Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].1) Bey Monsieur und Madame de Ramsay, woselbst wir 1) Bey Monsieur und Madame de Ramsay, woselbst wir <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0313"/> 1) Bey <persName xml:id="TidB416" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10103" ref="http://d-nb.info/gnd/124053165">Monsieur</persName> und <persName xml:id="TidB417" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10105">Madame de Ramsay</persName>, woselbst wir<lb/> vernahmen, daß der <persName xml:id="TidB418" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10081">Duc de la Tremouille</persName> nunmehro auch<lb/> seit heute früh mit denen Blattern befallen worden,<lb/> und die <persName xml:id="TidB419" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10082">Duchesse</persName> sehr darüber affligiret sey, daß ihm durch<lb/> sie dieses Übel zugezogen worden. Wogegen er sie damit<lb/> getröstet, daß er durch die praeservative, welche er<lb/> währender ihrer Kranckheit genommen, bestens praepari-<lb/> ret, und also in geringerer Gefahr sey, als wenn<lb/> ihn diese Kranckheit unvermuthet überfallen <subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">hätte</add></subst>, folglich<lb/> sie mehr Ursache habe, sich eine Merite, als sorgliche<lb/> Gedancken zu machen. Die eigentliche Ursache,<lb/> warum er sich währendes ihres Lagers von ihr nicht<lb/> separiret, ist <del rendition="#s">eigentlich</del> diese geweesen, um sie in<lb/> dem Irrthum zu starcken, daß sie nur eine rougole<lb/> boutonnée, nicht aber die rechte Blattern habe, als in<lb/> welcher Meinung man sie bis nach völlig überstandener<lb/> Gefahr auch glücklich unterhalten. 2) Bey dem <persName xml:id="TidB421" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10026" ref="http://d-nb.info/gnd/122206510X">prince<lb/> de Turenne</persName>, mit welchem wir in Begleitung des<lb/><persName xml:id="TidB422" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10110">Abbé Coyer</persName> in den Garten des<placeName xml:id="TidB423" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10245"> Augustiner Closters</placeName><lb/> eine Prommenade thaten, auch die Apothecke und das<lb/> laboratorium dieses <placeName xml:id="TidB12186" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10245">Closters</placeName> besichtigten, iedoch nirgend<lb/> etwas merckwürdiges antrafen. 3) Bey der <persName xml:id="TidB424" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10011"><choice><abbr>Mad.</abbr><expan>Madame</expan></choice><lb/> de Montbrun</persName>, woselbst <persName xml:id="TidB425" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10246"><choice><abbr>Mr.</abbr><expan>Monsieur</expan></choice> de Tartanac</persName> uns von<lb/> der Einrichtung derer frantzösischen Truppen, deren<lb/> augmentation nunmehro bey Hofe beschloßen ist,<lb/><persName xml:id="TidB429" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10011"><choice><abbr>Mad:</abbr><expan>Madame</expan></choice> de Montbrun</persName> aber von der Kranckheit des<lb/><persName xml:id="TidB430" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10081">Duc de la Tremouille</persName> entretenirte, und deßen gutes<lb/> Bezeigen gegen seine <persName xml:id="TidB431" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10082">Gemahlin,</persName> auch übrige Gemüts-<lb/> Faßung nicht genug zu rühmen wuste. /:</p><lb/> </div> </div> <div type="letter"> </div> </body> </text> </TEI> [0313]
1) Bey Monsieur und Madame de Ramsay, woselbst wir
vernahmen, daß der Duc de la Tremouille nunmehro auch
seit heute früh mit denen Blattern befallen worden,
und die Duchesse sehr darüber affligiret sey, daß ihm durch
sie dieses Übel zugezogen worden. Wogegen er sie damit
getröstet, daß er durch die praeservative, welche er
währender ihrer Kranckheit genommen, bestens praepari-
ret, und also in geringerer Gefahr sey, als wenn
ihn diese Kranckheit unvermuthet überfallen hätte, folglich
sie mehr Ursache habe, sich eine Merite, als sorgliche
Gedancken zu machen. Die eigentliche Ursache,
warum er sich währendes ihres Lagers von ihr nicht
separiret, ist diese geweesen, um sie in
dem Irrthum zu starcken, daß sie nur eine rougole
boutonnée, nicht aber die rechte Blattern habe, als in
welcher Meinung man sie bis nach völlig überstandener
Gefahr auch glücklich unterhalten. 2) Bey dem prince
de Turenne, mit welchem wir in Begleitung des
Abbé Coyer in den Garten des Augustiner Closters
eine Prommenade thaten, auch die Apothecke und das
laboratorium dieses Closters besichtigten, iedoch nirgend
etwas merckwürdiges antrafen. 3) Bey der Mad.
de Montbrun, woselbst Mr. de Tartanac uns von
der Einrichtung derer frantzösischen Truppen, deren
augmentation nunmehro bey Hofe beschloßen ist,
Mad: de Montbrun aber von der Kranckheit des
Duc de la Tremouille entretenirte, und deßen gutes
Bezeigen gegen seine Gemahlin, auch übrige Gemüts-
Faßung nicht genug zu rühmen wuste. /:
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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