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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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hiernächst eine kleine Weile bey denen Mesdames de France gewesen
woselbst über das heutige Wetter und die eingefallene Kalte gekla-
get wurde, auch der Königin bey der Tafel aufgewartet, welche mit
dem Graf Tessin von Pretzeln sprach, sich auch vom Päbstlichen Nuncio dieses
Wort auf Italiänisch sagen ließ; so begaben wir uns wieder a la
Sale des Ambassadeuts und empfingen von dem Holländischen Ambassadeur
über den ietzigen Zustand der Ostindischen Compagnie mancherley guten
Unterricht, der Herr von Flemming aber muste uns von der Einrichtung deren
Schwedischen Reichs-Täge eine und andere Erläuterungen geben. Das
Mittags-Brodt nahmen wir bey dem Comte de Livry a la table de
Roi ein, welche mit lauter maigre auf das allerkostbarste ser-
viret war. Der Comte de Livry sprach von der Comtesse de Nogent
sehr avantageux und versicherte, daß sie bald wider in Freyheit
gesetzet werden würde, weil Madame de Mailly sie im Closter
besuchet und ihr das Zeugniß gegeben habe, daß sie sehr klug und
verständig, und gar nicht so beschaffen sey, daß ein wiedriger Ver-
dacht auf sie fallen könne. Der Introducteur Monsieur de Verneuille
erzehlete, daß, als er die hiesige Princessin nach Spanien begleitete,
er an dem Ort der Auswechselung Königlich Spanische Tapezierers
gesehen, welche aus pauvreti baarfuß gewesen, und auch in
dieser Gestalt ihre Dienste verrichtet, item daß eine iede Hof-
Charge ihre uniforme habe und Zum Exempel die Cammer Herrn der
Königin rothe Kleider mit Silber gallonirt tragen müsten
Abends um 7 Uhr langten wir glücklich wider hier in
Paris an.

Den 8 Martii

Früh gab uns der Dähnische Minis[unleserliches Material]tre Herr von Wind Visite und
erfuhren wir von ihm, daß der König von Preußen sein Glau-
bens=Bekäntniß
aufgesetzet, welches in manuscripto hier
unter der Hand routire. Wie es aber beschaffen, und zu
was vor einem Zweck es gemeinet sey, davon wuste der
Herr von Wind noch zur Zeit keine Nachricht zu geben. Bey Ab-
holung eines Briefs aus dem hiesigen großen Post-Hotel
wurde die bequeme Einrichtung deßelben mit Vergnügen
wahrgenommen, da nehmlich iede Gegend der Stadt Paris ihr
besonders bureau, iedes bureau aber seinen besondern Commis habe.
Jedes bureau hat seine besondre in den Hof herausgehende
Thüre, über welcher mit großen Buchstaben das dahin gehörende
Stadt-Quartier angeschrieben ist. In einem iedweden solchen
bureau stehet eine große Tafel mit großen tiefen Fächern,
welche Fächer die Gaßen des Stadt-Quartiers, dahin das bureau
gehöret, vorstellen. In diese Fächer nun werden die ankommenden
Briefe einrangiret, damit die richtige Bestellung denen Brief-T[unleserliches Material]

hiernächst eine kleine Weile bey denen Mesdames de France gewesen
woselbst über das heutige Wetter und die eingefallene Kalte gekla-
get wurde, auch der Königin bey der Tafel aufgewartet, welche mit
dem Graf Tessin von Pretzeln sprach, sich auch vom Päbstlichen Nuncio dieses
Wort auf Italiänisch sagen ließ; so begaben wir uns wieder à la
Sale des Ambassadeuts und empfingen von dem Holländischen Ambassadeur
über den ietzigen Zustand der Ostindischen Compagnie mancherley guten
Unterricht, der Herr von Flemming aber muste uns von der Einrichtung deren
Schwedischen Reichs-Täge eine und andere Erläuterungen geben. Das
Mittags-Brodt nahmen wir bey dem Comte de Livry à la table de
Roi ein, welche mit lauter maigre auf das allerkostbarste ser-
viret war. Der Comte de Livry sprach von der Comtesse de Nogent
sehr avantageux und versicherte, daß sie bald wider in Freyheit
gesetzet werden würde, weil Madame de Mailly sie im Closter
besuchet und ihr das Zeugniß gegeben habe, daß sie sehr klug und
verständig, und gar nicht so beschaffen sey, daß ein wiedriger Ver-
dacht auf sie fallen könne. Der Introducteur Monsieur de Verneuille
erzehlete, daß, als er die hiesige Princessin nach Spanien begleitete,
er an dem Ort der Auswechselung Königlich Spanische Tapezierers
gesehen, welche aus pauvreti baarfuß gewesen, und auch in
dieser Gestalt ihre Dienste verrichtet, item daß eine iede Hof-
Charge ihre uniforme habe und Zum Exempel die Cammer Herrn der
Königin rothe Kleider mit Silber gallonirt tragen müsten
Abends um 7 Uhr langten wir glücklich wider hier in
Paris an.

Den 8 Martii

Früh gab uns der Dähnische Minis[unleserliches Material]tre Herr von Wind Visite und
erfuhren wir von ihm, daß der König von Preußen sein Glau-
bens=Bekäntniß
aufgesetzet, welches in manuscripto hier
unter der Hand routire. Wie es aber beschaffen, und zu
was vor einem Zweck es gemeinet sey, davon wuste der
Herr von Wind noch zur Zeit keine Nachricht zu geben. Bey Ab-
holung eines Briefs aus dem hiesigen großen Post-Hôtel
wurde die bequeme Einrichtung deßelben mit Vergnügen
wahrgenommen, da nehmlich iede Gegend der Stadt Paris ihr
besonders bureau, iedes bureau aber seinen besondern Commis habe.
Jedes bureau hat seine besondre in den Hof herausgehende
Thüre, über welcher mit großen Buchstaben das dahin gehörende
Stadt-Quartier angeschrieben ist. In einem iedweden solchen
bureau stehet eine große Tafel mit großen tiefen Fächern,
welche Fächer die Gaßen des Stadt-Quartiers, dahin das bureau
gehöret, vorstellen. In diese Fächer nun werden die ankommenden
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[0197] hiernächst eine kleine Weile bey denen Mesdames de France gewesen woselbst über das heutige Wetter und die eingefallene Kalte gekla- get wurde, auch der Königin bey der Tafel aufgewartet, welche mit dem Graf Tessin von Pretzeln sprach, sich auch vom Pabstl: Nuncio dieses Wort auf Italiänisch sagen ließ; so begaben wir uns wieder à la Sale des Ambassadeuts und empfingen von dem Holländl: Ambassadeur über den ietzigen Zustand der Ostindischen Compagnie mancherley guten Unterricht, der H. v. Flemming aber muste uns von der Einrichtung deren Schwedl: Reichs-Täge eine und andere Erläuterungen geben. Das Mittags-Brodt nahmen wir bey dem Comte de Livry à la table de Roi ein, welche mit lauter maigre auf das allerkostbarste ser- viret war. Der Comte de Livry sprach von der Comtesse de Nogent sehr avantageux und versicherte, daß sie bald wider in Freyheit gesetzet werden würde, weil Madame de Mailly sie im Closter besuchet und ihr das Zeugniß gegeben habe, daß sie sehr klug und verständig, und gar nicht so beschaffen sey, daß ein wiedriger Ver- dacht auf sie fallen könne. Der Introducteur Mr. de Verneuille erzehlete, daß, als er die hiesige Princessin nach Spanien begleitete, er an dem Ort der Auswechselung Köngl: Spanische Tapezierers gesehen, welche aus pauvreti baarfuß gewesen, und auch in dieser Gestalt ihre Dienste verrichtet, item daß eine iede Hof- Charge ihre uniforme habe und Z.E. die Cammer Herrn der Königin rothe Kleider mit Silber gallonirt tragen müsten Abends um 7 Uhr langten wir glücklich wider hier in Paris an. Den 8 Mart: Früh gab uns der Dähnische Ministre H. v. Wind Visite und erfuhren wir von ihm, daß der König von Preußen sein Glau- bens=Bekäntniß aufgesetzet, welches in manuscripto hier unter der Hand routire. Wie es aber beschaffen, und zu was vor einem Zweck es gemeinet sey, davon wuste der H. v. Wind noch zur Zeit keine Nachricht zu geben. Bey Ab- holung eines Briefs aus dem hiesigen großen Post-Hôtel wurde die bequeme Einrichtung deßelben mit Vergnügen wahrgenommen, da nehmlich iede Gegend der Stadt Paris ihr besonders bureau, iedes bureau aber seinen besondern Commis habe. Jedes bureau hat seine besondre in den Hof herausgehende Thüre, über welcher mit großen Buchstaben das dahin gehörende Stadt-Quartier angeschrieben ist. In einem iedweden solchen bureau stehet eine große Tafel mit großen tiefen Fächern, welche Fächer die Gaßen des Stadt-Quartiers, dahin das bureau gehöret, vorstellen. In diese Fächer nun werden die ankommenden Briefe einrangiret, damit die richtige Bestellung denen Brief-T_

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/197>, abgerufen am 14.08.2024.