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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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passiren musten. Wir suchten zwar den tiefsten Stellen aus-
zu weichen, und nahmen deswegen eine detour durch ein lin-
cker Hand am Berge gelegenes Dorf. Es hatte aber der vor kur-
tzen hier gefalene Platz-Regen eine Garten-Mauer in die
Straße geworffen, daß wir auch hier durch zu kommen die
äußerste Mühe hatten und durch Beyhülffe vieler Einwohner
uns erst den Weg bahnen musten. Endlich langeten wir Abends
um 5 Uhr zu Genua an, und wurden durch den magnifiquen
Anblick von der gehabten Beschwerligkeit dedomagiret. Unser
Einzug geschahe von der Seite wo der Pharus stehet, daß wir
also das Meer und den Hafen rechter Hand hatten und auf
dem quais dieses letztern vollend zu Stadt hinein fuhren,
ohne von Jemand examiniret oder angehalten zu werden,
außer daß die Visitatores mit 2 Worten wegen unsrer
Sachen uns befragten und davor ein gefordertes Trinckgeld
empfingen.

Vom 9ten bis den 12 November

Gleichwie unsre Haupt-addressen 1) an den bekanten Feld-Marschall
Lieutenant Machese Pallavicini und 2) an den Marchese Jo:
Bapt. Doria gewesen, indem der 3te nehmlich Marchese Rivarola
sich abwesend befunden; also haben gedachte beyde Personen
sich bestens angelegen seyn laßen, uns zu Erreichung un-
sers Zweckes behülfflich zu seyn. Der General Pallavicini
ist ein Mann von 40 Jahren und hat bey letzterer unglücklichen
Ungarischen Campagne die Kayserlichen Kriegs-Schiffe auf der Donau
commandiret, auch dem Wienerischen Hofe große Geld-Summen
vorgeschoßen, nichts destoweniger ist er bey ietzigen pressanten
Umständen zum Dienst noch zur Zeit nicht verlanget worden,
welches er dem Printzen von Hildburgausen zuschreibet
dem er 60/Millionen Gulden vorgeschoßen und wegen nicht er-
folgter richtigen Wieder-Bezahlung sich mit ihm brouilliret
hat. Von seinem metier weiß er sehr wohl zu sprechen, und
hat uns von Wienerischen Sachen und Personen mancherley
paticularia erzehlet, die aber diesem journal nicht füglich
einzuverleiben seyn. Der Marchese Doria ist an Jahren
älter auch serieuxer, nichts destoweniger aber sehr dienstfertig
und obligeant, wie er uns denn an verschiedenen Orten
selbst herumgeführet und zu solchem Ende in unserm
Quartier abgeholet. Einmal haben wir Mittags bey dem
General Pallavicini gespeiset, sind auch sowol bey demselben
als bey dem Doria Abends in der assamblee gewesen, welche
Illustrissimo zu Ehren express angestellet und dabey mancherley raffrai-
chissemens

passiren musten. Wir suchten zwar den tiefsten Stellen aus-
zu weichen, und nahmen deswegen eine detour durch ein lin-
cker Hand am Berge gelegenes Dorf. Es hatte aber der vor kur-
tzen hier gefalene Platz-Regen eine Garten-Mauer in die
Straße geworffen, daß wir auch hier durch zu kommen die
äußerste Mühe hatten und durch Beyhülffe vieler Einwohner
uns erst den Weg bahnen musten. Endlich langeten wir Abends
um 5 Uhr zu Genua an, und wurden durch den magnifiquen
Anblick von der gehabten Beschwerligkeit dedomagiret. Unser
Einzug geschahe von der Seite wo der Pharus stehet, daß wir
also das Meer und den Hafen rechter Hand hatten und auf
dem quais dieses letztern vollend zu Stadt hinein fuhren,
ohne von Jemand examiniret oder angehalten zu werden,
außer daß die Visitatores mit 2 Worten wegen unsrer
Sachen uns befragten und davor ein gefordertes Trinckgeld
empfingen.

Vom 9ten bis den 12 November

Gleichwie unsre Haupt-addressen 1) an den bekanten Feld-Marschall
Lieutenant Machese Pallavicini und 2) an den Marchese Jo:
Bapt. Doria gewesen, indem der 3te nehmlich Marchese Rivarola
sich abwesend befunden; also haben gedachte beyde Personen
sich bestens angelegen seyn laßen, uns zu Erreichung un-
sers Zweckes behülfflich zu seyn. Der General Pallavicini
ist ein Mann von 40 Jahren und hat bey letzterer unglücklichen
Ungarischen Campagne die Kayserlichen Kriegs-Schiffe auf der Donau
commandiret, auch dem Wienerischen Hofe große Geld-Summen
vorgeschoßen, nichts destoweniger ist er bey ietzigen pressanten
Umständen zum Dienst noch zur Zeit nicht verlanget worden,
welches er dem Printzen von Hildburgausen zuschreibet
dem er 60/Millionen Gulden vorgeschoßen und wegen nicht er-
folgter richtigen Wieder-Bezahlung sich mit ihm brouilliret
hat. Von seinem metier weiß er sehr wohl zu sprechen, und
hat uns von Wienerischen Sachen und Personen mancherley
paticularia erzehlet, die aber diesem journal nicht füglich
einzuverleiben seyn. Der Marchese Doria ist an Jahren
älter auch serieuxer, nichts destoweniger aber sehr dienstfertig
und obligeant, wie er uns denn an verschiedenen Orten
selbst herumgeführet und zu solchem Ende in unserm
Quartier abgeholet. Einmal haben wir Mittags bey dem
General Pallavicini gespeiset, sind auch sowol bey demselben
als bey dem Doria Abends in der assamblée gewesen, welche
Illustrissimo zu Ehren express angestellet und dabey mancherley raffrai-
chissemens

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[0503] passiren musten. Wir suchten zwar den tiefsten Stellen aus- zu weichen, und nahmen deswegen eine detour durch ein lin- cker Hand am Berge gelegenes Dorf. Es hatte aber der vor kur- tzen hier gefalene Platz-Regen eine Garten-Mauer in die Straße geworffen, daß wir auch hier durch zu kommen die äußerste Mühe hatten und durch Beyhülffe vieler Einwohner uns erst den Weg bahnen musten. Endl: langeten wir Abends um 5 Uhr zu Genua an, und wurden durch den magnifiquen Anblick von der gehabten Beschwerligkeit dedomagiret. Unser Einzug geschahe von der Seite wo der Pharus stehet, daß wir also das Meer und den Hafen rechter Hand hatten und auf dem quais dieses letztern vollend zu Stadt hinein fuhren, ohne von Jemand examiniret oder angehalten zu werden, außer daß die Visitatores mit 2 Worten wegen unsrer Sachen uns befragten und davor ein gefordertes Trinckgeld empfingen. Vom 9ten bis d. 12 Nov: Gleichwie unsre Haupt-addressen 1) an den bekanten Feld-Marschall Lieutenant Machese Pallavicini und 2) an den Marchese Jo: Bapt. Doria gewesen, indem der 3te nehml: Marchese Rivarola sich abwesend befunden; also haben gedachte beyde Personen sich bestens angelegen seyn laßen, uns zu Erreichung un- sers Zweckes behülfflich zu seyn. Der General Pallavicini ist ein Mann von 40 Jahren und hat bey letzterer unglückl: Ungril: Campagne die Kayl. Kriegs-Schiffe auf der Donau commandiret, auch dem Wienerischen Hofe große Geld-Summen vorgeschoßen, nichts destoweniger ist er bey ietzigen pressanten Umständen zum Dienst noch zur Zeit nicht verlanget worden, welches er dem Printzen von Hildburgausen zuschreibet dem er 60/m Gulden vorgeschoßen und wegen nicht er- folgter richtigen Wieder-Bezahlung sich mit ihm brouilliret hat. Von seinem metier weiß er sehr wohl zu sprechen, u. hat uns von Wienerischen Sachen und Personen mancherley paticularia erzehlet, die aber diesem journal nicht fügl: einzuverleiben seyn. Der Marchese Doria ist an Jahren älter auch serieuxer, nichts destoweniger aber sehr dienstfertig und obligeant, wie er uns denn an verschiedenen Orten selbst herumgeführet und zu solchem Ende in unserm Quartier abgeholet. Einmal haben wir Mittags bey dem General Pallavicini gespeiset, sind auch sowol bey demselben als bey dem Doria Abends in der assamblée gewesen, welche Illmo zu Ehren express angestellet und dabey mancherley raffrai- chissemens

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/503>, abgerufen am 21.11.2024.