzehlete, daß der

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man ietzo nur noch Löcher, darinn sie befestiget gewesen. 3.) Die Juden=Sy-
nagoge, welche ein gantz räumlicher boisirter Saal ist. Die Judenschafte
rechnet man hier 5000 starck, und wohnen sie in einem aparten quartier
der Stadt, welches alle Nacht mit besonderen Thoren verschloßen wird.
4.) Das große an= und zum Theil in der See gebauete neue Lazareth zur
Quarantaine. Auswendig ist es mit einer Mauer umgeben, welche
mit Soldaten besetzet werden kan. Das eigentliche Gebäude, welches von
solcher Mauer etwa 10 bis 12 Schritte abstehet, f[unleserliches Material]ormiret auswendig
ein Vier Eck, auf dem inwendigen Platz aber ein Acht Eck, in welchem
Acht Eck rings umher die Kammern sind, wo die Leute, welche quaran-
taine halten, logiren können. Mitten auf diesem inneren Platz stehet
eine kleine Capelle, von oben bis unten mit Glaß-Fenstern um-
geben, daß also die Leute allenfals aus denen Fenstern ihrer
quartiere dem Meß=Opfer zusehen können. Zu denen Waaren sind
besondere große Gewölber zwey etagen hoch über ein ander ver-
fertiget, und leget man in die untern diejenigen, welche etwas Feuchtig-
keit vertragen können. Das Gebäude ist vortrefflich, nach proportion
des hiesigen commerciii aber, zu groß, und dienet fast nur allein vor
diejenigen Kaufleute und Waaren, welche jährlich einmal aus der
Levante auf den Marckt nach Senegallia kommen. Weil der
Neapolitanische General-Lieutenant und Inspector der Infante-
rie und Cavalerie Conte Maoni, der zu gedachten Senegallia das
commando hat, sich eben hier befand; so suchten wir die in Neapolis
mit ihm gemachte Bekanntschafft durch eine visite um so mehr zu
renoviren, da wir nach her auch zu Rom im Stuartischen Hause bey
seiner Durch Reise ihn gesprochen hatten. Er praevenirete uns aber mit
denen Besuch, brachte auch den Maltheser=Commandeur Terreti, bey
dem er hier logiret, mit sich, und erzeigete sich ungemein obligeant.
Weil er den Überrest des Abends noch anderwaerts herum zu fahren
hatte, wir auch in unserer Reise equipage seiner invitation in die
Nacht-Geseelschafft nicht folgen konnten; so fand er sich, als wir
das Soupé einnahmen, noch mit einem andern officier abermal
ein, und wünschete uns glückliche Reise, mit der Versicherung,
daß uns weder die Neapolitaner, noch Spani[unleserliches Material]er einiges Leid zu-
fügen würden.

Den 16ten April.

Mit anbrechendem Tage setzten wir unsern Weg dichte an dem Adriatischen
See=Ufer gantz angenehm fort. Auf der ersten Post hohlete uns
der oben erwähnete Duca di Gravina ein, und erzehlete, daß der

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[0740] 363 man ietzo nur noch Löcher, darinn sie befestiget gewesen. 3.) Die Juden=Sy- nagoge, welche ein gantz räumlicher boisirter Saal ist. Die Judenschafte rechnet man hier 5000 starck, und wohnen sie in einem aparten quartier der Stadt, welches alle Nacht mit besonderen Thoren verschloßen wird. 4.) Das große an= und zum Theil in der See gebauete neue Lazareth zur Quarantaine. Auswendig ist es mit einer Mauer umgeben, welche mit Soldaten besetzet werden kan. Das eigentliche Gebäude, welches von solcher Mauer etwa 10 bis 12 Schritte abstehet, formiret auswendig ein Vier Eck, auf dem inwendigen Platz aber ein Acht Eck, in welchem Acht Eck rings umher die Kammern sind, wo die Leute, welche quaran- taine halten, logiren können. Mitten auf diesem inneren Platz stehet eine kleine Capelle, von oben bis unten mit Glaß-Fenstern um- geben, daß also die Leute allenfals aus denen Fenstern ihrer quartiere dem Meß=Opfer zusehen können. Zu denen Waaren sind besondere große Gewölber zwey etagen hoch über ein ander ver- fertiget, und leget man in die untern diejenigen, welche etwas Feuchtig- keit vertragen können. Das Gebäude ist vortrefflich, nach proportion des hiesigen commerciii aber, zu groß, und dienet fast nur allein vor diejenigen Kaufleute und Waaren, welche jährlich einmal aus der Levante auf den Marckt nach Senegallia kommen. Weil der Neapolitanische General-Lieutenant und Inspector der Infante- rie und Cavalerie Conte Maoni, der zu gedachten Senegallia das commando hat, sich eben hier befand; so suchten wir die in Neapolis mit ihm gemachte Bekanntschafft durch eine visite um so mehr zu renoviren, da wir nach her auch zu Rom im Stuartischen Hause bey seiner Durch Reise ihn gesprochen hatten. Er praevenirete uns aber mit denen Besuch, brachte auch den Maltheser=Commandeur Terreti, bey dem er hier logiret, mit sich, und erzeigete sich ungemein obligeant. Weil er den Überrest des Abends noch anderwaerts herum zu fahren hatte, wir auch in unserer Reise equipage seiner invitation in die Nacht-Geseelschafft nicht folgen konnten; so fand er sich, als wir das Soupé einnahmen, noch mit einem andern officier abermal ein, und wünschete uns glückliche Reise, mit der Versicherung, daß uns weder die Neapolitaner, noch Spanier einiges Leid zu- fügen würden. Den 16ten April. Mit anbrechendem Tage setzten wir unsern Weg dichte an dem Adriatischen See=Ufer gantz angenehm fort. Auf der ersten Post hohlete uns der oben erwähnete Duca di Gravina ein, und erzehlete, daß der

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/740>, abgerufen am 21.11.2024.