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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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würcklich in Paris befindet, um Friedens-Tractaten zu
negotiren.

Den 8 September

Weil wir Morgen früh von hier nach Turin auf zu brechen
gedencken, so ist der gantze Tag zum Einpacken und die
übrigen Reise-praeparatorien, sonderlich aber zum arran-
gement wegen unsers Wagens destiniret, und demnach nichts
übrig, als

von Beschaffenheit der Stadt Lyon
nocht etwas beyzufügen. Sie ist ohngefähr den 4ten Theil
so groß, als Paris, und fließet die Saonne durch einen
Theil derselben, die Rhone aber dichte vor der Stadt vorbey,
wie denn beyde Flüße sich gleich bey der Stadt vereinigen.
In dem Enclos der Stadt liegen etliche Berge, welche mit
Clöstern, theils auch mit privat-Häusern, ingleichen mit
Weinbergen und Gärten recht angenehm bebauet sind.
Die Gaßen der Stadt sind mehrentheils enge, der Platz vor
dem Stadt-Hause aber gantz räumlich und der promenaden
Platz, la belle Cours oder place Royale genannt, ungemein
groß und vortreflich schön, wie denn die Statue Ludwig XIV.
zu Pferde von bronce nebst zwey zur Seite stehenden
Fontainen darauf gesetzet, der Platz auch mit schönen
Rase-Stücken beleget, und mit etlichen alleen von
hohen Bäumen gezieret ist. Von dem Stadt-Regiment
ist der prevot des Marchands nach dem Duc de Villeroy
das Haupt, auch zugleich innerhalb der Stadt Commandant.
Wie denn die Stadt, Kraft ihrer Privilegien, sich selbst
bewachet, und nicht nur außer der Compagnie, welche
man das Guet nennet, noch eine Compagnie unter-
hält, sondern auch des Nachts eine Parthie Bürger
selbsten auf die Wache ziehen. Die Thore hingegen
und die große Brücke werden von einer Königlichen Frey-
Compagnie verwahret, über welche, wie auch über alle
andre militaria im Lionnois der Marquis de Rochebaron
das Commando hat. Wie die Stadt schon zu der Römer Zeiten
ein Handel-Platz gewesen, also bestehet auch bis dato

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würcklich in Paris befindet, um Friedens-Tractaten zu
negotiren.

Den 8 September

Weil wir Morgen früh von hier nach Turin auf zu brechen
gedencken, so ist der gantze Tag zum Einpacken und die
übrigen Reise-praeparatorien, sonderlich aber zum arran-
gement wegen unsers Wagens destiniret, und demnach nichts
übrig, als

von Beschaffenheit der Stadt Lyon
nocht etwas beyzufügen. Sie ist ohngefähr den 4ten Theil
so groß, als Paris, und fließet die Saonne durch einen
Theil derselben, die Rhone aber dichte vor der Stadt vorbey,
wie denn beyde Flüße sich gleich bey der Stadt vereinigen.
In dem Enclos der Stadt liegen etliche Berge, welche mit
Clöstern, theils auch mit privat-Häusern, ingleichen mit
Weinbergen und Gärten recht angenehm bebauet sind.
Die Gaßen der Stadt sind mehrentheils enge, der Platz vor
dem Stadt-Hause aber gantz räumlich und der promenaden
Platz, la belle Cours oder place Royale genannt, ungemein
groß und vortreflich schön, wie denn die Statue Ludwig XIV.
zu Pferde von bronce nebst zwey zur Seite stehenden
Fontainen darauf gesetzet, der Platz auch mit schönen
Rase-Stücken beleget, und mit etlichen alleen von
hohen Bäumen gezieret ist. Von dem Stadt-Regiment
ist der prevôt des Marchands nach dem Duc de Villeroy
das Haupt, auch zugleich innerhalb der Stadt Commandant.
Wie denn die Stadt, Kraft ihrer Privilegien, sich selbst
bewachet, und nicht nur außer der Compagnie, welche
man das Guet nennet, noch eine Compagnie unter-
hält, sondern auch des Nachts eine Parthie Bürger
selbsten auf die Wache ziehen. Die Thore hingegen
und die große Brücke werden von einer Königlichen Frey-
Compagnie verwahret, über welche, wie auch über alle
andre militaria im Lionnois der Marquis de Rochebaron
das Commando hat. Wie die Stadt schon zu der Römer Zeiten
ein Handel-Platz gewesen, also bestehet auch bis dato

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/438>, abgerufen am 21.11.2024.