Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].168 Nummer 37.Den 18 Juni Hörten wir unsre letzte Predigt in der Dänischen Kirche und Poitiers 168 Nummer 37.Den 18 Juni Hörten wir unsre letzte Predigt in der Dänischen Kirche und Poitiers <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <pb facs="#f0350"/> <fw type="folNum" place="top">168</fw><lb/> <metamark><choice><abbr>No</abbr><expan>Nummer</expan></choice> 37.</metamark><lb/> <div type="diaryEntry"> <head rendition="#c"> Den 18 <choice><abbr>Jun:</abbr><expan>Juni</expan></choice></head><lb/> <p> Hörten wir unsre letzte Predigt in der Dänischen Kirche und<lb/> wurde aus dem Evangelio vorgestellet: die <choice><abbr>göttl:</abbr><expan>göttliche</expan></choice> Gütigkeit<lb/> gegen die Sünder, wie sich dieselbe an ihren erweise 1) vor<lb/> 2) bey, und 3) nach ihrer Bekehrung. Der Dänische Ministre<lb/> hatte uns zwar heute eine Abschieds-Mahlzeit destiniert: weil<lb/> wir aber bey dem prince de Turenne bereits seit ehegestern<lb/> engagiert waren, so begaben wir uns zu diesem letztern,<lb/> und wurden gantz splendide von ihm zu guter letzte<lb/> tractiert. Es war Niemand als seine Educations-Hof-<lb/> stadt nebst Madame de Ramsay mit bey der Tafel, und wurde<lb/> Nachmittags um 3 Uhr der völlige Abschied genommen,<lb/> sodann aber mit <choice><abbr>Mr.</abbr><expan>Monsieur</expan></choice> und <choice><abbr>Mad.</abbr><expan>Madame</expan></choice> de Ramsay noch eine<lb/> Spatzierfarth nach Passy gethan, um auf diese Weise<lb/> verschiedenes noch in Ruhe mit ihren sprechen zu können,<lb/> auch mancherley Commissiones und Instructiones nach<lb/> Avignon und Rom von ihnen einzunehmen. Die Liste<lb/> unsrer Abschieds-Visiten hier bey zu fügen, würde zu<lb/> weitläuffig, auch deswegen unnötig seyn, weil aus<lb/> unsern bisherigen Diariis unsre Connaissancen bekannt<lb/> sind, und deren keine bey dieser Ceremonie hat dürffen<lb/> übergangen werden. Wie denn auch die allermeisten<lb/> uns darauf die letzte Re-Visite gegeben haben, ohner-<lb/> achtet uns die wenigsten zu Hause angetroffen.<lb/> Jedoch finden wir nicht undienlich, die Recommendation-<lb/> schreiben, welche uns aus Paris mit gegeben worden,<lb/> folgendermaßen zu specificiren, wiewol die Korne-<lb/> männische Kaufmanns-adressen nicht mit darunter<lb/> begriffen sind, und auch die vom Duc de Gesores uns<lb/> versprochener, allererst nachgesendet werden sollen.</p><lb/> <p> Poitiers<lb/> à <persName xml:id="TidB4136" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11219"><choice><abbr>Mr.</abbr><expan>Monsieur</expan></choice> l’Intendant de Poiton </persName> vom <persName xml:id="TidB4135" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10031">Marquis de Montbrun </persName><lb/> Bourdeaux<lb/> à <choice><abbr>Mr.</abbr><expan>Monsieur</expan></choice> l’Archevegne …… vom <choice><abbr>Mr.</abbr><expan>Monsieur</expan></choice> Maribau, premier<lb/> President an Parlament Toulouse<lb/> à <choice><abbr>Mr.</abbr><expan>Monsieur</expan></choice> l’Intendant …… von seinem Bruder einem<lb/> Abbe. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0350]
168
No 37.
Den 18 Jun:
Hörten wir unsre letzte Predigt in der Dänischen Kirche und
wurde aus dem Evangelio vorgestellet: die göttl: Gütigkeit
gegen die Sünder, wie sich dieselbe an ihren erweise 1) vor
2) bey, und 3) nach ihrer Bekehrung. Der Dänische Ministre
hatte uns zwar heute eine Abschieds-Mahlzeit destiniert: weil
wir aber bey dem prince de Turenne bereits seit ehegestern
engagiert waren, so begaben wir uns zu diesem letztern,
und wurden gantz splendide von ihm zu guter letzte
tractiert. Es war Niemand als seine Educations-Hof-
stadt nebst Madame de Ramsay mit bey der Tafel, und wurde
Nachmittags um 3 Uhr der völlige Abschied genommen,
sodann aber mit Mr. und Mad. de Ramsay noch eine
Spatzierfarth nach Passy gethan, um auf diese Weise
verschiedenes noch in Ruhe mit ihren sprechen zu können,
auch mancherley Commissiones und Instructiones nach
Avignon und Rom von ihnen einzunehmen. Die Liste
unsrer Abschieds-Visiten hier bey zu fügen, würde zu
weitläuffig, auch deswegen unnötig seyn, weil aus
unsern bisherigen Diariis unsre Connaissancen bekannt
sind, und deren keine bey dieser Ceremonie hat dürffen
übergangen werden. Wie denn auch die allermeisten
uns darauf die letzte Re-Visite gegeben haben, ohner-
achtet uns die wenigsten zu Hause angetroffen.
Jedoch finden wir nicht undienlich, die Recommendation-
schreiben, welche uns aus Paris mit gegeben worden,
folgendermaßen zu specificiren, wiewol die Korne-
männische Kaufmanns-adressen nicht mit darunter
begriffen sind, und auch die vom Duc de Gesores uns
versprochener, allererst nachgesendet werden sollen.
Poitiers
à Mr. l’Intendant de Poiton vom Marquis de Montbrun
Bourdeaux
à Mr. l’Archevegne …… vom Mr. Maribau, premier
President an Parlament Toulouse
à Mr. l’Intendant …… von seinem Bruder einem
Abbe.
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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