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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Nummer 6.
Den 14 November

Vormittags gab uns der Marquis de Montbrun Visite, und beurlaubte
sich auf 10 bis 12 Tage um aufs Land zu gehen, meldete auch zugleich,
daß der Fürst von Lichtenstein, auf welchen man wegen der Praesen-
tation bey Hofe, Reflexion gemacht, solche deswegen depreciret
habe, weil er nicht mehr caracterisiret sey. Dahero er dann versprach,
uns noch vor seiner Abreise, einen Brief an den premier-Intro-
ducteur der Ambassadeurs, Chevalier de Sainctot, zuzusenden, um
durch diesen praesentiret und introduciret zu werden. Mittags
hatten wir nebst dem Herrn v. Uffel, den ältesten Cavalier des Car-
dinals Polignac, Monsieur de Champion, bey uns zu Gaste, welcher
denn von seiner Lust-Reise nach Constantinopel, welche er von
Rom aus, mit einem Englischen Lord hinwärts zu Lande, und rück-
wärts zu Waßer gethan, uns gantz angenehm zu entreteniren
wuste. Ingleichen erfuhren wir von ihm, es habe der Cardinal
Nachricht bekommen, daß der Hof-Canzler, Graf Sinzendorff und
der v. Bartenstein nicht mehr zum Conseil in Wien gezogen würden,
sondern Graf Palfi und Graf Königseck die dortigen Affairen di-
rigirte. Gegen Abend fuhren wir zur Princesse de Grimberg, und
trafen, nebst dem Duc de Chevreuse, dismal auch ihren Gemahl
den Printz von Grimberg an, welches ein alter podagraischer Herr
ist, aber sehr wohl zu discouriren weiß. Es wurde sowol von
der Oesterreichischen Succession, als von der künftigen Kayser-Wahl
vieles gesprochen. Auf seine Frage: wer etwan in Deutschland
vor den nächsten Candidaten des Kayserlichen Throns gehalten würde?
gaben wir zur Antwort, daß solches allem Ansehen nach, der
Chur-Fürst von Bayern seyn würde, welches ihm nicht übel zu
gefallen schiene. Bey der Materie von der Oesterreichischen Suc-
cession aber und Sanction pragmatique, bemerckte man an
ihm eine gantz besondre und verdächtige Stille. Sonst ließ er
sich vernehmen, daß Franckreich in die domestiquen affairen
der Teutschen sich nicht meliren würde, es wäre denn, daß
die jura der Stände wolten gekräncket werden, auf welchen
Fall man hier freylich als Mit-Guarant des Westphälischen Frie-
dens sich der Sachen wurde annehmen müßen. Auch erfuhren
wir noch von ihm, daß heute eine Königliche Declaration wegen des
Auslauffens, der Frantzösischen Flotte nach America zum Vorschein kommen,
des Inhalts: daß man Niemanden beleidigen, sondern nur bloß
das Frantzösische freye Commercium protegiren wolle, damit solches
durch den Streit zwischen Engelland und Spanien, keinen Nachtheil leide.

18
Nummer 6.
Den 14 November

Vormittags gab uns der Marquis de Montbrun Visite, und beurlaubte
sich auf 10 bis 12 Tage um aufs Land zu gehen, meldete auch zugleich,
daß der Fürst von Lichtenstein, auf welchen man wegen der Praesen-
tation bey Hofe, Reflexion gemacht, solche deswegen depreciret
habe, weil er nicht mehr caracterisiret sey. Dahero er dann versprach,
uns noch vor seiner Abreise, einen Brief an den premier-Intro-
ducteur der Ambassadeurs, Chevalier de Sainctot, zuzusenden, um
durch diesen praesentiret und introduciret zu werden. Mittags
hatten wir nebst dem Herrn v. Uffel, den ältesten Cavalier des Car-
dinals Polignac, Monsieur de Champion, bey uns zu Gaste, welcher
denn von seiner Lust-Reise nach Constantinopel, welche er von
Rom aus, mit einem Englischen Lord hinwärts zu Lande, und rück-
wärts zu Waßer gethan, uns gantz angenehm zu entreteniren
wuste. Ingleichen erfuhren wir von ihm, es habe der Cardinal
Nachricht bekommen, daß der Hof-Canzler, Graf Sinzendorff und
der v. Bartenstein nicht mehr zum Conseil in Wien gezogen würden,
sondern Graf Palfi und Graf Königseck die dortigen Affairen di-
rigirte. Gegen Abend fuhren wir zur Princesse de Grimberg, und
trafen, nebst dem Duc de Chevreuse, dismal auch ihren Gemahl
den Printz von Grimberg an, welches ein alter podagraischer Herr
ist, aber sehr wohl zu discouriren weiß. Es wurde sowol von
der Oesterreichischen Succession, als von der künftigen Kayser-Wahl
vieles gesprochen. Auf seine Frage: wer etwan in Deutschland
vor den nächsten Candidaten des Kayserlichen Throns gehalten würde?
gaben wir zur Antwort, daß solches allem Ansehen nach, der
Chur-Fürst von Bayern seyn würde, welches ihm nicht übel zu
gefallen schiene. Bey der Materie von der Oesterreichischen Suc-
cession aber und Sanction pragmatique, bemerckte man an
ihm eine gantz besondre und verdächtige Stille. Sonst ließ er
sich vernehmen, daß Franckreich in die domestiquen affairen
der Teutschen sich nicht meliren würde, es wäre denn, daß
die jura der Stände wolten gekräncket werden, auf welchen
Fall man hier freylich als Mit-Guarant des Westphälischen Frie-
dens sich der Sachen wurde annehmen müßen. Auch erfuhren
wir noch von ihm, daß heute eine Königliche Declaration wegen des
Auslauffens, der Frantzösischen Flotte nach America zum Vorschein kommen,
des Inhalts: daß man Niemanden beleidigen, sondern nur bloß
das Frantzösische freye Commercium protegiren wolle, damit solches
durch den Streit zwischen Engelland und Spanien, keinen Nachtheil leide.

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[0046] 18 No 6. Den 14 Novembr: Vormittags gab uns der Marquis de Montbrun Visite, und beurlaubte sich auf 10 bis 12 Tage um aufs Land zu gehen, meldete auch zugleich, daß der Fürst von Lichtenstein, auf welchen man wegen der Praesen- tation bey Hofe, Reflexion gemacht, solche deswegen depreciret habe, weil er nicht mehr caracterisiret sey. Dahero er dann versprach, uns noch vor seiner Abreise, einen Brief an den premier-Intro- ducteur der Ambassadeurs, Chevalier de Sainctot, zuzusenden, um durch diesen praesentiret und introduciret zu werden. Mittags hatten wir nebst dem Hl. v. Uffel, den ältesten Cavalier des Car- dinals Polignac, Mr. de Champion, bey uns zu Gaste, welcher denn von seiner Lust-Reise nach Constantinopel, welche er von Rom aus, mit einem Engl: Lord hinwärts zu Lande, und rück- wärts zu Waßer gethan, uns gantz angenehm zu entreteniren wuste. Ingleichen erfuhren wir von ihm, es habe der Cardinal Nachricht bekommen, daß der Hof-Canzler, Graf Sinzendorff und der v. Bartenstein nicht mehr zum Conseil in Wien gezogen würden, sondern Graf Palfi und Graf Königseck die dortigen Affairen di- rigirte. Gegen Abend fuhren wir zur Princesse de Grimberg, und trafen, nebst dem Duc de Chevreuse, dismal auch ihren Gemahl den Printz von Grimberg an, welches ein alter podagraischer Herr ist, aber sehr wohl zu discouriren weiß. Es wurde sowol von der Oesterreichischen Succession, als von der künftigen Kayser-Wahl vieles gesprochen. Auf seine Frage: wer etwan in Deutschland vor den nächsten Candidaten des Kayl. Throns gehalten würde? gaben wir zur Antwort, daß solches allem Ansehen nach, der Chur-Fürst von Bayern seyn würde, welches ihm nicht übel zu gefallen schiene. Bey der Materie von der Oesterreichischen Suc- cession aber und Sanction pragmatique, bemerckte man an ihm eine gantz besondre und verdächtige Stille. Sonst ließ er sich vernehmen, daß Franckreich in die domestiquen affairen der Teutschen sich nicht meliren würde, es wäre denn, daß die jura der Stände wolten gekräncket werden, auf welchen Fall man hier freylich als Mit-Guarant des Westphälischen Frie- dens sich der Sachen wurde annehmen müßen. Auch erfuhren wir noch von ihm, daß heute eine Königl: Declaration wegen des Auslauffens, der Frantzöl: Flotte nach America zum Vorschein kommen, des Inhalts: daß man Niemanden beleidigen, sondern nur bloß das Frantzösische freye Commercium protegiren wolle, damit solches durch den Streit zwischen Engelland und Spanien, keinen Nachtheil leide.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/46>, abgerufen am 14.08.2024.