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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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sein Misfallen über das Spiel. Von der ging unser Cours nach
der Marquise de Montbrun und dem Duc de Bouillon, weil
aber Niemand zu Hause, zum Duc de Gesvres, welchem sowol,
als der gleichfals gegenwärtigen Comtesse de Treme unser
Neu-Jahrs-Compliment sehr angenehm zu seyn schiene.
Wie er denn noch in der Expedition seiner Neu-Jahrs
Briefe begriffen war, und uns erzehlete, daß er seit gestern
wegen der häuffigen Gratulationen, da sonderl: aus allen
hiesigen Klöstern Mönche an ihn deputiret gewesen, wenig
Ruhe haben können. Unter denen Anwesenden war aber-
mals Monsieur de Turgot uns der liebste, und gedachte er discur-
sive, daß bey der sonst beschwerlichen Charge eines Prevot
des Marchands, welche er sonst gehabt, ihm dieses das ange-
nehmste gewesen, daß er nicht über Menschen-Blut
richten dürffen. Bey welcher Gelegenheit denn erzehlet wurde,
daß vor wenig Jahren ein Mensch hier gerädert worden,
der innerhalb 2 Monathen etliche und 20 Menschen, iedoch
ohne weiteres Interesse, nur bloß seinem Trieb ein Genügen
zu thun und sich allenfals in eine gewiße Reputa-
tion zu setzen, ermordet habe.

Den 3 Jan:

Nach dem Monsieur Verneuil und an andere Orte waren unsre
heutige Ausfarthen vergeblich; wir passirten also den
übrigen Nachmittag und Abend 1.) bey dem Dähnischen Gesandten,
Herr v. Wind, welcher über die Knötgen-Arbeit des Duc de
Gesvres
seine Reflexiones machte, 2.) bey der Princesse de
Grimberg
, woselbst wir auch den Pflätzischen Gesandten von
Gräfenbrock
antrafen. Sie reprochirte uns, daß wir die
Kayserliche Trauer schon abgelegt, ließ sich aber durch unsre Vor-
stellung, daß man im Reich nur 4 Wochen traure, und
wir gleichwol 6 Wochen schwartz gegangen, wider zu Frieden
sprechen, zumal der Herr v. Gräfenbrock unsre Parthie nahm.
Sonst versicherte sie, daß Illustrissimus hier in Paris größer und
fetter geworden, und bat zu ihren Soupes fleißig zu
kommen. Auch entschuldigte der Printz ihr Gemahl, daß er
Illustrissimum noch nicht zum Mittags-Eßen gebeten, als welches
wegen seiner vielen Unpäßligkeiten unterblieben 3.) War die

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sein Misfallen über das Spiel. Von der ging unser Cours nach
der Marquise de Montbrun und dem Duc de Bouillon, weil
aber Niemand zu Hause, zum Duc de Gesvres, welchem sowol,
als der gleichfals gegenwärtigen Comtesse de Trême unser
Neu-Jahrs-Compliment sehr angenehm zu seyn schiene.
Wie er denn noch in der Expedition seiner Neu-Jahrs
Briefe begriffen war, und uns erzehlete, daß er seit gestern
wegen der häuffigen Gratulationen, da sonderl: aus allen
hiesigen Klöstern Mönche an ihn deputiret gewesen, wenig
Ruhe haben können. Unter denen Anwesenden war aber-
mals Monsieur de Turgot uns der liebste, und gedachte er discur-
sive, daß bey der sonst beschwerlichen Charge eines Prevôt
des Marchands, welche er sonst gehabt, ihm dieses das ange-
nehmste gewesen, daß er nicht über Menschen-Blut
richten dürffen. Bey welcher Gelegenheit denn erzehlet wurde,
daß vor wenig Jahren ein Mensch hier gerädert worden,
der innerhalb 2 Monathen etliche und 20 Menschen, iedoch
ohne weiteres Interesse, nur bloß seinem Trieb ein Genügen
zu thun und sich allenfals in eine gewiße Reputa-
tion zu setzen, ermordet habe.

Den 3 Jan:

Nach dem Monsieur Verneuil und an andere Orte waren unsre
heutige Ausfarthen vergeblich; wir passirten also den
übrigen Nachmittag und Abend 1.) bey dem Dähnischen Gesandten,
Herr v. Wind, welcher über die Knötgen-Arbeit des Duc de
Gesvres
seine Reflexiones machte, 2.) bey der Princesse de
Grimberg
, woselbst wir auch den Pflätzischen Gesandten von
Gräfenbrock
antrafen. Sie reprochirte uns, daß wir die
Kayserliche Trauer schon abgelegt, ließ sich aber durch unsre Vor-
stellung, daß man im Reich nur 4 Wochen traure, und
wir gleichwol 6 Wochen schwartz gegangen, wider zu Frieden
sprechen, zumal der Herr v. Gräfenbrock unsre Parthie nahm.
Sonst versicherte sie, daß Illustrissimus hier in Paris größer und
fetter geworden, und bat zu ihren Soupés fleißig zu
kommen. Auch entschuldigte der Printz ihr Gemahl, daß er
Illustrissimum noch nicht zum Mittags-Eßen gebeten, als welches
wegen seiner vielen Unpäßligkeiten unterblieben 3.) War die

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/108>, abgerufen am 21.11.2024.