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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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denen Armen wiedmeten. Sonsten gaben wir auch noch heute dem
Baron v. Rotenhan die Gegen-Visite.

Den 17 Januar

Der oberwehneten Einladung zu Folge, waren wir Mittags beym prince
de Grimberg
u. seiner Gemahlin zu Gaste, und wurden mehr auf teutsche
als frantzösische Art sehr schmackhaft und splendide tractiret. Die übrigen
Gäste waren: der Graf von Sachsen, der Graf Poniatofsky, ein naher
Verwandter der hiesigen Königin, nebst seinem Sohn, der geheimbde [unleserliches Material]
Rath Fritsch von Dresden, der hiesige Sächsische Minister v. Bree, Madmoiselle Bes[unleserliches Material]
Wittib eines Colonels des gardes Suisses von Pohlnischer Extraction
nebst ihrer Tochter, der Marquise de Broglio und ihrem Sohn, einem
Capitain aux Gardes, der Würtembergische Minister v. Fesch, der
Pfaltzische Minister von Gräfenbrock, Monsieur van Huy, Vetter des Holländischen
Ambassadeurs
, und noch zwey frantzösische Cavaliers. Man sagt, das
obgedachter Poniatofsky in geheimen Angelegenheiten des Sächsischen
Hofs sich hier befinde, und wird darinnen durch die zu gleicher
Zeit erfolgte Anherokunft des geheimbden Kriegs-Rath Fritschens
bestärcket. Der Herr von Bree comunicirete verschiedene aus Schlesien
erhaltene[verlorenes Material]Nachrichten, welche aber in unserm Vaterland nothwendig
[verlorenes Material]bekant sind, und wurde von dem einen Frantzösischen Cavalier
[verlorenes Material][Re]flexion gemacht, daß der König von Preußen von einem
[verlorenes Material]uten gusto seyn müße, weil er ein, der Beschreibung nach
[verlorenes Material]schönes Land zum Objecto seiner Begierde erwehlet habe.
[verlorenes Material]Herr von Fesch lobte den Hertzog von Oels als ietzigen Administr[unleserliches Material]
[verlorenes Material]em des Hertzogthums Würtenberg, daß er gegenwärtig recht reg[unleserliches Material]
[verlorenes Material]air lebe, und von denen ehemaligen Anstößen wider des 6te Gebot
nichts mehr zu verspühren sey. Auch vermeinte er Hofnung zu
haben, in der bekanten Mömpelgardtischen Sache vor das regie-
rende Haus Würtenberg eine favorable Sententz zu erlangen.
Nach der Tafel ging Madmoiselle Besval herum und invitirete zum
Spiel, bekam aber fast durchgängig abschlägliche Antwort, wobey
es auch in Ansehung unsrer sein bewenden hatte, ohnerachtet sonderl[unleserliches Material]
der Printz von Grimberg, als der Herr v. Gräfenbrock sich quasi Ge-
wißens wegen verbunden erachteten, Illustrissimo diesertwegen eine
Straf-Predigt zu halten. Die Princessin von Grimberg führete
uns darauf in ihr Cabinet, und zeigete das von von der Chur-
Fürstin in Bayern
empfangene Neu-Jahrs-Present, bestehend
in einer completen Garniture Thee-Zeug von Dresden Porcellan
nebst zugehörigen starck verguldeten Thee-Bret. Bey läuffig erzehlete
sie, daß die von ihr dis Jahr verschenckten Etrenes ihr 3000 Livres
gekostet. Der Graf von Sachsen gab dabey dem Herrn von Bree Commission
den König in Pohlen zu ersuchen, ihm jährlich eine gute Provision
von Dresdner Porcelan übersenden zu laßen, indem jedermann dergleichen
von ihm beyehre, und gleichsam von Rechtswegen zu praetendiren

denen Armen wiedmeten. Sonsten gaben wir auch noch heute dem
Baron v. Rotenhan die Gegen-Visite.

Den 17 Januar

Der oberwehneten Einladung zu Folge, waren wir Mittags beym prince
de Grimberg
u. seiner Gemahlin zu Gaste, und wurden mehr auf teutsche
als frantzösische Art sehr schmackhaft und splendide tractiret. Die übrigen
Gäste waren: der Graf von Sachsen, der Graf Poniatofsky, ein naher
Verwandter der hiesigen Königin, nebst seinem Sohn, der geheimbde [unleserliches Material]
Rath Fritsch von Dresden, der hiesige Sächsische Minister v. Brée, Madmoiselle Bes[unleserliches Material]
Wittib eines Colonels des gardes Suisses von Pohlnischer Extraction
nebst ihrer Tochter, der Marquise de Broglio und ihrem Sohn, einem
Capitain aux Gardes, der Würtembergische Minister v. Fesch, der
Pfaltzische Minister von Gräfenbrock, Monsieur van Huy, Vetter des Holländischen
Ambassadeurs
, und noch zwey frantzösische Cavaliers. Man sagt, das
obgedachter Poniatofsky in geheimen Angelegenheiten des Sächsischen
Hofs sich hier befinde, und wird darinnen durch die zu gleicher
Zeit erfolgte Anherokunft des geheimbden Kriegs-Rath Fritschens
bestärcket. Der Herr von Bree comunicirete verschiedene aus Schlesien
erhaltene[verlorenes Material]Nachrichten, welche aber in unserm Vaterland nothwendig
[verlorenes Material]bekant sind, und wurde von dem einen Frantzösischen Cavalier
[verlorenes Material][Re]flexion gemacht, daß der König von Preußen von einem
[verlorenes Material]uten gusto seyn müße, weil er ein, der Beschreibung nach
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nichts mehr zu verspühren sey. Auch vermeinte er Hofnung zu
haben, in der bekanten Mömpelgardtischen Sache vor das regie-
rende Haus Würtenberg eine favorable Sententz zu erlangen.
Nach der Tafel ging Madmoiselle Besval herum und invitirete zum
Spiel, bekam aber fast durchgängig abschlägliche Antwort, wobey
es auch in Ansehung unsrer sein bewenden hatte, ohnerachtet sonderl[unleserliches Material]
der Printz von Grimberg, als der Herr v. Gräfenbrock sich quasi Ge-
wißens wegen verbunden erachteten, Illustrissimo diesertwegen eine
Straf-Predigt zu halten. Die Princessin von Grimberg führete
uns darauf in ihr Cabinet, und zeigete das von von der Chur-
Fürstin in Bayern
empfangene Neu-Jahrs-Present, bestehend
in einer completen Garniture Thee-Zeug von Dresden Porcellan
nebst zugehörigen starck verguldeten Thee-Bret. Bey läuffig erzehlete
sie, daß die von ihr dis Jahr verschenckten Etrénes ihr 3000 Livres
gekostet. Der Graf von Sachsen gab dabey dem Herrn von Bree Commission
den König in Pohlen zu ersuchen, ihm jährlich eine gute Provision
von Dresdner Porcelan übersenden zu laßen, indem jedermann dergleichen
von ihm beyehre, und gleichsam von Rechtswegen zu praetendiren

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[0123] denen Armen wiedmeten. Sonsten gaben wir auch noch heute dem Bar: v. Rotenhan die Gegen-Visite. Den 17 Jan: Der oberwehneten Einladung zu Folge, waren wir Mittags beym prince de Grimberg u. seiner Gemahlin zu Gaste, und wurden mehr auf teutsche als frantzöl: Art sehr schmackhaft und splendide tractiret. Die übrigen Gäste waren: der Graf von Sachsen, der Graf Poniatofsky, ein naher Verwandter der hiesigen Königin, nebst seinem Sohn, der geheimbde _ Rath Fritsch von Dresden, der hiesige Sachßl. Minister v. Brée, Mad. Bes_ Wittib eines Colonels des gardes Suisses von Pohlnischer Extraction nebst ihrer Tochter, der Marquise de Broglio und ihrem Sohn, einem Capitain aux Gardes, der Würtembergl: Minister v. Fesch, der Pfaltzische Minister v. Gräfenbrock, Mons: van Huy, Vetter des Holländischen Ambassadeurs, und noch zwey frantzöl: Cavaliers. Man sagt, das obgedachter Poniatofsky in geheimen Angelegenheiten des Sächsischen Hofs sich hier befinde, und wird darinnen durch die zu gleicher Zeit erfolgte Anherokunft des geheimbden Kriegs-Rath Fritschens bestärcket. Der Hl. v. Bree comunicirete verschiedene aus Schlesien erhaltene_ Nachrichten, welche aber in unserm Vaterland nothwendig _ bekant sind, und wurde von dem einen Frantzöl Cavalier _ Reflexion gemacht, daß der König von Preußen von einem _ uten gusto seyn müße, weil er ein, der Beschreibung nach _ schönes Land zum Objecto seiner Begierde erwehlet habe. _ Hl. v. Fesch lobte den Hertzog von Oels als ietzigen Administr_ _ em des Hertzogthums Würtenberg, daß er gegenwärtig recht reg_ _ air lebe, und von denen ehemaligen Anstößen wider des 6te Gebot nichts mehr zu verspühren sey. Auch vermeinte er Hofnung zu haben, in der bekanten Mömpelgardtischen Sache vor das regie- rende Haus Würtenberg eine favorable Sententz zu erlangen. Nach der Tafel ging Mad. Besval herum und invitirete zum Spiel, bekam aber fast durchgängig abschlägliche Antwort, wobey es auch in Ansehung unsrer sein bewenden hatte, ohnerachtet sonderl_ der Printz von Grimberg, als der H: v. Gräfenbrock sich quasi Ge- wißens wegen verbunden erachteten, Illmo diesertwegen eine Straf-Predigt zu halten. Die Princessin von Grimberg führete uns darauf in ihr Cabinet, und zeigete das von der Chur- Fürstin in Bayern empfangene Neu-Jahrs-Present, bestehend in einer completen Garniture Thee-Zeug von Dresden Porcellan nebst zugehörigen starck verguldeten Thee-Bret. Bey läuffig erzehlete sie, daß die von ihr dis Jahr verschenckten Etrénes ihr 3000 Livres gekostet. Der Graf von Sachsen gab dabey dem H. v. Bree Commission den König in Pohlen zu ersuchen, ihm jährlich eine gute Provision von Dresdl: Porcelan übersenden zu laßen, indem jedermann dergl: von ihm beyehre, und gleichsam von Rechtswegen zu praetendiren

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/123>, abgerufen am 21.11.2024.