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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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das Vergnügen machen kan. Die Galerie Francisi I von
boiserie, Stucatur-Arbeit und Fresco Gemählden ist zu ihrer
Zeit auch schön gewesen, und nur deswegen merckwürdig
Weil die Königliche bibliothec, ehe sie nach Paris gebracht word
in derselben gestanden. Einige Stücke von Michael Angelo
und Raphael, so ehemals hier gewesen, sind anderwärts
hin transportiert. Die gantze Gegend um Fontainebleau
ist bergigt, und zwar von einer solchen Art Felsen, daß
es, zumal von ferner, aussiehet, als ob die großen
Steine über ein ander gefallen wären. Die Jagdt-routen
im Walde sind so schöne nicht, als zu Senlis und ander-
wärts. das Städtgen ist schlecht und ohne Nahrung. das
Abend-Brodt und etliche Stunden Schlaf setzten uns in den
Stand

den 20 Juni

Früh um 2 Uhr wider auf zu brechen, und mit Fontaine-
bleauischen Post-Pferden, die traverse bis nach Estam-
pes
zu machen, um solchergestalt auf die rechte Post-
route nach Orleans zu kommen. In einem Wirths-Hause
wo die Pferde rafraichireten, fanden wir das Bild des
Paris am Bette hengen. Wir fragten die Wirthin, was
sie von diesem Mann halte? ihr Antwort war: einige
pratendierten, daß er nach seinem Tode Wunder thue,
andre wiedersprachen es. mais, fuhr sie fort, comme genera-
lement ce n'est pas un article de foi que de croire
aux Saints, il m'est fort indifferent, Si Monsieur Paris fashe
de miracles, ou si n'en fashe pas, s'il fait un Saint,
ou si ne le fait pas. Gedachtes Estampes, woselbst wir
frühstücketen, lieget in einem Thal mit Weinbergen
und Wiesenwachs umgeben, fällt auch wegen verschiedener
Kirchen von außen gantz wohl in die Augen, ist aber
ein sehr schlechter Ort. das alte Schloß neben der Stadt,
davon noch 2 runde ruinierte Thürme übrig sind, soll
König Robert gebauet haben. Abends um 7 Uhr ge-
langeten wir bey kühlem Wetter nach

Orleans, nachdem wir durch eine sehr lange nicht
ubel gebauete Vorstadt passiret, in welcher ein gantz
neues Cartheuser-Closter erbauet ist. Monsieur Masson, ein

das Vergnügen machen kan. Die Galerie Francisi I von
boiserie, Stucatur–Arbeit und Fresco Gemählden ist zu ihrer
Zeit auch schön gewesen, und nur deswegen merckwürdig
Weil die Königliche bibliothec, ehe sie nach Paris gebracht word
in derselben gestanden. Einige Stücke von Michael Angelo
und Raphael, so ehemals hier gewesen, sind anderwärts
hin transportiert. Die gantze Gegend um Fontainebleau
ist bergigt, und zwar von einer solchen Art Felsen, daß
es, zumal von ferner, aussiehet, als ob die großen
Steine über ein ander gefallen wären. Die Jagdt-routen
im Walde sind so schöne nicht, als zu Senlis und ander-
wärts. das Städtgen ist schlecht und ohne Nahrung. das
Abend-Brodt und etliche Stunden Schlaf setzten uns in den
Stand

den 20 Juni

Früh um 2 Uhr wider auf zu brechen, und mit Fontaine-
bleauischen Post-Pferden, die traverse bis nach Estam-
pes
zu machen, um solchergestalt auf die rechte Post-
route nach Orleans zu kommen. In einem Wirths-Hause
wo die Pferde rafraichireten, fanden wir das Bild des
Paris am Bette hengen. Wir fragten die Wirthin, was
sie von diesem Mann halte? ihr Antwort war: einige
pratendierten, daß er nach seinem Tode Wunder thue,
andre wiedersprachen es. mais, fuhr sie fort, comme genera-
lement ce n’est pas un article de foi que de croire
aux Saints, il m’est fort indifferent, Si Monsieur Paris fashe
de miracles, ou si n’en fashe pas, s’il fait un Saint,
ou si ne le fait pas. Gedachtes Estampes, woselbst wir
frühstücketen, lieget in einem Thal mit Weinbergen
und Wiesenwachs umgeben, fällt auch wegen verschiedener
Kirchen von außen gantz wohl in die Augen, ist aber
ein sehr schlechter Ort. das alte Schloß neben der Stadt,
davon noch 2 runde ruinierte Thürme übrig sind, soll
König Robert gebauet haben. Abends um 7 Uhr ge-
langeten wir bey kühlem Wetter nach

Orleans, nachdem wir durch eine sehr lange nicht
ubel gebauete Vorstadt passiret, in welcher ein gantz
neues Cartheuser-Closter erbauet ist. Monsieur Masson, ein

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[0353] das Vergnügen machen kan. Die Galerie Francisi I von boiserie, Stucatur–Arbeit und Fresco Gemählden ist zu ihrer Zeit auch schön gewesen, und nur deswegen merckwürdig Weil die Königl: bibliothec, ehe sie nach Paris gebracht word in derselben gestanden. Einige Stücke von Michael Angelo und Raphael, so ehemals hier gewesen, sind anderwärts hin transportiert. Die gantze Gegend um Fontainebleau ist bergigt, und zwar von einer solchen Art Felsen, daß es, zumal von ferner, aussiehet, als ob die großen Steine über ein ander gefallen wären. Die Jagdt-routen im Walde sind so schöne nicht, als zu Senlis und ander- wärts. das Städtgen ist schlecht und ohne Nahrung. das Abend-Brodt und etliche Stunden Schlaf setzten uns in den Stand den 20 Jun. Früh um 2 Uhr wider auf zu brechen, und mit Fontaine- bleauischen Post-Pferden, die traverse bis nach Estam- pes zu machen, um solchergestalt auf die rechte Post- route nach Orleans zu kommen. In einem Wirths-Hause wo die Pferde rafraichireten, fanden wir das Bild des Paris am Bette hengen. Wir fragten die Wirthin, was sie von diesem Mann halte? ihr Antwort war: einige pratendierten, daß er nach seinem Tode Wunder thue, andre wiedersprachen es. mais, fuhr sie fort, comme genera- lement ce n’est pas un article de foi que de croire aux Saints, il m’est fort indifferent, Si Mr. Paris fashe de miracles, ou si n’en fashe pas, s’il fait un Saint, ou si ne le fait pas. Gedachtes Estampes, woselbst wir frühstücketen, lieget in einem Thal mit Weinbergen und Wiesenwachs umgeben, fällt auch wegen verschiedener Kirchen von außen gantz wohl in die Augen, ist aber ein sehr schlechter Ort. das alte Schloß neben der Stadt, davon noch 2 runde ruinierte Thürme übrig sind, soll König Robert gebauet haben. Abends um 7 Uhr ge- langeten wir bey kühlem Wetter nach Orleans, nachdem wir durch eine sehr lange nicht ubel gebauete Vorstadt passiret, in welcher ein gantz neues Cartheuser-Closter erbauet ist. Mr. Masson, ein

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/353>, abgerufen am 21.11.2024.