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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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geschrieben, mit allem Fleiß nur dahin eingerichtet gewesen, daß man um ein
Praesentation convenable a la naissance du prince ihn ersuchet haben wolle.
Madame de [unleserliches Material]Vernueil, welche eine Virtuose auf dem Clavir ist, raisonirte sehr
viel von der Music, von dem Frantzösischen und Italiänischen Gusto in derselben
und reprochirte sich selbst, daß sie das Augen-Clavir des Pater Castell noch nicht
besichtiget habe.

Den 7 Januar

Vormittags hatten wir von dem Printzen von Schwartzburg und Herrn von Hertenberg
eine 2 stündige Visite, bey welcher mancherley Haus-Geschäfte, auch die ihnen
ferner zu verschaffende Bekandschaften überleget wurden. Mittags speysten
wir bey dem Marquis und der Marquise de Montbrun, in Gesellschaft der Du-
chesse de Tremouille
, des Pohl: Ober-Cammer Herrn Comte d'Obiansky, eines Pater de l'orato[unleserliches Material]
Nahmens Gardeon der auch von Naissance ist und noch eines frantzösischen Herrn aus der
Provinz. Der Marquis sagte sogleich bey unserm Eintritt zu dem Pater Gardeon: voi[unleserliches Material]
trois brebis egarees, worauf derselbe antwortete: peutetre qu'ill ya moyen
les faire entrer dans l'Eglise. Er fragte, ob wir den Grafen Zin[unleserliches Material]zendorf kennen
der vor 20 Jahren hier gewesen und mit dem Cardinal de Noailles in Connex
gestanden, ihn selbst auch öfters besuchet habe: Als ihm nun die Umstände der
Zintzendorfischen Anstalten, iedoch nur in generalen Terminis erzehlet wurden
machte er darüber zum Beschluß diese Reflexion: il est donc chef d'une Eglise
mais cette Eglise ne peut pas etre bonne, parceque alle desidend des Hussites.
Er unterließ auch nicht, zu besonderm Vergnügen der Marquise, an unsrer
Bekehrung zur catholischen Kirche durch mancherley Discourse zu arbeiten. Worauf
ihm denn die nötigen Erläuterungen gegeben und ihm sonderlich der Irrthum
benommen wurde, daß ein Lutheraner nach denen principiis der Augsburgl: Con-
fession
eben sowol der Autoritaet der Lutherischen Kirche unterworffen seyn muss
als ein Catholick der Autoritaet der catholischen. Wie man ihm denn zeigte
daß die Augsburgische Confession bloß allein die Heilige Schrift vor die eintzige und
allgenugsame Glaubens-Regel erkenne und declarire. Sonst versicherte er
in denen Häusern seines Ördens die Lehren des Pater Quesnel noch fest gewurtzelt
wären, und erklärte die letzt gedachte lettre pastorale des Eveque de Laon vor ein[unleserliches Material]
piece, qui devroit faire rougir non par heulement les Francais, mais tout le
genre humain. Wobey er dem incidentes erwehnete, daß ein gewißer Luthera-
ner zu ihm gesagt: nous disons au Pape: vous etes un Fad, un malheureux
mais vous autres Jansenistes lui dites: tres St. Pere, nous hommes vos tres humbles et
tres obeisonts serviteurs, et en meme tems vous lui donnes un coup de pied dans le
ventre. Der Comte d'Obiansky redete mit vielen Eloges von der verstorbenen Frau Feld-
marschallin Gräfin Reußen
und dem Graf Lützelburg. Sein Vaterland nennete
bey Gelegenheit le pais de confusion und erzehlete gantz artig, wie der Pohlnische Edelmann
mit seiner jungen Herrschaft hinter dem Pflug herzugehen, und wenn etwan ein
vorbey reisender Pohlnischer Herr nach dem rechten Wege frage, seinen bey Seite gelegten
Sebel anzustecken, und in dieser Positur erst den verlangten Bescheid zu geben
pflege. Nach aufgehobener Tafel fand sich der Herr von Hertenberg ein, welchen
Illustrissimus gehörig praesentirten und auch vor den Printzen, der bereits gestern
da gewesen, den Marquis aber nicht zu Hause angetroffen, den Access
und die Vorsorge wegen ferner zu machender Connoissancen ausbaten
Beym Abschiede embrassirte uns zum Theil der Pater Gardeon, und war
sehr vergnügt darüber, daß wir ihn zu besuchen versprachen. Auch
ist noch zu gedencken, daß wir dem Marquis de Montbrun den
verlangten Aufsatz heute überliefert.

geschrieben, mit allem Fleiß nur dahin eingerichtet gewesen, daß man um ein
Praesentation convenable à la naissance du prince ihn ersuchet haben wolle.
Madame de [unleserliches Material]Vernueil, welche eine Virtuose auf dem Clavir ist, raisonirte sehr
viel von der Music, von dem Frantzösischen und Italiänischen Gusto in derselben
und reprochirte sich selbst, daß sie das Augen-Clavir des Pater Castell noch nicht
besichtiget habe.

Den 7 Januar

Vormittags hatten wir von dem Printzen von Schwartzburg und Herrn von Hertenberg
eine 2 stündige Visite, bey welcher mancherley Haus-Geschäfte, auch die ihnen
ferner zu verschaffende Bekandschaften überleget wurden. Mittags speysten
wir bey dem Marquis und der Marquise de Montbrun, in Gesellschaft der Du-
chesse de Tremouille
, des Pohl: Ober-Cammer Herrn Comte d’Obiansky, eines Pater de l‘orato[unleserliches Material]
Nahmens Gardeon der auch von Naissance ist und noch eines frantzösischen Herrn aus der
Provinz. Der Marquis sagte sogleich bey unserm Eintritt zu dem Pater Gardeon: voi[unleserliches Material]
trois brebis egarées, worauf derselbe antwortete: peutétre qu’ill ya moyen
les faire entrér dans l’Eglise. Er fragte, ob wir den Grafen Zin[unleserliches Material]zendorf kennen
der vor 20 Jahren hier gewesen und mit dem Cardinal de Noailles in Connex
gestanden, ihn selbst auch öfters besuchet habe: Als ihm nun die Umstände der
Zintzendorfischen Anstalten, iedoch nur in generalen Terminis erzehlet wurden
machte er darüber zum Beschluß diese Reflexion: il est donc chef d’une Eglise
mais cette Eglise ne peut pas etre bonne, parceque alle desidend des Hussites.
Er unterließ auch nicht, zu besonderm Vergnügen der Marquise, an unsrer
Bekehrung zur catholischen Kirche durch mancherley Discourse zu arbeiten. Worauf
ihm denn die nötigen Erläuterungen gegeben und ihm sonderlich der Irrthum
benommen wurde, daß ein Lutheraner nach denen principiis der Augsburgl: Con-
fession
eben sowol der Autoritaet der Lutherischen Kirche unterworffen seyn muss
als ein Catholick der Autoritaet der catholischen. Wie man ihm denn zeigte
daß die Augsburgische Confession bloß allein die Heilige Schrift vor die eintzige und
allgenugsame Glaubens-Regel erkenne und declarire. Sonst versicherte er
in denen Häusern seines Ørdens die Lehren des Pater Quesnel noch fest gewurtzelt
wären, und erklärte die letzt gedachte lettre pastorale des Eveque de Laon vor ein[unleserliches Material]
piece, qui devroit faire rougir non par heulement les Francais, mais tout le
genre humain. Wobey er dem incidentes erwehnete, daß ein gewißer Luthera-
ner zu ihm gesagt: nous disons au Pape: vous étes un Fad, un malheureux
mais vous autres Jansenistes lui dites: tres St. Pere, nous hommes vos tres humbles et
tres obeisonts serviteurs, et en meme tems vous lui donnes un coup de pied dans le
ventre. Der Comte d’Obiansky redete mit vielen Eloges von der verstorbenen Frau Feld-
marschallin Gräfin Reußen
und dem Graf Lützelburg. Sein Vaterland nennete
bey Gelegenheit le païs de confusion und erzehlete gantz artig, wie der Pohlnische Edelmann
mit seiner jungen Herrschaft hinter dem Pflug herzugehen, und wenn etwan ein
vorbey reisender Pohlnischer Herr nach dem rechten Wege frage, seinen bey Seite gelegten
Sebel anzustecken, und in dieser Positur erst den verlangten Bescheid zu geben
pflege. Nach aufgehobener Tafel fand sich der Herr von Hertenberg ein, welchen
Illustrissimus gehörig praesentirten und auch vor den Printzen, der bereits gestern
da gewesen, den Marquis aber nicht zu Hause angetroffen, den Access
und die Vorsorge wegen ferner zu machender Connoissancen ausbaten
Beym Abschiede embrassirte uns zum Theil der Pater Gardeon, und war
sehr vergnügt darüber, daß wir ihn zu besuchen versprachen. Auch
ist noch zu gedencken, daß wir dem Marquis de Montbrun den
verlangten Aufsatz heute überliefert.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/113>, abgerufen am 21.11.2024.