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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Nummer 35.
Den 4 Juni

Nach Veranlaßung derer pro Exordio genommenen
Worte Pauli an die Theßalonicher: in welchen ihr wey-
land gewandelt habt nach dem Lauff dieser Welt perge, perge
wurde
aus dem ordentlichen Ewangelio vom reichen Mann vorge-
stellet, der unseeligen Wandel nach dem Lauff dieser Welt,
und zwar 1) deßen Beschaffenheit, 2) deßen Ausgang.
Der Dänische ministre gab uns nach der Predigt von
der nunmehro publiquen Zeitung, Cartagena betreffend,
Nachricht, und versicherte, daß bey dem Verlust der Spani-
schen Galionen die frantzösische Kauffmannschaft viele
millionen einbüße, weil man allezeit 2/3 von der
Ladung dieser Galionen auf den frantzösischen Antheil
nehmen könne, dahero denn dieser coup nothwendig
von großer consequentz seyn, und den hiesigen Hof
zu einer resolution bewegen werde, die er sonst
nicht würde genommen haben. Um 3 Uhr fuhren wir
nach dem prince de Turenne, um von seinem balcon
den auf heute angesetzten öffentlichen Einzug des Päbstl:
Nuncii Monseigneur Crescenzi an zu sehen, als wozu der
Printz uns invitiret, und seinen balcon mit roth-sammtnen
mit Gold gestickten Decken aufs beste bekleidet hatte.
Die übrige Gesellschaft, welche wir hier fanden,
war, außer der ordentliche Suite des Printzen, die Mar-
quise de Tibouville
, Mademoiselle de Charleval, Ma-
demoiselle de Hautefeuille
und der Marechal de
Brancas
Chevalier du Saint Esprit. Den Anfang des
Zugs machten 30 Mann von dem Guet a cheval
unter Anführung des Chevalier du Guet, alle in blauer
Montur mit Gold chamarirt. Darauf folgten die
Carossen, Pferde u. Menschen in nachstehender Ordnung:
1) Die Carosse des Introducteurs Monsieur de Verneuill der ietzo
den Dienst hat, mit 6 Pferden. 2) Die Carosse des Prince
de Lambess
, welcher den Nuncium einholet, wie
denn allemal ein Printz aus dem Lothringischen Hause
solches hier zu thun pfleget, welche Gewohnheit von

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Nummer 35.
Den 4 Juni

Nach Veranlaßung derer pro Exordio genommenen
Worte Pauli an die Theßalonicher: in welchen ihr wey-
land gewandelt habt nach dem Lauff dieser Welt perge, perge
wurde
aus dem ordentlichen Ewangelio vom reichen Mann vorge-
stellet, der unseeligen Wandel nach dem Lauff dieser Welt,
und zwar 1) deßen Beschaffenheit, 2) deßen Ausgang.
Der Dänische ministre gab uns nach der Predigt von
der nunmehro publiquen Zeitung, Cartagena betreffend,
Nachricht, und versicherte, daß bey dem Verlust der Spani-
schen Galionen die frantzösische Kauffmannschaft viele
millionen einbüße, weil man allezeit ⅔ von der
Ladung dieser Galionen auf den frantzösischen Antheil
nehmen könne, dahero denn dieser coup nothwendig
von großer consequentz seyn, und den hiesigen Hof
zu einer resolution bewegen werde, die er sonst
nicht würde genommen haben. Um 3 Uhr fuhren wir
nach dem prince de Turenne, um von seinem balcon
den auf heute angesetzten öffentlichen Einzug des Päbstl:
Nuncii Monseigneur Crescenzi an zu sehen, als wozu der
Printz uns invitiret, und seinen balcon mit roth-sammtnen
mit Gold gestickten Decken aufs beste bekleidet hatte.
Die übrige Gesellschaft, welche wir hier fanden,
war, außer der ordentliche Suite des Printzen, die Mar-
quise de Tibouville
, Mademoiselle de Charleval, Ma-
demoiselle de Hautefeuille
und der Marechal de
Brancas
Chevalier du Saint Esprit. Den Anfang des
Zugs machten 30 Mann von dem Guet à cheval
unter Anführung des Chevalier du Guet, alle in blauer
Montur mit Gold chamarirt. Darauf folgten die
Carossen, Pferde u. Menschen in nachstehender Ordnung:
1) Die Carosse des Introducteurs Monsieur de Verneuill der ietzo
den Dienst hat, mit 6 Pferden. 2) Die Carosse des Prince
de Lambess
, welcher den Nuncium einholet, wie
denn allemal ein Printz aus dem Lothringischen Hause
solches hier zu thun pfleget, welche Gewohnheit von

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[0332] 159 No 35. Den 4 Jun: Nach Veranlaßung derer pro Exordio genommenen Worte Pauli an die Theßalonicher: in welchen ihr wey- land gewandelt habt nach dem Lauff dieser Welt p wurde aus dem ordentl: Ewangelio vom reichen Mann vorge- stellet, der unseel: Wandel nach dem Lauff dieser Welt, und zwar 1) deßen Beschaffenheit, 2) deßen Ausgang. Der Dänische ministre gab uns nach der Predigt von der nunmehro publiquen Zeitung, Cartagena betreffend, Nachricht, und versicherte, daß bey dem Verlust der Spani- schen Galionen die frantzösische Kauffmannschaft viele millionen einbüße, weil man allezeit ⅔ von der Ladung dieser Galionen auf den frantzösischen Antheil nehmen könne, dahero denn dieser coup nothwendig von großer consequentz seyn, und den hiesigen Hof zu einer resolution bewegen werde, die er sonst nicht würde genommen haben. Um 3 Uhr fuhren wir nach dem prince de Turenne, um von seinem balcon den auf heute angesetzten öffentl: Einzug des Päbstl: Nuncii Msgr: Crescenzi an zu sehen, als wozu der Printz uns invitiret, und seinen balcon mit roth-sammtnen mit Gold gestickten Decken aufs beste bekleidet hatte. Die übrige Gesellschaft, welche wir hier fanden, war, außer der ordentl: Suite des Printzen, die Mar- quise de Tibouville, Mademoiselle de Charleval, Ma- demoiselle de Hautefeuille und der Marechal de Brancas Chevalier du St. Esprit. Den Anfang des Zugs machten 30 Mann von dem Guet à cheval unter Anführung des Chevalier du Guet, alle in blauer Montur mit Gold chamarirt. Darauf folgten die Carossen, Pferde u. Menschen in nachstehender Ordnung: 1) Die Carosse des Introducteurs Mr. de Verneuill der ietzo den Dienst hat, mit 6 Pferden. 2) Die Carosse des Prince de Lambess, welcher den Nuncium einholet, wie denn allemal ein Printz aus dem Lothringischen Hause solches hier zu thun pfleget, welche Gewohnheit von

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/332>, abgerufen am 21.11.2024.