Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].Wunders verabsäumet; also wird es vor ein großes Wunders verabsäumet; also wird es vor ein großes <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0653"/> Wunders verabsäumet; also wird es vor ein großes<lb/> miracul ausgegeben, daß dieser Feuer-Strohm in<lb/> gedachter Feg-Feuer-Capelle etliche Schritte vor dem<lb/> Altar stehen geblieben, und nicht weiter gefloßen,<lb/> sondern die an diesem Altar gemachte Madonna<lb/> respectiret habe, als welche /: nach dem vermuthlichen<lb/> raisonnement der armen Bauren :/ die ohnediß im<lb/> Feg-Feuer genugsam geplagte Seelen nicht mit doppel-<lb/> ten Ruthen gestraft wißen wollen. Unser Führer,<lb/> ein bettelnder Eremit, explicirete sich darüber so con-<lb/> fus, daß es schien, als wolte er dieses miracul denen<lb/> Seelen im Feg-Feuer selbst zu schreiben. In der schon<lb/> bemeldten Carmeliter-Kirche hat man ein groß Stück<lb/> der verhärteten materie in einer Thür, wo der Strohm<lb/> hinein gefloßen, zum Andencken stehen laßen.<lb/> Abends nach der Zurückkunft wurden wir von dem<lb/> Duca di Cannalonga zu seiner Schwägerin der Du-<lb/> chessa Laviena abgeholet, woselbst auch ihr <choice><abbr>H.</abbr><expan>Herr</expan></choice> nebst<lb/> seinem Bruder, item der Sardinische Ambassadeur<lb/> und noch andre mehrere gegenwärtig waren. Sie<lb/> scheinet eine modeste und vernünftige Dame zu<lb/> seyn, hat auch eine gute Gabe zum Entretien.<lb/><choice><abbr>Endl:</abbr><expan>Endich</expan></choice> wurde dieser Abend mit Besuchung derer<lb/> Gesellschaften beym Duca Dal Vito und bey der<lb/> Duchessa Matalone beschloßen.</p><lb/> </div> </div> <div type="letter"> </div> </body> </text> </TEI> [0653]
Wunders verabsäumet; also wird es vor ein großes
miracul ausgegeben, daß dieser Feuer-Strohm in
gedachter Feg-Feuer-Capelle etliche Schritte vor dem
Altar stehen geblieben, und nicht weiter gefloßen,
sondern die an diesem Altar gemachte Madonna
respectiret habe, als welche /: nach dem vermuthlichen
raisonnement der armen Bauren :/ die ohnediß im
Feg-Feuer genugsam geplagte Seelen nicht mit doppel-
ten Ruthen gestraft wißen wollen. Unser Führer,
ein bettelnder Eremit, explicirete sich darüber so con-
fus, daß es schien, als wolte er dieses miracul denen
Seelen im Feg-Feuer selbst zu schreiben. In der schon
bemeldten Carmeliter-Kirche hat man ein groß Stück
der verhärteten materie in einer Thür, wo der Strohm
hinein gefloßen, zum Andencken stehen laßen.
Abends nach der Zurückkunft wurden wir von dem
Duca di Cannalonga zu seiner Schwägerin der Du-
chessa Laviena abgeholet, woselbst auch ihr H. nebst
seinem Bruder, item der Sardinische Ambassadeur
und noch andre mehrere gegenwärtig waren. Sie
scheinet eine modeste und vernünftige Dame zu
seyn, hat auch eine gute Gabe zum Entretien.
Endl: wurde dieser Abend mit Besuchung derer
Gesellschaften beym Duca Dal Vito und bey der
Duchessa Matalone beschloßen.
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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