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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Bononien
an Marquis d'Angelelli . . . von Monsieur de Menin.
Neapolis
an Marquis de l' Hopital von Mr. de Ramsay
Ambassadeur de France

den 19 Juni

Früh zwischen 4 und 5 Uhr reiseten wir, mit Lob und
danck Gottes und unter Erbittung seines fernern Vater-
Schutzes, von Paris ab, und nahmen die ordentliche Post-
route auf Fontainebleau, woselbst wir, nach einge-
nommener Mittags-Mahlzeit, das Königliche Schloß besahen.
Es ist ungemein weitläufig und hat 5 Plätze, von
unterschiedener architectur, weil Franciscus I, Henri IV,
Louis XIII, Louis XIV und auch der ietzige König alle daran
gebauet haben. la cour des orangerier, und la cour
des Fontaines, prasentiren sich am besten. die gantze
eine Seite von jenem bestehet in denen 2 galerien,
so Henri IV angeleget, deren eine, la galerie des cerfs
genannt, mit Hirsch-Köpfen und darauf stehenden sehr
großen und curiosen Geweyen ausgezieret, und
mit denen plans allerKöniglichen Jagdt-Schlößer ausge-
mahlet ist. Jeder Hirsch-Kopf hat eine Schrift unter
sich, welche anzeiget, wann und von welchem Könige
der Hirsch in dem Fontainebleauischen Walde gefället
worden. Manche Hirsche thun auch selbst dieses schriftli-
che Bekänntniß, und führen einen recht politen
Hof-stil, I. E. le Roi Louis XV me fit l' honneur de me
prendre cel jour et cel an) Am Ende dieser Galerie
in der Ecke ist die Stelle wo die Königin Christine
den bekanten Mord verrichten laßen. Bey der Cour
des fontanes ist ein großer an den Seiten mit
Quader-Stücken wohl ausgesetzter Teich, in welchem
sich allerhand Arten von großen Karpen und andern
Fischen befinden, die man mit Brodt zu füttern
und ihre darüber entstehenden boutailles anzusehen, sich

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Bononien
an Marquis d’Angelelli . . . von Monsieur de Menin.
Neapolis
an Marquis de l‘ Hopital von Mr. de Ramsay
Ambassadeur de France

den 19 Juni

Früh zwischen 4 und 5 Uhr reiseten wir, mit Lob und
danck Gottes und unter Erbittung seines fernern Vater-
Schutzes, von Paris ab, und nahmen die ordentliche Post-
route auf Fontainebleau, woselbst wir, nach einge-
nommener Mittags-Mahlzeit, das Königliche Schloß besahen.
Es ist ungemein weitläufig und hat 5 Plätze, von
unterschiedener architectur, weil Franciscus I, Henri IV,
Louis XIII, Louis XIV und auch der ietzige König alle daran
gebauet haben. la cour des orangerier, und la cour
des Fontaines, prasentiren sich am besten. die gantze
eine Seite von jenem bestehet in denen 2 galerien,
so Henri IV angeleget, deren eine, la galerie des cerfs
genannt, mit Hirsch-Köpfen und darauf stehenden sehr
großen und curiosen Geweyen ausgezieret, und
mit denen plans allerKöniglichen Jagdt-Schlößer ausge-
mahlet ist. Jeder Hirsch-Kopf hat eine Schrift unter
sich, welche anzeiget, wann und von welchem Könige
der Hirsch in dem Fontainebleauischen Walde gefället
worden. Manche Hirsche thun auch selbst dieses schriftli-
che Bekänntniß, und führen einen recht politen
Hof-stil, I. E. le Roi Louis XV me fit l‘ honneur de me
prendre cel jour et cel an) Am Ende dieser Galerie
in der Ecke ist die Stelle wo die Königin Christine
den bekanten Mord verrichten laßen. Bey der Cour
des fontanes ist ein großer an den Seiten mit
Quader-Stücken wohl ausgesetzter Teich, in welchem
sich allerhand Arten von großen Karpen und andern
Fischen befinden, die man mit Brodt zu füttern
und ihre darüber entstehenden boutailles anzusehen, sich

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[0352] 169 Bononien an Marquis d’Angelelli . . . von Mr. de Menin. Neapolis an Marquis de l‘ Hopital von Mr. de Ramsay Ambassadeur de France den 19 Jun: Früh zwischen 4 und 5 Uhr reiseten wir, mit Lob und danck Gottes und unter Erbittung seines fernern Vater- Schutzes, von Paris ab, und nahmen die ordentliche Post- route auf Fontainebleau, woselbst wir, nach einge- nommener Mittags-Mahlzeit, das königl: Schloß besahen. Es ist ungemein weitläufig und hat 5 Plätze, von unterschiedener architectur, weil Franciscus I, Henri IV, Louis XIII, Louis XIV und auch der ietzige König alle daran gebauet haben. la cour des orangerier, und la cour des Fontaines, prasentiren sich am besten. die gantze eine Seite von jenem bestehet in denen 2 galerien, so Henri IV angeleget, deren eine, la galerie des cerfs genannt, mit Hirsch-Köpfen und darauf stehenden sehr großen und curiosen Geweyen ausgezieret, und mit denen plans aller königl: Jagdt-Schlößer ausge- mahlet ist. Jeder Hirsch-Kopf hat eine Schrift unter sich, welche anzeiget, wann und von welchem Könige der Hirsch in dem Fontainebleauischen Walde gefället worden. Manche Hirsche thun auch selbst dieses schriftli- che Bekänntniß, und führen einen recht politen Hof-stil, I. E. le Roi Louis XV me fit l‘ honneur de me prendre cel jour et cel an) Am Ende dieser Galerie in der Ecke ist die Stelle wo die Königin Christine den bekanten Mord verrichten laßen. Bey der Cour des fontanes ist ein großer an den Seiten mit Quader-Stücken wohl ausgesetzter Teich, in welchem sich allerhand Arten von großen Karpen und andern Fischen befinden, die man mit Brodt zu füttern und ihre darüber entstehenden boutailles anzusehen, sich

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/352>, abgerufen am 21.11.2024.