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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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und ging der marsch, gewöhnlicher maßen, von dem
auf dem Dorf Picpuce gelegenen Franciscaner-Closter
durch die Stadt nach dem Hotel des Nonce. Man fragte
den prince de Turenne, ob dieser Einzug, den ietzo
der Gevollmächtigte des Vicaire de Jesus Christ gehalten,
nicht gantz anders beschaffen sey, als der Einzug Christi
selbst zu Jerusalem. Er antwortete darauf, le
Pape agit en cela par son Nonce non pas en
Vicaire de Jesus Christ mais en prince seculier. Car
il est l'un et l'autre. Nachdem wir uns beurlaubet,
und noch in Monsieur Ramsay Stube eine Weile discouriret,
das Gesverische und Montbrunische Haus aber, weil Nie-
mand einheimisch, vergeblich besuchet, thaten wir
eine promenade aux Tuileries, und unterhielten
uns geraume Zeit mit dem ehemals schon erwehnten
Pohlnischen Grafen Jablonofsky von ietzigen Zeit-
läuffen, legten aber sodann noch diesen Abend die
gratulation bey dem Nuncio in seinem Hotel ab,
wie es bey solcher Gelegenheit alle Bekanten zu
thun pflegen. Wir kamen eben zu der Zeit, da
aller embarras überstanden war, und befand er
sich von der großen Hitze zwar sehr fatiguiret,
nahm aber unsre attention mit der grösten Ver-
bindligkeit auf, und versicherte uns seiner besondern
Freundschaft. Das audientz-Zimmer war mit rothem
Sammet meubliret und darinn ein dergleichen Thron auf,
gemacht, an deßen Rück-Stück sich des Pabsts por-
trait praesentirete. Wir saßen aber mit ihm
auf denen zu beyden Seiten stehenden Fautenils
ohne alle ceremonie.

Den 5 Juni

Weil wir von dem hiesigen horto medico, oder jardin
du Roi
, besage unsrer ehemals hiervon gegebenen
Nachricht, nur das raritaeten Cabinet gesehen, weil des
Winters wegen aber das übrige verschieben müßen,

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und ging der marsch, gewöhnlicher maßen, von dem
auf dem Dorf Picpuce gelegenen Franciscaner-Closter
durch die Stadt nach dem Hotel des Nonce. Man fragte
den prince de Turenne, ob dieser Einzug, den ietzo
der Gevollmächtigte des Vicaire de Jesus Christ gehalten,
nicht gantz anders beschaffen sey, als der Einzug Christi
selbst zu Jerusalem. Er antwortete darauf, le
Pape agit en cela par son Nonce non pas en
Vicaire de Jesus Christ mais en prince seculier. Car
il est l'un et l'autre. Nachdem wir uns beurlaubet,
und noch in Monsieur Ramsay Stube eine Weile discouriret,
das Gesverische und Montbrunische Haus aber, weil Nie-
mand einheimisch, vergeblich besuchet, thaten wir
eine promenade aux Tuileries, und unterhielten
uns geraume Zeit mit dem ehemals schon erwehnten
Pohlnischen Grafen Jablonofsky von ietzigen Zeit-
läuffen, legten aber sodann noch diesen Abend die
gratulation bey dem Nuncio in seinem Hotel ab,
wie es bey solcher Gelegenheit alle Bekanten zu
thun pflegen. Wir kamen eben zu der Zeit, da
aller embarras überstanden war, und befand er
sich von der großen Hitze zwar sehr fatiguiret,
nahm aber unsre attention mit der grösten Ver-
bindligkeit auf, und versicherte uns seiner besondern
Freundschaft. Das audientz-Zimmer war mit rothem
Sammet meubliret und darinn ein dergleichen Thron auf,
gemacht, an deßen Rück-Stück sich des Pabsts por-
trait praesentirete. Wir saßen aber mit ihm
auf denen zu beyden Seiten stehenden Fautenils
ohne alle ceremonie.

Den 5 Juni

Weil wir von dem hiesigen horto medico, oder jardin
du Roi
, besage unsrer ehemals hiervon gegebenen
Nachricht, nur das raritaeten Cabinet gesehen, weil des
Winters wegen aber das übrige verschieben müßen,

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[0334] 160 und ging der marsch, gewöhnlicher maßen, von dem auf dem Dorf Picpuce gelegenen Franciscaner-Closter durch die Stadt nach dem Hotel des Nonce. Man fragte den prince de Turenne, ob dieser Einzug, den ietzo der Gevollmächtigte des Vicaire de Jesus Christ gehalten, nicht gantz anders beschaffen sey, als der Einzug Christi selbst zu Jerusalem. Er antwortete darauf, le Pape agit en cela par son Nonce non pas en Vicaire de Jesus Christ mais en prince seculier. Car il est l'un et l'autre. Nachdem wir uns beurlaubet, und noch in Mr. Ramsay Stube eine Weile discouriret, das Gesverische und Montbrunische Haus aber, weil Nie- mand einheimisch, vergeblich besuchet, thaten wir eine promenade aux Tuileries, und unterhielten uns geraume Zeit mit dem ehemals schon erwehnten Pohlnischen Grafen Jablonofsky von ietzigen Zeit- läuffen, legten aber sodann noch diesen Abend die gratulation bey dem Nuncio in seinem Hotel ab, wie es bey solcher Gelegenheit alle Bekanten zu thun pflegen. Wir kamen eben zu der Zeit, da aller embarras überstanden war, und befand er sich von der großen Hitze zwar sehr fatiguiret, nahm aber unsre attention mit der grösten Ver- bindligkeit auf, und versicherte uns seiner besondern Freundschaft. Das audientz-Zimmer war mit rothem Sammet meubliret und darinn ein dergl: Thron auf, gemacht, an deßen Rück-Stück sich des Pabsts por- trait praesentirete. Wir saßen aber mit ihm auf denen zu beyden Seiten stehenden Fautenils ohne alle ceremonie. Den 5 Jun: Weil wir von dem hiesigen horto medico, oder jardin du Roi, besage unsrer ehemals hiervon gegebenen Nachricht, nur das raritaeten Cabinet gesehen, des Winters wegen aber das übrige verschieben müßen,

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/334>, abgerufen am 21.11.2024.