Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].gleichwol weiter nichts daraus folgen würde, als daß Gott gleichwol weiter nichts daraus folgen würde, als daß Gott <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0245"/> gleichwol weiter nichts daraus folgen würde, als daß Got<unclear reason="covered">t</unclear><lb/> auch wohl das Gebet eines Noth leidenden erhöre, wenn e<unclear reason="covered">r</unclear><lb/> gleich in seinem Gebet einen Irrthum begehe, und gant<unclear reason="covered">z</unclear><lb/> überflüßiger Weise sich an einen Heiligen Addressir<unclear reason="covered">e</unclear><lb/> da er recta durch Christum den Vater bitten solte. D<unclear reason="covered">er</unclear><lb/><persName xml:id="TidB12624" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10274">Marquis</persName> verfiel bey solcher Gelegenheit auf die Mate<unclear reason="covered">rie</unclear><lb/> von Anrufung der Heiligen, und meinte da die lebend<unclear reason="covered">en</unclear><lb/> Gläubigen vor einander beteten und beten müsten, war<lb/> man denn denen verstorbenen Gläubigen in der<lb/> triumphirenden Kirche weniger zutrauen solte;<lb/> Uns<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">re</add></subst> Antwort war, daß allerdings überhaupt die triu<unclear reason="covered">m-</unclear><lb/> phirende Kirche vor die streitende bete, und daß auch<lb/> etwa ein abgestorbener Gläubiger, vor die ihm auf<lb/> der Welt bekannt gewesene particular-Umstände s<unclear reason="covered">ei-</unclear><lb/> ner Bekannten zu beten fortfahren könne. Wie vie<unclear reason="covered">l</unclear><lb/> oder wenig er inzwischen von dem, was nach seine<unclear reason="covered">m</unclear><lb/> Absterben auf der Welt passire, erfahre, das sey un<unclear reason="covered">s</unclear><lb/> unbekannt, so viel aber gantz unstreitig ausgemacht<unclear reason="covered">,</unclear><lb/> daß ein abgestorbener Gläubiger unmöglich allgegen<unclear reason="covered">-</unclear><lb/> wärtig seyn könne. Nun müste er aber allgegen<unclear reason="covered">-</unclear><lb/> wärtig seyn, wenn er das Anliegen aller dererjenig<unclear reason="covered">en</unclear><lb/> catholischen Christen, die sich oft bey vielen tausende<unclear reason="covered">n</unclear><lb/> in allen 4 Theilen der Welt in einer minute zu<unclear reason="covered">-</unclear><lb/> gleich an ihn addressireten, solte vernehmen und Go<unclear reason="covered">tt</unclear><lb/> vortragen können. Folglich hätten wir wohl nicht un<unclear reason="covered">-</unclear><lb/> recht und wären außer allem Hazard, wenn wi<unclear reason="covered">r</unclear><lb/> uns an den <add place="superlinear">jenigen</add> mit unserm Gebet allein hielten, an<lb/> deßen Allgegenwärtigkeit kein Christ zweifeln<lb/> könte, der uns selbst befohlen, uns an ihn zu ad<unclear reason="covered">-</unclear><lb/> dressiren, und der auch seiner menschlichen Natur<lb/><del rendition="#s">nach</del> eben deswegen zur Rechten Gottes sitze, <add place="superlinear">um</add> uns<lb/> mit seiner Vorbitte zu vertreten. Nachdem wir<lb/> hierauf zu unserm weiterem Unterricht auf die <name type="artificialWork" xml:id="TidB12606" corresp="register.xml#regID_41.lemID_12632">Sch<unclear reason="covered">riften</unclear><lb/> des Bossuet</name> und <name type="artificialWork" xml:id="TidB12607" corresp="register.xml#regID_41.lemID_12633">Arnaud</name> verwiesen worden, beschloße<unclear reason="covered">n</unclear><lb/> wir den Überrest des heutigen Abends bey dem <persName xml:id="TidB12608" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10002" ref="http://d-nb.info/gnd/117732214">Duc d<unclear reason="covered">e</unclear><lb/> Gesvres</persName>, woselbst die <persName xml:id="TidB12609" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10269">Comtesse de Lutzelbourg</persName> und, neb<unclear reason="covered">st</unclear><lb/> noch andern Dames, auch die <persName xml:id="TidB12610" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Comtesse de . . .</persName> zugegen<lb/> waren. Die letzte war von denen teutschen Höfen und and<unclear reason="covered">re</unclear><lb/> teutschen Sachen wohl informiret, und schien auch sonst viel<lb/> lecture zu haben.</p><lb/> </div> </div> <div type="letter"> </div> </body> </text> </TEI> [0245]
gleichwol weiter nichts daraus folgen würde, als daß Gott
auch wohl das Gebet eines Noth leidenden erhöre, wenn er
gleich in seinem Gebet einen Irrthum begehe, und gantz
überflüßiger Weise sich an einen Heiligen Addressire
da er recta durch Christum den Vater bitten solte. Der
Marquis verfiel bey solcher Gelegenheit auf die Materie
von Anrufung der Heiligen, und meinte da die lebenden
Gläubigen vor einander beteten und beten müsten, war
man denn denen verstorbenen Gläubigen in der
triumphirenden Kirche weniger zutrauen solte;
Unsre Antwort war, daß allerdings überhaupt die trium-
phirende Kirche vor die streitende bete, und daß auch
etwa ein abgestorbener Gläubiger, vor die ihm auf
der Welt bekannt gewesene particular-Umstände sei-
ner Bekannten zu beten fortfahren könne. Wie viel
oder wenig er inzwischen von dem, was nach seinem
Absterben auf der Welt passire, erfahre, das sey uns
unbekannt, so viel aber gantz unstreitig ausgemacht,
daß ein abgestorbener Gläubiger unmöglich allgegen-
wärtig seyn könne. Nun müste er aber allgegen-
wärtig seyn, wenn er das Anliegen aller dererjenigen
catholischen Christen, die sich oft bey vielen tausenden
in allen 4 Theilen der Welt in einer minute zu-
gleich an ihn addressireten, solte vernehmen und Gott
vortragen können. Folglich hätten wir wohl nicht un-
recht und wären außer allem Hazard, wenn wir
uns an den jenigen mit unserm Gebet allein hielten, an
deßen Allgegenwärtigkeit kein Christ zweifeln
könte, der uns selbst befohlen, uns an ihn zu ad-
dressiren, und der auch seiner menschlichen Natur
eben deswegen zur Rechten Gottes sitze, um uns
mit seiner Vorbitte zu vertreten. Nachdem wir
hierauf zu unserm weiterem Unterricht auf die Schriften
des Bossuet und Arnaud verwiesen worden, beschloßen
wir den Überrest des heutigen Abends bey dem Duc de
Gesvres, woselbst die Comtesse de Lutzelbourg und, nebst
noch andern Dames, auch die Comtesse de . . . zugegen
waren. Die letzte war von denen teutschen Höfen und andre
teutschen Sachen wohl informiret, und schien auch sonst viel
lecture zu haben.
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Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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