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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Nummer 67.

Ohnerachtet die Char-Woche und der erste Oster-Tag unter denen
datis des vorigen Diarii No 66 schon mit begriffen sind; so hat
man doch die Beschreibung derer in solcher heil: Zeit vorge-
gangenen Kirchen-Functionen auf ein besonders Diarium
ausgesetzet, und will solchem Versprechen hiermit ein Genüge
leisten.

Palmen-Sonntag.

Die Weihung und Austheilung der Palmen geschahe vormittags
in der Päbstln Capelle auf dem Quirinal folgendermaßen.
Vorläuffig ist zu erinnern, daß die Palm-Blätter, welche
man anderwärts herbringet, nicht in ihrer natürln Figur
gelaßen, sondern auf eine gewiße künstle Art so dicke
zusammen geflochten werden, daß man eine solche pal-
mam artificialem mit einer Hand nicht völlig umspannen
kan. Sie sind von unterschiedener Länge, nach Unterschied
dererjenigen, die selbige empfangen sollen. Ja vor
die geringern Leute sind gar nur kleine Oliven-Zweige
destiniret, an welchen 3 von Palm-Blättern zusammen
gebundene + fest gemacht sind. Als wir in d[unleserliches Material]er Capelle
eintraten, stunden 2 Palmen welche die übrige alle an
Größe übertrafen, nebst einigen kleinern auf dem
Altar, der übrige große Vorrath von dieser Waare aber
war neben dem Altar an die Mauer gelehnet. Bey Anfang
der Function wurden die 2 gedachten großen und übrigen
auf dem Altar stehenden vor den auf seinem Thron
sitzenden Pabst getragen, welcher eine Collecte laß, sodann
die Palmen mit Weih-Waßer besprengete und beräucherte,
dem gedachtermaßen neben dem Altar befindl:n Vorrath
aber, iedoch nur von ferne, eben diese Ehre erwiese. Eine
von denen extra großen Palmen wurde dem Connetable
Colonna in Verwahrung, die andre aber seitwärts zum
Thron hinunter gegeben, und war die Vermuthung, daß
solche vor den hiesigen Engl: König bestimmet seyn mögte.
Hierauf kamen die anwesenden Cardinäle, einer nach dem
A.

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Nummer 67.

Ohnerachtet die Char-Woche und der erste Oster-Tag unter denen
datis des vorigen Diarii No 66 schon mit begriffen sind; so hat
man doch die Beschreibung derer in solcher heil: Zeit vorge-
gangenen Kirchen-Functionen auf ein besonders Diarium
ausgesetzet, und will solchem Versprechen hiermit ein Genüge
leisten.

Palmen-Sonntag.

Die Weihung und Austheilung der Palmen geschahe vormittags
in der Päbstln Capelle auf dem Quirinal folgendermaßen.
Vorläuffig ist zu erinnern, daß die Palm-Blätter, welche
man anderwärts herbringet, nicht in ihrer natürln Figur
gelaßen, sondern auf eine gewiße künstle Art so dicke
zusammen geflochten werden, daß man eine solche pal-
mam artificialem mit einer Hand nicht völlig umspannen
kan. Sie sind von unterschiedener Länge, nach Unterschied
dererjenigen, die selbige empfangen sollen. Ja vor
die geringern Leute sind gar nur kleine Oliven-Zweige
destiniret, an welchen 3 von Palm-Blättern zusammen
gebundene † fest gemacht sind. Als wir in d[unleserliches Material]er Capelle
eintraten, stunden 2 Palmen welche die übrige alle an
Größe übertrafen, nebst einigen kleinern auf dem
Altar, der übrige große Vorrath von dieser Waare aber
war neben dem Altar an die Mauer gelehnet. Bey Anfang
der Function wurden die 2 gedachten großen und übrigen
auf dem Altar stehenden vor den auf seinem Thron
sitzenden Pabst getragen, welcher eine Collecte laß, sodann
die Palmen mit Weih-Waßer besprengete und beräucherte,
dem gedachtermaßen neben dem Altar befindl:n Vorrath
aber, iedoch nur von ferne, eben diese Ehre erwiese. Eine
von denen extra großen Palmen wurde dem Connetable
Colonna in Verwahrung, die andre aber seitwärts zum
Thron hinunter gegeben, und war die Vermuthung, daß
solche vor den hiesigen Engl: König bestimmet seyn mögte.
Hierauf kamen die anwesenden Cardinäle, einer nach dem
A.

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[0702] 344 No 67. Ohnerachtet die Char-Woche und der erste Oster-Tag unter denen datis des vorigen Diarii No 66 schon mit begriffen sind; so hat man doch die Beschreibung derer in solcher heil: Zeit vorge- gangenen Kirchen-Functionen auf ein besonders Diarium ausgesetzet, und will solchem Versprechen hiermit ein Genüge leisten. Palmen-Sonntag. Die Weihung und Austheilung der Palmen geschahe vormittags in der Päbstln Capelle auf dem Quirinal folgendermaßen. Vorläuffig ist zu erinnern, daß die Palm-Blätter, welche man anderwärts herbringet, nicht in ihrer natürln Figur gelaßen, sondern auf eine gewiße künstle Art so dicke zusammen geflochten werden, daß man eine solche pal- mam artificialem mit einer Hand nicht völlig umspannen kan. Sie sind von unterschiedener Länge, nach Unterschied dererjenigen, die selbige empfangen sollen. Ja vor die geringern Leute sind gar nur kleine Oliven-Zweige destiniret, an welchen 3 von Palm-Blättern zusammen gebundene † fest gemacht sind. Als wir in der Capelle eintraten, stunden 2 Palmen welche die übrige alle an Größe übertrafen, nebst einigen kleinern auf dem Altar, der übrige große Vorrath von dieser Waare aber war neben dem Altar an die Mauer gelehnet. Bey Anfang der Function wurden die 2 gedachten großen und übrigen auf dem Altar stehenden vor den auf seinem Thron sitzenden Pabst getragen, welcher eine Collecte laß, sodann die Palmen mit Weih-Waßer besprengete und beräucherte, dem gedachtermaßen neben dem Altar befindl:n Vorrath aber, iedoch nur von ferne, eben diese Ehre erwiese. Eine von denen extra großen Palmen wurde dem Connetable Colonna in Verwahrung, die andre aber seitwärts zum Thron hinunter gegeben, und war die Vermuthung, daß solche vor den hiesigen Engl: König bestimmet seyn mögte. Hierauf kamen die anwesenden Cardinäle, einer nach dem A.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/702>, abgerufen am 21.11.2024.