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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Geschichte von der Madame Montmartel, welche extra schön,
klug, angenehm und reich gewesen, auch einen Mann gehabt, der
ihr an meubles, Equipages, Kleidung, Pierrerian perge alles ange-
schaft, was er nur ihr angenehm zu seyn vermuthet. Bey dem
allen aber sey sie höchst mißvergnügt und mit sich selbst beständig
uneins gewesen, da sie sich Zum Exempel wenn die Leute ihr schön ge-
than, sich eingebildet, man moquire sich über sie, item, wenn
sie ein neu Kleid angezogen, iederman sähe auf sie und
werde sich darüber aufhalten, und was dergl. Umstände mehr
waren, die man einer corrupten Imagination zuschrieb,
davon aber viellecht eine Gewißens-Angst die Ursache gewe-
sen, weil discoursive gedacht wurde, daß diese Person mit
zu denen Dames devotes gehoret habe. Sie ist in eben diesen
Umständen in dem 24sten Jahre ihres Alters gestorben. En
passant besahen wir die von dem Duc angeschaften neuen
und aus 4 Glas-Tafeln bestehende Fenster, deren eine
600 Livres kostet; item ein geschnitztes und verguldetes Ge-
stelle zu einem Marmor-Tische, welches 2000 Livres
gekostet.

Den 19 Januar

Vormittags gaben wir dem Graf Moritz de Saxe die
Visite, der uns zwar sehr freundlich empfing, auf den
Discours von dem hochseeligen 17den Herrn, aber sich weiter nicht
einließ, als daß er sagte: j'ai ete beaucoup de ses servi-
teurs. Er redete überaus modest und vernünftig, hat
auch bis dato die Ewangelische Religion beybehalten. Die Frantzösische:
Nation caracterisirete er als höchst betrüglich, und meinte,
daß sie ein gantz besonders Talent von der Natur dazu
empfangen hätte, sonderlich könten die Intendants die
Kunst, ihre Herrschaften in Confusion und Schulden zu
setzen, und sodann von der Confusion zu profitiren.
Von sich selbst erzehlete er, daß er währenden seines 20jah-
rigen Auffenthalts in Franckreich [unleserliches Material]nur einen eintzigen treuen
maitre d'Hotel gehabt, deßen Rechnungen und Verzeichniße auch
bis dato noch von ihm als des Corpus juris seiner Haus-
haltung gebrauchet wurden, um zu sehen, ob seine ietzigen
Haushalter im Einkauf der Waaren u. Victualien ihn be=
trögen. Zu noch mehreren Beweiß seines Satzes von Betrügligkeit

Geschichte von der Madame Montmartel, welche extra schön,
klug, angenehm und reich gewesen, auch einen Mann gehabt, der
ihr an meubles, Equipages, Kleidung, Pierrerian perge alles ange-
schaft, was er nur ihr angenehm zu seyn vermuthet. Bey dem
allen aber sey sie höchst mißvergnügt und mit sich selbst beständig
uneins gewesen, da sie sich Zum Exempel wenn die Leute ihr schön ge-
than, sich eingebildet, man moquire sich über sie, item, wenn
sie ein neu Kleid angezogen, iederman sähe auf sie und
werde sich darüber aufhalten, und was dergl. Umstände mehr
waren, die man einer corrupten Imagination zuschrieb,
davon aber viellecht eine Gewißens-Angst die Ursache gewe-
sen, weil discoursive gedacht wurde, daß diese Person mit
zu denen Dames devotes gehoret habe. Sie ist in eben diesen
Umständen in dem 24sten Jahre ihres Alters gestorben. En
passant besahen wir die von dem Duc angeschaften neuen
und aus 4 Glas-Tafeln bestehende Fenster, deren eine
600 Livres kostet; item ein geschnitztes und verguldetes Ge-
stelle zu einem Marmor-Tische, welches 2000 Livres
gekostet.

Den 19 Januar

Vormittags gaben wir dem Graf Moritz de Saxe die
Visite, der uns zwar sehr freundlich empfing, auf den
Discours von dem hochseeligen 17den Herrn, aber sich weiter nicht
einließ, als daß er sagte: j’ai eté beaucoup de ses servi-
teurs. Er redete überaus modest und vernünftig, hat
auch bis dato die Ewangelische Religion beybehalten. Die Frantzösische:
Nation caracterisirete er als höchst betrüglich, und meinte,
daß sie ein gantz besonders Talent von der Natur dazu
empfangen hätte, sonderlich könten die Intendants die
Kunst, ihre Herrschaften in Confusion und Schulden zu
setzen, und sodann von der Confusion zu profitiren.
Von sich selbst erzehlete er, daß er währenden seines 20jah-
rigen Auffenthalts in Franckreich [unleserliches Material]nur einen eintzigen treuen
maitre d’Hotel gehabt, deßen Rechnungen und Verzeichniße auch
bis dato noch von ihm als des Corpus juris seiner Haus-
haltung gebrauchet wurden, um zu sehen, ob seine ietzigen
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trögen. Zu noch mehreren Beweiß seines Satzes von Betrügligkeit

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[0129] Geschichte von der Madame Montmartel, welche extra schön, klug, angenehm und reich gewesen, auch einen Mann gehabt, der ihr an meubles, Equipages, Kleidung, Pierrerian p alles ange- schaft, was er nur ihr angenehm zu seyn vermuthet. Bey dem allen aber sey sie höchst mißvergnügt und mit sich selbst beständig uneins gewesen, da sie sich Z.E. wenn die Leute ihr schön ge- than, sich eingebildet, man moquire sich über sie, item, wenn sie ein neu Kleid angezogen, iederman sähe auf sie und werde sich darüber aufhalten, und was dergl. Umstände mehr waren, die man einer corrupten Imagination zuschrieb, davon aber viellecht eine Gewißens-Angst die Ursache gewe- sen, weil discoursive gedacht wurde, daß diese Person mit zu denen Dames devotes gehoret habe. Sie ist in eben diesen Umständen in dem 24sten Jahre ihres Alters gestorben. En passant besahen wir die von dem Duc angeschaften neuen und aus 4 Glas-Tafeln bestehende Fenster, deren eine 600 Livres kostet; item ein geschnitztes und verguldetes Ge- stelle zu einem Marmor-Tische, welches 2000 Livres gekostet. Den 19 Jan: Vormittags gaben wir dem Graf Moritz de Saxe die Visite, der uns zwar sehr freundl: empfing, auf den Discours von dem hochseel 17den Herrn, aber sich weiter nicht einließ, als daß er sagte: j’ai eté beaucoup de ses servi- teurs. Er redete überaus modest und vernünftig, hat auch bis dato die Ewangel: Religion beybehalten. Die Frantzol: Nation caracterisirete er als höchst betrüglich, und meinte, daß sie ein gantz besonders Talent von der Natur dazu empfangen hätte, sonderlich könten die Intendants die Kunst, ihre Herrschaften in Confusion und Schulden zu setzen, und sodann von der Confusion zu profitiren. Von sich selbst erzehlete er, daß er währenden seines 20jah- rigen Auffenthalts in Franckreich nur einen eintzigen treuen maitre d’Hotel gehabt, deßen Rechnungen und Verzeichniße bis dato noch von ihm als des Corpus juris seiner Haus- haltung gebrauchet wurden, um zu sehen, ob seine ietzigen Haushalter im Einkauf der Waaren u. Victualien ihn be= trögen. Zu noch mehreren Beweiß seines Satzes von Betrügligkeit

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/129>, abgerufen am 21.11.2024.