Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].der in diesen Jahren sonst herschenden Wildheit und Flatter- der in diesen Jahren sonst herschenden Wildheit und Flatter- <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0201"/> der in diesen Jahren sonst herschenden Wildheit und Flatter-<lb/> haftigkeit derer Frantzosen an ihm nichts wahrzunehmen.<lb/> Der Grand Ecuyer de France Printz <persName xml:id="TidB17497" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12818">Charles de Loraine</persName><lb/> ist sein Oncle, und hoffen wir durch ihn auch bey diesem<lb/> introduciret zu werden. Nachmittags fuhren wir<lb/> zwar nach der <persName xml:id="TidB17498" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10011">Madame de Montbrun</persName>, eingenommener<lb/> Medecin wegen aber konten wir sie nicht sprechen<lb/> passirten also den Nachmittag und Abend an folgenden<lb/> drey Orten:<lb/> 1.) Bey dem <persName xml:id="TidB17499" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10036" ref="http://d-nb.info/gnd/116725982">Päbstlichen Nuncio</persName>, der uns nach seiner Ge<unclear reason="covered">-</unclear><lb/> wohnheit mit allerhand indifferenten Discoursen sehr<lb/> freundlich unterhielt.<lb/> 2.) Bey dem <persName xml:id="TidB17500" corresp="register.xml#regID_37.lemID_13217">Marechal d’Asfeld</persName>, woselbst wir zwar ei<unclear reason="covered">ne</unclear><lb/> Spiel-Gesellschaft antrafen, in welche der Marechal<lb/> aber nicht mit engagiret war, und demnach vieles mi<unclear reason="covered">t</unclear><lb/> uns discourirete, <choice><abbr>Z.E.</abbr><expan>Zum Exempel</expan></choice> von der Einrichtung des Dresden<unclear reason="covered">i-</unclear><lb/> schen Hofs, von der Jagd, vom Spiel, welches letztere<lb/> er zum Zweck des Amusemens vor recht und gut, zum<lb/> Zweck des Gewinns aber vor unrecht, auch zugleich<lb/> alle Hazard-Spiele, und besonders das Cavagn<del rendition="#s">i</del>ol vor<lb/> detestab<del rendition="#s">e</del>le erklärte. Die bevorstehende <name type="subjectIndexTerm" xml:id="TidB17502" corresp="register.xml#regID_42.lemID_12278">Kayser-Wahl</name><lb/> und dahin einschlagende Materien machten endlich<lb/> den Beschluß. Beym Abschiede wurde die <persName xml:id="TidB17505" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10000" ref="http://d-nb.info/gnd/129906689"><choice><abbr>Ill<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">mo</hi></hi></abbr><expan>Illustrissimo</expan></choice></persName> noch nic<unclear reason="covered">ht</unclear><lb/> gegebene Gegen-Visite durch den Schnupfen, womit<lb/> der <persName xml:id="TidB17506" corresp="register.xml#regID_37.lemID_13217">Marechal</persName> sich incommodiret befindet, entschuldig<unclear reason="covered">t.</unclear><lb/> Der <persName xml:id="TidB17507" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10060">Abbé d’Asfeld</persName> war nicht zu Hause.<lb/> 3.) Beym <persName xml:id="TidB17508" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10183"><choice><abbr>Mr.</abbr><expan>Monsieur</expan></choice> de la Tournelle</persName> wurde endlich das Final<unclear reason="covered">e</unclear><lb/> gemacht, den wir aber über dem Spiel antrafen, un<unclear reason="covered">d</unclear><lb/> uns also mit allerhand entrecoupirten Discourse<unclear reason="covered">n</unclear><lb/> theils mit ihm, theils mit seiner <persName xml:id="TidB17510" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12366">Frau</persName> behelffe<unclear reason="covered">n</unclear><lb/> musten.</p><lb/> </div> </div> <div type="letter"> </div> </body> </text> </TEI> [0201]
der in diesen Jahren sonst herschenden Wildheit und Flatter-
haftigkeit derer Frantzosen an ihm nichts wahrzunehmen.
Der Grand Ecuyer de France Printz Charles de Loraine
ist sein Oncle, und hoffen wir durch ihn auch bey diesem
introduciret zu werden. Nachmittags fuhren wir
zwar nach der Madame de Montbrun, eingenommener
Medecin wegen aber konten wir sie nicht sprechen
passirten also den Nachmittag und Abend an folgenden
drey Orten:
1.) Bey dem Päbstlichen Nuncio, der uns nach seiner Ge-
wohnheit mit allerhand indifferenten Discoursen sehr
freundlich unterhielt.
2.) Bey dem Marechal d’Asfeld, woselbst wir zwar eine
Spiel-Gesellschaft antrafen, in welche der Marechal
aber nicht mit engagiret war, und demnach vieles mit
uns discourirete, Z.E. von der Einrichtung des Dresdeni-
schen Hofs, von der Jagd, vom Spiel, welches letztere
er zum Zweck des Amusemens vor recht und gut, zum
Zweck des Gewinns aber vor unrecht, auch zugleich
alle Hazard-Spiele, und besonders das Cavagnol vor
detestable erklärte. Die bevorstehende Kayser-Wahl
und dahin einschlagende Materien machten endlich
den Beschluß. Beym Abschiede wurde die Illmo noch nicht
gegebene Gegen-Visite durch den Schnupfen, womit
der Marechal sich incommodiret befindet, entschuldigt.
Der Abbé d’Asfeld war nicht zu Hause.
3.) Beym Mr. de la Tournelle wurde endlich das Finale
gemacht, den wir aber über dem Spiel antrafen, und
uns also mit allerhand entrecoupirten Discoursen
theils mit ihm, theils mit seiner Frau behelffen
musten.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |