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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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ist darinn noch übrig, daß es unter dem hiesigen Adel Senatores
giebt, die aber weiter nachts als eine Stadt-Obrigkeit bedeuten.

Den 27 November

Früh um 8 Uhr traten wir in Gottes Nahmen die fernere Reise
an, passireten das gleich vor der Stadt gelegene Groß Hertzogliche Lust-
Haus und Garten Imperiale, und gelangeten Abends mit dem
Thor-Schluß nach Siena. Der gantze Weg hirher, und sonderlich die
2 letzten Posten, sind bergig, buschig und waldig, wie denn der
loupcervier, welchen wir zu Florentz gesehen, in denen Sieni-
schen Waldungen gefangen worden. Die Stadt lieget gantz
angenehm auf einem Berge und hat ein sehr commodes Pflaster
von Ziegel-Steinen, welche auf die hohe Cante gesetzet
sind, dergleichen wir auch zu Genua in vielen Gaßen gefunden.
Weil hier das beste Italiänisch gesprochen wird, und man von
der Florentinischen Schweitzer Sprache nichts mehr gewahr wird,
auch viel Noblesse hier seyn soll; so hätten wir zwar gerne
von beyden zu profitiren gewünschet, musten aber aus schon
oben angezeigten Ursachen unter unser vortreflich gutes
Nachtquartier

Den 28 November

mit anbrechendem Tage verlaßen, konten iedoch der gewaltigen
und immer rauher werdenden Berge wegen, bey dem zumal
einfallenden Sturm-Winde, weiter nicht kommen, als nach
Scala, einem eintzelen Post-Hause, deßen Thüren, Fenster
und auch so gar die Stuben-Decke an vielen Orten durch-
läuchtig waren, und vor dem immer gewaltiger werdenden
Winde uns nicht genugsam schützen konten. Das starcke und
harte Holtz dieser Gegend aber in dem Camin, und das recht
gute Tractament auf dem Tische gaben uns so viel Wärme,
daß wir gantz ruhig und vergnügt schlieffen und

Den 29 November

eine Stunde vor Tage bey Mond-Schein gesund wieder aufbrechen
konnten. Bald nach zurück gelegter ersten Post gehet der
entsetzliche Berg an, auf deßen Spitze der Flecken Radi Cossani
mit der altväterischen, von dem letzten Longobardischen Könige
Desiderio erbaueten Citadelle gleiches Nahmens gelegen ist.
Der Sturm-Wind auf diesem Berge war excessiv, und der Schurr
wegen der Wind-Weben an manchen Orten so tief, daß wir
allerhand um- und aus- Wege zu suchen genötiget waren.
In dem Post-Hause zu RadeCossani, welches etwas von dem

ist darinn noch übrig, daß es unter dem hiesigen Adel Senatores
giebt, die aber weiter nachts als eine Stadt-Obrigkeit bedeuten.

Den 27 November

Früh um 8 Uhr traten wir in Gottes Nahmen die fernere Reise
an, passireten das gleich vor der Stadt gelegene Groß Hertzogliche Lust-
Haus und Garten Imperiale, und gelangeten Abends mit dem
Thor-Schluß nach Siena. Der gantze Weg hirher, und sonderlich die
2 letzten Posten, sind bergig, buschig und waldig, wie denn der
loupcervier, welchen wir zu Florentz gesehen, in denen Sieni-
schen Waldungen gefangen worden. Die Stadt lieget gantz
angenehm auf einem Berge und hat ein sehr commodes Pflaster
von Ziegel-Steinen, welche auf die hohe Cante gesetzet
sind, dergleichen wir auch zu Genua in vielen Gaßen gefunden.
Weil hier das beste Italiänisch gesprochen wird, und man von
der Florentinischen Schweitzer Sprache nichts mehr gewahr wird,
auch viel Noblesse hier seyn soll; so hätten wir zwar gerne
von beyden zu profitiren gewünschet, musten aber aus schon
oben angezeigten Ursachen unter unser vortreflich gutes
Nachtquartier

Den 28 November

mit anbrechendem Tage verlaßen, konten iedoch der gewaltigen
und immer rauher werdenden Berge wegen, bey dem zumal
einfallenden Sturm-Winde, weiter nicht kommen, als nach
Scala, einem eintzelen Post-Hause, deßen Thüren, Fenster
und auch so gar die Stuben-Decke an vielen Orten durch-
läuchtig waren, und vor dem immer gewaltiger werdenden
Winde uns nicht genugsam schützen konten. Das starcke und
harte Holtz dieser Gegend aber in dem Camin, und das recht
gute Tractament auf dem Tische gaben uns so viel Wärme,
daß wir gantz ruhig und vergnügt schlieffen und

Den 29 November

eine Stunde vor Tage bey Mond-Schein gesund wieder aufbrechen
konnten. Bald nach zurück gelegter ersten Post gehet der
entsetzliche Berg an, auf deßen Spitze der Flecken Radi Cossani
mit der altväterischen, von dem letzten Longobardischen Könige
Desiderio erbaueten Citadelle gleiches Nahmens gelegen ist.
Der Sturm-Wind auf diesem Berge war excessiv, und der Schurr
wegen der Wind-Weben an manchen Orten so tief, daß wir
allerhand um- und aus- Wege zu suchen genötiget waren.
In dem Post-Hause zu RadeCossani, welches etwas von dem

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[0543] ist darinn noch übrig, daß es unter dem hiesigen Adel Senatores giebt, die aber weiter nachts als eine Stadt-Obrigkeit bedeuten. Den 27 Nov: Früh um 8 Uhr traten wir in Gottes Nahmen die fernere Reise an, passireten das gleich vor der Stadt gelegene Groß Hertzogl: Lust- Haus und Garten Imperiale, und gelangeten Abends mit dem Thor-Schluß nach Siena. Der gantze Weg hirher, und sonderl: die 2 letzten Posten, sind bergig, buschig und waldig, wie denn der loupcervier, welchen wir zu Florentz gesehen, in denen Sieni- schen Waldungen gefangen worden. Die Stadt lieget gantz angenehm auf einem Berge und hat ein sehr commodes Pflaster von Ziegel-Steinen, welche auf die hohe Cante gesetzet sind, dergl: wir auch zu Genua in vielen Gaßen gefunden. Weil hier das beste Italiänisch gesprochen wird, und man von der Florentinischen Schweitzer Sprache nichts mehr gewahr wird, auch viel Noblesse hier seyn soll; so hätten wir zwar gerne von beyden zu profitiren gewünschet, musten aber aus schon oben angezeigten Ursachen unser vortreflich gutes Nachtquartier Den 28 Nov: mit anbrechendem Tage verlaßen, konten iedoch der gewaltigen und immer rauher werdenden Berge wegen, bey dem zumal einfallenden Sturm-Winde, weiter nicht kommen, als nach Scala, einem eintzelen Post-Hause, deßen Thüren, Fenster und auch so gar die Stuben-Decke an vielen Orten durch- läuchtig waren, und vor dem immer gewaltiger werdenden Winde uns nicht genugsam schützen konten. Das starcke und harte Holtz dieser Gegend aber in dem Camin, und das recht gute Tractament auf dem Tische gaben uns so viel Wärme, daß wir gantz ruhig und vergnügt schlieffen und Den 29 Nov: eine Stunde vor Tage bey Mond-Schein gesund wieder aufbrechen konnten. Bald nach zurück gelegter ersten Post gehet der entsetzliche Berg an, auf deßen Spitze der Flecken Radi Cossani mit der altväterischen, von dem letzten Longobardischen Könige Desiderio erbaueten Citadelle gleiches Nahmens gelegen ist. Der Sturm-Wind auf diesem Berge war excessiv, und der Schurr wegen der Wind-Weben an manchen Orten so tief, daß wir allerhand um- und aus- Wege zu suchen genötiget waren. In dem Post-Hause zu RadeCossani, welches etwas von dem

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/543>, abgerufen am 21.11.2024.