Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].Der Zulauf sey bey ihr unglaublich gewesen, und habe sie sich Den 14 April. Mittags speiseten wir bey dem Cardinal Polignac, Der Zulauf sey bey ihr unglaublich gewesen, und habe sie sich Den 14 April. Mittags speiseten wir bey dem Cardinal Polignac, <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0255"/> Der Zulauf sey bey ihr unglaublich gewesen, und habe sie sich<lb/> nur über die Feinde der Warheit wundern müßen, darin<lb/> einige öffentlich geschrieben, sie sey nicht völlig curiret,<lb/> sondern habe noch einen bouton. Alles ist in der gedruckten<lb/> relation, damit sie <persName xml:id="TidB12899" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10000" ref="http://d-nb.info/gnd/129906689"><choice><abbr>Ill<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">mum</hi></hi></abbr><expan>Illustrissimum</expan></choice></persName> beschenckete, weitläuffiger be-<lb/> schrieben, und mit Zeugnißen bestärcket. Wir ver-<lb/> sprachen, auf des <persName xml:id="TidB12900" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10107">Marquis de Gardouge</persName> Veranlaßung,<lb/> auch <persName xml:id="TidB12901" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12175"><choice><abbr>H.</abbr><expan>Herr</expan></choice> Sturmen</persName> hin zu schicken, und die gedruckte rela<lb/> tion zuvörderst zu lesen, um sodann desto gründlicher<lb/> von allem urtheilen zu können, sind aber vorläuffig<lb/> der Meinung, daß die Erde vom Parisischen Grabe et-<lb/> was salpetriges, folglich linderndes natürlicher Weise bey<lb/> sich gehabt, und der 3jährige Gebrauch des guten reinen<lb/> Waßers natürlicher weise das meiste bey der Cur<lb/> gethan haben, allenfals auch, und, daferne ein miracul<lb/> zu statuiren, es, unbeschadet der Ewangelischen War<unclear reason="covered">heit</unclear><lb/> also resolviret werden könne, wie oben in dem discou<unclear reason="covered">rs</unclear><lb/> mit dem <persName xml:id="TidB12902" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10274">Marquis de Beaufremont</persName> geschehen. Gegen<lb/> Abend gaben wir der <persName xml:id="TidB12903" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10031">Marquise de Montbrun</persName> nebst<lb/> ihrem <choice><abbr>Hn</abbr><expan>Herrn</expan></choice> Visite, weil aber eine frembde <persName xml:id="TidB12904" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Marquise</persName><lb/> mit ihrer <persName xml:id="TidB12905" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Tochter</persName> zugegen war, blieben wir vor<lb/> dismal mit der relations-Erstattung wegen der<lb/><persName xml:id="TidB12906" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12657">du Moulin</persName> verschonet und begaben uns noch zum<lb/> Beschluß in das Gesverische Haus, woselbst an chape<unclear reason="covered">ux</unclear><lb/> und Dames kein Mangel, der Discours aber nicht in-<lb/> teressant war.</p><lb/> </div> <div type="diaryEntry"> <head rendition="#c"> Den 14 April.</head><lb/> <p> Mittags speiseten wir bey dem <persName xml:id="TidB12907" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10141" ref="http://d-nb.info/gnd/119226987">Cardinal Polignac</persName>,<lb/> und waren, über die <choice><abbr>ordentl:</abbr><expan>ordentlich</expan></choice> mit speisenden, der<lb/> Schif-Commandeur <persName xml:id="TidB12908" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12473">Comte de Polignac</persName>, der <persName xml:id="TidB12909" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Comte de …</persName>,<lb/> welcher an einige teutsche Höfe ehemals in <choice><abbr>König<unclear reason="covered">l:</unclear></abbr><expan>Königlichen</expan></choice><lb/> affaires verschickt gewesen, <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> der Conseiller au Parl<unclear reason="covered">e-</unclear><lb/> ment <persName xml:id="TidB12910" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10271"><choice><abbr>Mr.</abbr><expan>Monsieur</expan></choice> Menin</persName> als Gäste mit gegenwärtig. Der<lb/> d<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">ie</add></subst>smalige Haupt-Discours bestund in physicalischen<lb/> Sachen, und referirte der <persName xml:id="TidB12911" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10141" ref="http://d-nb.info/gnd/119226987">Cardinal</persName> sehr schön, daß bey<lb/> letzterer Session in der academie des sciences, der <choice><abbr>Königl:</abbr><expan>Königliche</expan></choice><lb/> premier Chirurgien <persName xml:id="TidB12912" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12660"><choice><abbr>Mr.</abbr><expan>Monsieur</expan></choice> de la Peronnie</persName> eine dissertatio<gap reason="illegible"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0255]
Der Zulauf sey bey ihr unglaublich gewesen, und habe sie sich
nur über die Feinde der Warheit wundern müßen, darin
einige öffentlich geschrieben, sie sey nicht völlig curiret,
sondern habe noch einen bouton. Alles ist in der gedruckten
relation, damit sie Illmum beschenckete, weitläuffiger be-
schrieben, und mit Zeugnißen bestärcket. Wir ver-
sprachen, auf des Marquis de Gardouge Veranlaßung,
auch H. Sturmen hin zu schicken, und die gedruckte rela
tion zuvörderst zu lesen, um sodann desto gründlicher
von allem urtheilen zu können, sind aber vorläuffig
der Meinung, daß die Erde vom Parisischen Grabe et-
was salpetriges, folglich linderndes natürlicher Weise bey
sich gehabt, und der 3jährige Gebrauch des guten reinen
Waßers natürlicher weise das meiste bey der Cur
gethan haben, allenfals auch, und, daferne ein miracul
zu statuiren, es, unbeschadet der Ewangelischen Warheit
also resolviret werden könne, wie oben in dem discours
mit dem Marquis de Beaufremont geschehen. Gegen
Abend gaben wir der Marquise de Montbrun nebst
ihrem Hn Visite, weil aber eine frembde Marquise
mit ihrer Tochter zugegen war, blieben wir vor
dismal mit der relations-Erstattung wegen der
du Moulin verschonet und begaben uns noch zum
Beschluß in das Gesverische Haus, woselbst an chapeux
und Dames kein Mangel, der Discours aber nicht in-
teressant war.
Den 14 April.
Mittags speiseten wir bey dem Cardinal Polignac,
und waren, über die ordentl: mit speisenden, der
Schif-Commandeur Comte de Polignac, der Comte de …,
welcher an einige teutsche Höfe ehemals in Königl:
affaires verschickt gewesen, u. der Conseiller au Parle-
ment Mr. Menin als Gäste mit gegenwärtig. Der
diesmalige Haupt-Discours bestund in physicalischen
Sachen, und referirte der Cardinal sehr schön, daß bey
letzterer Session in der academie des sciences, der Königl:
premier Chirurgien Mr. de la Peronnie eine dissertatio_
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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