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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Den 23 Martii

Früh wurde Monsieur de Vigny besuchet, und über die Graitzer Bau-Riße mit
ihm conferiret. Bey dem Cardinal Polignac, wo wir Mittags zu
speisen gedachten, war dismal nicht anzukommen, weil er mit Arbeit
überhäuft, und das dine also bis nach 3 Uhr ausgesetzt war. Auf
der Nachmittags-Promenade aux Tuilleries sprachen wir Madame de la
Tournelle nebst ihrer Tochter, und entretenirten uns mit dem
Brigadier von Appelgrün, fuhren aber sodann nach der Madame
de Montbrun, woselbst auch Mademoiselle de Sassenage, niece des
ehemals schon erwehnten Monsieur de Rieux, gegenwärtig war, und
wurde, weil diese Person sich als eine pensionaire im Closter
aufhält, von dieser Person Lebens-Art und von der schlechten Be-
wirthung, die man bey denen Nonnen habe, gesprochen, solches aber dem
schlechten Vermögen derer Nonnen Klöster in Franckreich zugeschrie-
ben. Den Beschluß des Abends machten wir mit dem Besuch des
Concert spirituel, rancontrirten aber auf der Straße die Altesse
Royale mit ihren Dames in einem 8 und einem 6spännigen
Wagen, unter Begleitung eines Cavaliers und 4 Pages zu Pferde
auch 6 Mann von ihrer reitenden Garde. Alle Carossen auf
derselben Straße sind schuldig stille zu halten, und den tra[unleserliches Material]
vorbey passiren zu laßen, welches also auch wir thaten, im
Wagen gewöhnlichermaßen aufstunden, des Fenster niederließen
und dagegen von der princessin eine sehr gnädige Kopf-Neigung
einnahmen.

Den 24 Martii

Thaten wir mit dem Chevalier de Polignac einen Spatzier Gang
aux Tulleries, und besahen darauf au palais des Tuilleries
die machinen des Chevalier Servandoni, in Gesellschaft der
Comtesse de Treme, ihres ältesten Bruders des Comte de Montmo-
rency
, der Madame de Saucour, und des Comte de Chabane. Diese
Spectacles und meritiren gesehen zu werden. Die auf dieses
Jahr verfertigte stellen die Fabuleuse Historie des Ulysses a[unleserliches Material]
dem Virgilio vor, und sind die vornehmsten repraesentationes:
1) die Stadt Ithaca, 2) ein See-Sturm, darinn unter Donnern
und Blitzen die Flotte des Ulysses, welche in ordentlich gemachten
großen und kleinen Schiffen bestehet, hin und wieder ge-
worffen wird, auch ein Schiff scheitert. Die materie des Waßers
ist so natürlich und die Wogen des Meeres sind so starck und
brausend, daß die Kunst des machinisten zu bewundern.
3.) noch eine andere Seefarth des Ulysses zwischen denen ge-
fährlichen Orten Scylla und Charybdis, da sein Schiff mit denen
Syrenen umgeben ist, diese sich auch von Zeit zu Zeit untertau-
chen und endlich in kleine Felsen verwandeln 4) der
Palast der C[unleserliches Material]irce nach einer sehr schönen antiquen architectur,
5) Der Garten des Antinous mit einer starcken casonde, einem

Den 23 Martii

Früh wurde Monsieur de Vigny besuchet, und über die Graitzer Bau-Riße mit
ihm conferiret. Bey dem Cardinal Polignac, wo wir Mittags zu
speisen gedachten, war dismal nicht anzukommen, weil er mit Arbeit
überhäuft, und das diné also bis nach 3 Uhr ausgesetzt war. Auf
der Nachmittags-Promenade aux Tuilleries sprachen wir Madame de la
Tournelle nebst ihrer Tochter, und entretenirten uns mit dem
Brigadier von Appelgrün, fuhren aber sodann nach der Madame
de Montbrun, woselbst auch Mademoiselle de Sassenage, niece des
ehemals schon erwehnten Monsieur de Rieux, gegenwärtig war, und
wurde, weil diese Person sich als eine pensionaire im Closter
aufhält, von dieser Person Lebens-Art und von der schlechten Be-
wirthung, die man bey denen Nonnen habe, gesprochen, solches aber dem
schlechten Vermögen derer Nonnen Klöster in Franckreich zugeschrie-
ben. Den Beschluß des Abends machten wir mit dem Besuch des
Concert spirituel, rancontrirten aber auf der Straße die Altesse
Royale mit ihren Dames in einem 8 und einem 6spännigen
Wagen, unter Begleitung eines Cavaliers und 4 Pages zu Pferde
auch 6 Mann von ihrer reitenden Garde. Alle Carossen auf
derselben Straße sind schuldig stille zu halten, und den tra[unleserliches Material]
vorbey passiren zu laßen, welches also auch wir thaten, im
Wagen gewöhnlichermaßen aufstunden, des Fenster niederließen
und dagegen von der princessin eine sehr gnädige Kopf-Neigung
einnahmen.

Den 24 Martii

Thaten wir mit dem Chevalier de Polignac einen Spatzier Gang
aux Tulleries, und besahen darauf au palais des Tuilleries
die machinen des Chevalier Servandoni, in Gesellschaft der
Comtesse de Trême, ihres ältesten Bruders des Comte de Montmo-
rency
, der Madame de Saucour, und des Comte de Chabane. Diese
Spectacles und meritiren gesehen zu werden. Die auf dieses
Jahr verfertigte stellen die Fabuleuse Historie des Ulysses a[unleserliches Material]
dem Virgilio vor, und sind die vornehmsten repraesentationes:
1) die Stadt Ithaca, 2) ein See-Sturm, darinn unter Donnern
und Blitzen die Flotte des Ulysses, welche in ordentlich gemachten
großen und kleinen Schiffen bestehet, hin und wieder ge-
worffen wird, auch ein Schiff scheitert. Die materie des Waßers
ist so natürlich und die Wogen des Meeres sind so starck und
brausend, daß die Kunst des machinisten zu bewundern.
3.) noch eine andere Seefarth des Ulysses zwischen denen ge-
fährlichen Orten Scylla und Charybdis, da sein Schiff mit denen
Syrenen umgeben ist, diese sich auch von Zeit zu Zeit untertau-
chen und endlich in kleine Felsen verwandeln 4) der
Palast der C[unleserliches Material]irce nach einer sehr schönen antiquen architectur,
5) Der Garten des Antinous mit einer starcken casonde, einem

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[0221] Den 23 Mart: Früh wurde Mr. de Vigny besuchet, und über die Graitzer Bau-Riße mit ihm conferiret. Bey dem Cardinal Polignac, wo wir Mittags zu speisen gedachten, war dismal nicht anzukommen, weil er mit Arbeit überhäuft, und das diné also bis nach 3 Uhr ausgesetzt war. Auf der Nachmittags-Promenade aux Tuilleries sprachen wir Made: de la Tournelle nebst ihrer Tochter, und entretenirten uns mit dem Brigadier von Appelgrün, fuhren aber sodann nach der Madame de Montbrun, woselbst auch Mademoiselle de Sassenage, niece des ehemals schon erwehnten Mr. de Rieux, gegenwärtig war, und wurde, weil diese Person sich als eine pensionaire im Closter aufhält, von dieser Lebens-Art und von der schlechten Be- wirthung, die man bey denen Nonnen habe, gesprochen, solches aber dem schlechten Vermögen derer Nonnen Klöster in Franckreich zugeschrie- ben. Den Beschluß des Abends machten wir mit dem Besuch des Concert spirituel, rancontrirten aber auf der Straße die Altesse Royale mit ihren Dames in einem 8 und einem 6spännigen Wagen, unter Begleitung eines Cavaliers und 4 Pages zu Pferde auch 6 Mann von ihrer reitenden Garde. Alle Carossen auf derselben Straße sind schuldig stille zu halten, und den tra_ vorbey passiren zu laßen, welches also auch wir thaten, im Wagen gewöhnlichermaßen aufstunden, des Fenster niederließen und dagegen von der princessin eine sehr gnädige Kopf-Neigung einnahmen. Den 24 Mart: Thaten wir mit dem Chevalier de Polignac einen Spatzier Gang aux Tulleries, und besahen darauf au palais des Tuilleries die machinen des Chevalier Servandoni, in Gesellschaft der Comtesse de Trême, ihres ältesten Bruders des Comte de Montmo- rency, der Madame de Saucour, und des Comte de Chabane. Diese Spectacles und meritiren gesehen zu werden. Die auf dieses Jahr verfertigte stellen die Fabuleuse Historie des Ulysses a_ dem Virgilio vor, und sind die vornehmsten repraesentationes: 1) die Stadt Ithaca, 2) ein See-Sturm, darinn unter Donnern und Blitzen die Flotte des Ulysses, welche in ordentl: gemachten großen und kleinen Schiffen bestehet, hin und wieder ge- worffen wird, auch ein Schiff scheitert. Die materie des Waßers ist so natürlich und die Wogen des Meeres sind so starck und brausend, daß die Kunst des machinisten zu bewundern. 3.) noch eine andere Seefarth des Ulysses zwischen denen ge- fährlichen Orten Scylla und Charybdis, da sein Schiff mit denen Syrenen umgeben ist, diese sich auch von Zeit zu Zeit untertau- chen und endl: in kleine Felsen verwandeln 4) der Palast der Circe nach einer sehr schönen antiquen architectur, 5) Der Garten des Antinous mit einer starcken casonde, einem

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/221>, abgerufen am 14.08.2024.