Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Ausrechnen, Autor, Ballen, Ballhöltzer, etc.

Ausrechnen, das geschriebene Exemplar, lehret der
wohlmeynende Unterricht, p. 112.

Autor, oder Verfasser, eines Buches, soll seinen Vor-
und Zunahmen auf das Buch setzen, vermöge des al-
lergnädigsten Rescripts Augusts, Herzogs zu
Sachsen, vom 26. May 1571.

B

Ballen, sind mit gesottenen Pferdehaaren ausgestopf-
te lederne Küssen mit höltzernen Griffen, womit die
Farbe auf die Formen zum Abdrucken aufgetragen
wird. Siehe Tab. II.

Ballhöltzer, müssen von dem Drechsler aus linden
Holtz verfertiget und hohl gedrehet werden.

Ballenknecht, sind zwey Höltzer, welche in der Preß-
wand eingemacht sind, worauf die Ballen gesetzet
werden, wenn die Farbe auf die Formen aufgetra-
gen ist. Man braucht diese sonderlich wenn nur ein
Drucker an der Presse arbeitet.

Band, ist ein Eisen mit zwey Gewinden, worinnen der
Deckel gehet, deren zwey sind, und am Karn ange-
macht seyn müssen: Siehe Tab. II.

Bekänntniß eines deponirten Cornuten gegen den
Lehrmeister:

Mein Herr woll' unbeschwert, was ich ihm sag anhören,
Und mercken das, was ich mißthan von Jugend auf.
Durch böse Buben ließ ich leider mich bethören,
Daß ich den Lastern oft gegönnet ihren Lauf.
Jch thate niemand guts, wenn ich nur konnte machen
Viel Unfugs, schlief ich nicht: ich war grob, tölpisch, faul,
Wenn alles übel gieng, so must' ich hertzlich lachen;
Sah'ich des andern Glück, so hieng mir schon das Maul.
Als ich nun meine Jahr', in lernen ausgestanden;
Da ward ich treflich stoltz, flugs wolt' ich seyn der Held,
Der andre machen konnt', aus Ubermuth, zu schanden,
Ob-
Ausrechnen, Autor, Ballen, Ballhoͤltzer, ꝛc.

Ausrechnen, das geſchriebene Exemplar, lehret der
wohlmeynende Unterricht, p. 112.

Autor, oder Verfaſſer, eines Buches, ſoll ſeinen Vor-
und Zunahmen auf das Buch ſetzen, vermoͤge des al-
lergnaͤdigſten Reſcripts Auguſts, Herzogs zu
Sachſen, vom 26. May 1571.

B

Ballen, ſind mit geſottenen Pferdehaaren ausgeſtopf-
te lederne Kuͤſſen mit hoͤltzernen Griffen, womit die
Farbe auf die Formen zum Abdrucken aufgetragen
wird. Siehe Tab. II.

Ballhoͤltzer, muͤſſen von dem Drechsler aus linden
Holtz verfertiget und hohl gedrehet werden.

Ballenknecht, ſind zwey Hoͤltzer, welche in der Preß-
wand eingemacht ſind, worauf die Ballen geſetzet
werden, wenn die Farbe auf die Formen aufgetra-
gen iſt. Man braucht dieſe ſonderlich wenn nur ein
Drucker an der Preſſe arbeitet.

Band, iſt ein Eiſen mit zwey Gewinden, worinnen der
Deckel gehet, deren zwey ſind, und am Karn ange-
macht ſeyn muͤſſen: Siehe Tab. II.

Bekaͤnntniß eines deponirten Cornuten gegen den
Lehrmeiſter:

Mein Herr woll’ unbeſchwert, was ich ihm ſag anhoͤren,
Und mercken das, was ich mißthan von Jugend auf.
Durch boͤſe Buben ließ ich leider mich bethoͤren,
Daß ich den Laſtern oft gegoͤnnet ihren Lauf.
Jch thate niemand guts, wenn ich nur konnte machen
Viel Unfugs, ſchlief ich nicht: ich war grob, toͤlpiſch, faul,
Wenn alles uͤbel gieng, ſo muſt’ ich hertzlich lachen;
Sah’ich des andern Gluͤck, ſo hieng mir ſchon das Maul.
Als ich nun meine Jahr’, in lernen ausgeſtanden;
Da ward ich treflich ſtoltz, flugs wolt’ ich ſeyn der Held,
Der andre machen konnt’, aus Ubermuth, zu ſchanden,
Ob-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0418" n="166"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Ausrechnen, Autor, Ballen, Ballho&#x0364;ltzer, &#xA75B;c.</hi> </fw><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Ausrechnen,</hi> das ge&#x017F;chriebene Exemplar, lehret der<lb/><hi rendition="#fr">wohlmeynende Unterricht,</hi> <hi rendition="#aq">p.</hi> 112.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Autor,</hi> oder Verfa&#x017F;&#x017F;er, eines Buches, &#x017F;oll &#x017F;einen Vor-<lb/>
und Zunahmen auf das Buch &#x017F;etzen, vermo&#x0364;ge des al-<lb/>
lergna&#x0364;dig&#x017F;ten Re&#x017F;cripts <hi rendition="#fr">Augu&#x017F;ts,</hi> Herzogs zu<lb/>
Sach&#x017F;en, vom 26. May 1571.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">B</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Ballen,</hi> &#x017F;ind mit ge&#x017F;ottenen Pferdehaaren ausge&#x017F;topf-<lb/>
te lederne Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en mit ho&#x0364;ltzernen Griffen, womit die<lb/>
Farbe auf die Formen zum Abdrucken aufgetragen<lb/>
wird. Siehe <hi rendition="#aq">Tab. II.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Ballho&#x0364;ltzer,</hi> mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en von dem Drechsler aus linden<lb/>
Holtz verfertiget und hohl gedrehet werden.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Ballenknecht,</hi> &#x017F;ind zwey Ho&#x0364;ltzer, welche in der Preß-<lb/>
wand eingemacht &#x017F;ind, worauf die Ballen ge&#x017F;etzet<lb/>
werden, wenn die Farbe auf die Formen aufgetra-<lb/>
gen i&#x017F;t. Man braucht die&#x017F;e &#x017F;onderlich wenn nur ein<lb/>
Drucker an der Pre&#x017F;&#x017F;e arbeitet.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Band,</hi> i&#x017F;t ein Ei&#x017F;en mit zwey Gewinden, worinnen der<lb/>
Deckel gehet, deren zwey &#x017F;ind, und am Karn ange-<lb/>
macht &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: Siehe <hi rendition="#aq">Tab. II.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Beka&#x0364;nntniß</hi> eines deponirten Cornuten gegen den<lb/>
Lehrmei&#x017F;ter:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Mein Herr woll&#x2019; unbe&#x017F;chwert, was ich ihm &#x017F;ag anho&#x0364;ren,</l><lb/>
            <l>Und mercken das, was ich mißthan von Jugend auf.</l><lb/>
            <l>Durch bo&#x0364;&#x017F;e Buben ließ ich leider mich betho&#x0364;ren,</l><lb/>
            <l>Daß ich den La&#x017F;tern oft gego&#x0364;nnet ihren Lauf.</l><lb/>
            <l>Jch thate niemand guts, wenn ich nur konnte machen</l><lb/>
            <l>Viel Unfugs, &#x017F;chlief ich nicht: ich war grob, to&#x0364;lpi&#x017F;ch, faul,</l><lb/>
            <l>Wenn alles u&#x0364;bel gieng, &#x017F;o mu&#x017F;t&#x2019; ich hertzlich lachen;</l><lb/>
            <l>Sah&#x2019;ich des andern Glu&#x0364;ck, &#x017F;o hieng mir &#x017F;chon das Maul.</l><lb/>
            <l>Als ich nun meine Jahr&#x2019;, in lernen ausge&#x017F;tanden;</l><lb/>
            <l>Da ward ich treflich &#x017F;toltz, flugs wolt&#x2019; ich &#x017F;eyn der Held,</l><lb/>
            <l>Der andre machen konnt&#x2019;, aus Ubermuth, zu &#x017F;chanden,</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Ob-</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0418] Ausrechnen, Autor, Ballen, Ballhoͤltzer, ꝛc. Ausrechnen, das geſchriebene Exemplar, lehret der wohlmeynende Unterricht, p. 112. Autor, oder Verfaſſer, eines Buches, ſoll ſeinen Vor- und Zunahmen auf das Buch ſetzen, vermoͤge des al- lergnaͤdigſten Reſcripts Auguſts, Herzogs zu Sachſen, vom 26. May 1571. B Ballen, ſind mit geſottenen Pferdehaaren ausgeſtopf- te lederne Kuͤſſen mit hoͤltzernen Griffen, womit die Farbe auf die Formen zum Abdrucken aufgetragen wird. Siehe Tab. II. Ballhoͤltzer, muͤſſen von dem Drechsler aus linden Holtz verfertiget und hohl gedrehet werden. Ballenknecht, ſind zwey Hoͤltzer, welche in der Preß- wand eingemacht ſind, worauf die Ballen geſetzet werden, wenn die Farbe auf die Formen aufgetra- gen iſt. Man braucht dieſe ſonderlich wenn nur ein Drucker an der Preſſe arbeitet. Band, iſt ein Eiſen mit zwey Gewinden, worinnen der Deckel gehet, deren zwey ſind, und am Karn ange- macht ſeyn muͤſſen: Siehe Tab. II. Bekaͤnntniß eines deponirten Cornuten gegen den Lehrmeiſter: Mein Herr woll’ unbeſchwert, was ich ihm ſag anhoͤren, Und mercken das, was ich mißthan von Jugend auf. Durch boͤſe Buben ließ ich leider mich bethoͤren, Daß ich den Laſtern oft gegoͤnnet ihren Lauf. Jch thate niemand guts, wenn ich nur konnte machen Viel Unfugs, ſchlief ich nicht: ich war grob, toͤlpiſch, faul, Wenn alles uͤbel gieng, ſo muſt’ ich hertzlich lachen; Sah’ich des andern Gluͤck, ſo hieng mir ſchon das Maul. Als ich nun meine Jahr’, in lernen ausgeſtanden; Da ward ich treflich ſtoltz, flugs wolt’ ich ſeyn der Held, Der andre machen konnt’, aus Ubermuth, zu ſchanden, Ob-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/418
Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/418>, abgerufen am 21.12.2024.