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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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nur daß kein Fluch, wie damals, vor dem Seegen her-
gieng. Die auf dem Platze rangirte infanterie fällt wäh-
rendes dieses Seegens auf ein Knie, und die Fahnen werden
gar auf die Erde gestrecket. Das Volck aber stund so dichte
und häuffig auf ein ander, daß die wenigsten nieder-
fallen konten. Der mehrmals schon erwehnte Frantzöl.
Praelat Bouchet hat uns bey Gelegenheit erzehlet, daß
der Pabst gegen ihn verschiedentlich über die excessive ihm
wiederfahrende Ehre sein Mißfallen bezeuget u. Z. E.
gesagt habe, als er einer gewißen Solennitaet in
einem hiesigen Collegio beywohnen sollen "es ver-
"drieße ihn, hin zu gehen, denn es lauffe doch alles
"dahin aus, daß die Leute ventre a terre kamen und
"ihn embarrassireten. Nach der fernern Erzehlung dieses
praelaten hat der Pabst, wenn sie von dieser materie
vertraulich gesprochen, mehr als einmal schertz- oder
vielmehr Beschwerungs=weise zu ihm gesagt: voi-tu cette
pauvre divinite? sich selbst damit meinend. Auf
unser Befragen, warum denn der Pabst das, was ihm
selbst excessiv scheine und ungemächlich falle, nicht
abschaffe? war die Antwort: il n' est pas le maitre.
Chaque Pape est esclave de son confesseur, de son
medecin, et du ceremonial etabli.

nur daß kein Fluch, wie damals, vor dem Seegen her-
gieng. Die auf dem Platze rangirte infanterie fällt wäh-
rendes dieses Seegens auf ein Knie, und die Fahnen werden
gar auf die Erde gestrecket. Das Volck aber stund so dichte
und häuffig auf ein ander, daß die wenigsten nieder-
fallen konten. Der mehrmals schon erwehnte Frantzöl.
Praelat Bouchet hat uns bey Gelegenheit erzehlet, daß
der Pabst gegen ihn verschiedentlich über die excessive ihm
wiederfahrende Ehre sein Mißfallen bezeuget u. Z. E.
gesagt habe, als er einer gewißen Solennitaet in
einem hiesigen Collegio beywohnen sollen „es ver-
"drieße ihn, hin zu gehen, denn es lauffe doch alles
"dahin aus, daß die Leute ventre à terre kamen und
"ihn embarrassireten. Nach der fernern Erzehlung dieses
praelaten hat der Pabst, wenn sie von dieser materie
vertraulich gesprochen, mehr als einmal schertz- oder
vielmehr Beschwerungs=weise zu ihm gesagt: voi-tu cette
pauvre divinité? sich selbst damit meinend. Auf
unser Befragen, warum denn der Pabst das, was ihm
selbst excessiv scheine und ungemächlich falle, nicht
abschaffe? war die Antwort: il n‘ est pas le mãitre.
Chaque Pape est esclave de son confesseur, de son
medecin, et du ceremonial etabli.

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[0721] nur daß kein Fluch, wie damals, vor dem Seegen her- gieng. Die auf dem Platze rangirte infanterie fällt wäh- rendes dieses Seegens auf ein Knie, und die Fahnen werden gar auf die Erde gestrecket. Das Volck aber stund so dichte und häuffig auf ein ander, daß die wenigsten nieder- fallen konten. Der mehrmals schon erwehnte Frantzöl. Praelat Bouchet hat uns bey Gelegenheit erzehlet, daß der Pabst gegen ihn verschiedentlich über die excessive ihm wiederfahrende Ehre sein Mißfallen bezeuget u. Z. E. gesagt habe, als er einer gewißen Solennitaet in einem hiesigen Collegio beywohnen sollen „es ver- "drieße ihn, hin zu gehen, denn es lauffe doch alles "dahin aus, daß die Leute ventre à terre kamen und "ihn embarrassireten. Nach der fernern Erzehlung dieses praelaten hat der Pabst, wenn sie von dieser materie vertraulich gesprochen, mehr als einmal schertz- oder vielmehr Beschwerungs=weise zu ihm gesagt: voi-tu cette pauvre divinité? sich selbst damit meinend. Auf unser Befragen, warum denn der Pabst das, was ihm selbst excessiv scheine und ungemächlich falle, nicht abschaffe? war die Antwort: il n‘ est pas le mãitre. Chaque Pape est esclave de son confesseur, de son medecin, et du ceremonial etabli.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/721>, abgerufen am 21.11.2024.