Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

von den Ursachen der Druckfehler.
wohl, daß es auch einige übelgeartete unter euch giebt,
welche ihr, als Schandflecken eurer Kunst, ansehet. Und
diese sind es eben, welche durch ihre Unwissenheit, oder
bestrafungswürdige Nachläßigkeit öfters viele Druck-
fehler verursachen. Jhre Unwissenheit und Nachläs-
sigkeit ist Schuld daran, daß sie bey Setzung eines ein-
tzigen Bogens so viel Fehler machen, daß auch der ge-
schickteste Corrector, und wenn er hundert Augen hätte,
selbige nicht einmal alle bey der ersten Correctur bemer-
cken könnte. Und wenn er sie auch bey der lezten Cor-
rectur auszeichnet, so ist ja wiederum ihre Unwissenheit
und Nachläßigkeit Schuld daran, daß sie selbige nicht
richtig verbessern. Jch mag mit Fleiß die Ursachen
solcher Nachläßigkeit nicht genauer untersuchen, weil
sie euch mehr, als zu wohl, bekannt sind. Jnzwischen
muß man auch einigen zum Lobe nachsagen, daß sie sich
alle Mühe geben, ihre gedruckte Sachen auf das cor-
recteste zu liefern. Und gleichwohl lehret die Erfah-
rung, daß sich noch hie und da ein Druckfehler einge-
schlichen. Und vor diese dienet der Trost, daß diese
Schuld auf den Corrector falle, wenn sie das ihrige mit
aller möglichen Sorgfalt beobachtet haben. Dahero
ich nun mit diesen zu reden Gelegenheit bekomme.

§. 4.

Die Herren Correctores zum Theil sind
nunmehro diejenigen, welche ich als milde Väter vieler
Druckfehler angebe Und dieses mit gutem Vorbe-
dacht. Denn heut zu Tage ist es gantz anders, als
ehedessen. Vormals haben die geschicktesten Män-
ner diese Mühe über sich genommen, wie solches die Ge-
schichte der Gelehrten bezeugen. Wem diese gelehrte
Männer unbekannt, der kan solche von Johann Con-
rad Zeltnern,
* und Michael Maittaire, ** ken-

nen
* Aus dessen Theatro virorum eruditorum, qui typogra-
phiis laudabilem operam praestiterunt,
Nürnb. 1720, 8.
** Siehe dessen Annales typographicos und zwar den ersten
Theil, Amsterdam, 1733. 4 hie und da.

von den Urſachen der Druckfehler.
wohl, daß es auch einige uͤbelgeartete unter euch giebt,
welche ihr, als Schandflecken eurer Kunſt, anſehet. Und
dieſe ſind es eben, welche durch ihre Unwiſſenheit, oder
beſtrafungswuͤrdige Nachlaͤßigkeit oͤfters viele Druck-
fehler verurſachen. Jhre Unwiſſenheit und Nachlaͤſ-
ſigkeit iſt Schuld daran, daß ſie bey Setzung eines ein-
tzigen Bogens ſo viel Fehler machen, daß auch der ge-
ſchickteſte Corrector, und wenn er hundert Augen haͤtte,
ſelbige nicht einmal alle bey der erſten Correctur bemer-
cken koͤnnte. Und wenn er ſie auch bey der lezten Cor-
rectur auszeichnet, ſo iſt ja wiederum ihre Unwiſſenheit
und Nachlaͤßigkeit Schuld daran, daß ſie ſelbige nicht
richtig verbeſſern. Jch mag mit Fleiß die Urſachen
ſolcher Nachlaͤßigkeit nicht genauer unterſuchen, weil
ſie euch mehr, als zu wohl, bekannt ſind. Jnzwiſchen
muß man auch einigen zum Lobe nachſagen, daß ſie ſich
alle Muͤhe geben, ihre gedruckte Sachen auf das cor-
recteſte zu liefern. Und gleichwohl lehret die Erfah-
rung, daß ſich noch hie und da ein Druckfehler einge-
ſchlichen. Und vor dieſe dienet der Troſt, daß dieſe
Schuld auf den Corrector falle, wenn ſie das ihrige mit
aller moͤglichen Sorgfalt beobachtet haben. Dahero
ich nun mit dieſen zu reden Gelegenheit bekomme.

§. 4.

Die Herren Correctores zum Theil ſind
nunmehro diejenigen, welche ich als milde Vaͤter vieler
Druckfehler angebe Und dieſes mit gutem Vorbe-
dacht. Denn heut zu Tage iſt es gantz anders, als
ehedeſſen. Vormals haben die geſchickteſten Maͤn-
ner dieſe Muͤhe uͤber ſich genommen, wie ſolches die Ge-
ſchichte der Gelehrten bezeugen. Wem dieſe gelehrte
Maͤnner unbekannt, der kan ſolche von Johann Con-
rad Zeltnern,
* und Michael Maittaire, ** ken-

nen
* Aus deſſen Theatro virorum eruditorum, qui typogra-
phiis laudabilem operam præſtiterunt,
Nuͤrnb. 1720, 8.
** Siehe deſſen Annales typographicos und zwar den erſten
Theil, Amſterdam, 1733. 4 hie und da.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0370" n="123"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den Ur&#x017F;achen der Druckfehler.</hi></fw><lb/>
wohl, daß es auch einige u&#x0364;belgeartete unter euch giebt,<lb/>
welche ihr, als Schandflecken eurer Kun&#x017F;t, an&#x017F;ehet. Und<lb/>
die&#x017F;e &#x017F;ind es eben, welche durch ihre Unwi&#x017F;&#x017F;enheit, oder<lb/>
be&#x017F;trafungswu&#x0364;rdige Nachla&#x0364;ßigkeit o&#x0364;fters viele Druck-<lb/>
fehler verur&#x017F;achen. Jhre Unwi&#x017F;&#x017F;enheit und Nachla&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;igkeit i&#x017F;t Schuld daran, daß &#x017F;ie bey Setzung eines ein-<lb/>
tzigen Bogens &#x017F;o viel Fehler machen, daß auch der ge-<lb/>
&#x017F;chickte&#x017F;te Corrector, und wenn er hundert Augen ha&#x0364;tte,<lb/>
&#x017F;elbige nicht einmal alle bey der er&#x017F;ten Correctur bemer-<lb/>
cken ko&#x0364;nnte. Und wenn er &#x017F;ie auch bey der lezten Cor-<lb/>
rectur auszeichnet, &#x017F;o i&#x017F;t ja wiederum ihre Unwi&#x017F;&#x017F;enheit<lb/>
und Nachla&#x0364;ßigkeit Schuld daran, daß &#x017F;ie &#x017F;elbige nicht<lb/>
richtig verbe&#x017F;&#x017F;ern. Jch mag mit Fleiß die Ur&#x017F;achen<lb/>
&#x017F;olcher Nachla&#x0364;ßigkeit nicht genauer unter&#x017F;uchen, weil<lb/>
&#x017F;ie euch mehr, als zu wohl, bekannt &#x017F;ind. Jnzwi&#x017F;chen<lb/>
muß man auch einigen zum Lobe nach&#x017F;agen, daß &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
alle Mu&#x0364;he geben, ihre gedruckte Sachen auf das cor-<lb/>
recte&#x017F;te zu liefern. Und gleichwohl lehret die Erfah-<lb/>
rung, daß &#x017F;ich noch hie und da ein Druckfehler einge-<lb/>
&#x017F;chlichen. Und vor die&#x017F;e dienet der Tro&#x017F;t, daß die&#x017F;e<lb/>
Schuld auf den Corrector falle, wenn &#x017F;ie das ihrige mit<lb/>
aller mo&#x0364;glichen Sorgfalt beobachtet haben. Dahero<lb/>
ich nun mit die&#x017F;en zu reden Gelegenheit bekomme.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 4.</head>
          <p>Die Herren Correctores zum Theil &#x017F;ind<lb/>
nunmehro diejenigen, welche ich als milde Va&#x0364;ter vieler<lb/>
Druckfehler angebe Und die&#x017F;es mit gutem Vorbe-<lb/>
dacht. Denn heut zu Tage i&#x017F;t es gantz anders, als<lb/>
ehede&#x017F;&#x017F;en. Vormals haben die ge&#x017F;chickte&#x017F;ten Ma&#x0364;n-<lb/>
ner die&#x017F;e Mu&#x0364;he u&#x0364;ber &#x017F;ich genommen, wie &#x017F;olches die Ge-<lb/>
&#x017F;chichte der Gelehrten bezeugen. Wem die&#x017F;e gelehrte<lb/>
Ma&#x0364;nner unbekannt, der kan &#x017F;olche von <hi rendition="#fr">Johann Con-<lb/>
rad Zeltnern,</hi> <note place="foot" n="*">Aus de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Theatro virorum eruditorum, qui typogra-<lb/>
phiis laudabilem operam præ&#x017F;titerunt,</hi> Nu&#x0364;rnb. 1720, 8.</note> und <hi rendition="#fr">Michael Maittaire,</hi> <note place="foot" n="**">Siehe de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Annales typographicos</hi> und zwar den er&#x017F;ten<lb/>
Theil, Am&#x017F;terdam, 1733. 4 hie und da.</note> ken-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0370] von den Urſachen der Druckfehler. wohl, daß es auch einige uͤbelgeartete unter euch giebt, welche ihr, als Schandflecken eurer Kunſt, anſehet. Und dieſe ſind es eben, welche durch ihre Unwiſſenheit, oder beſtrafungswuͤrdige Nachlaͤßigkeit oͤfters viele Druck- fehler verurſachen. Jhre Unwiſſenheit und Nachlaͤſ- ſigkeit iſt Schuld daran, daß ſie bey Setzung eines ein- tzigen Bogens ſo viel Fehler machen, daß auch der ge- ſchickteſte Corrector, und wenn er hundert Augen haͤtte, ſelbige nicht einmal alle bey der erſten Correctur bemer- cken koͤnnte. Und wenn er ſie auch bey der lezten Cor- rectur auszeichnet, ſo iſt ja wiederum ihre Unwiſſenheit und Nachlaͤßigkeit Schuld daran, daß ſie ſelbige nicht richtig verbeſſern. Jch mag mit Fleiß die Urſachen ſolcher Nachlaͤßigkeit nicht genauer unterſuchen, weil ſie euch mehr, als zu wohl, bekannt ſind. Jnzwiſchen muß man auch einigen zum Lobe nachſagen, daß ſie ſich alle Muͤhe geben, ihre gedruckte Sachen auf das cor- recteſte zu liefern. Und gleichwohl lehret die Erfah- rung, daß ſich noch hie und da ein Druckfehler einge- ſchlichen. Und vor dieſe dienet der Troſt, daß dieſe Schuld auf den Corrector falle, wenn ſie das ihrige mit aller moͤglichen Sorgfalt beobachtet haben. Dahero ich nun mit dieſen zu reden Gelegenheit bekomme. §. 4. Die Herren Correctores zum Theil ſind nunmehro diejenigen, welche ich als milde Vaͤter vieler Druckfehler angebe Und dieſes mit gutem Vorbe- dacht. Denn heut zu Tage iſt es gantz anders, als ehedeſſen. Vormals haben die geſchickteſten Maͤn- ner dieſe Muͤhe uͤber ſich genommen, wie ſolches die Ge- ſchichte der Gelehrten bezeugen. Wem dieſe gelehrte Maͤnner unbekannt, der kan ſolche von Johann Con- rad Zeltnern, * und Michael Maittaire, ** ken- nen * Aus deſſen Theatro virorum eruditorum, qui typogra- phiis laudabilem operam præſtiterunt, Nuͤrnb. 1720, 8. ** Siehe deſſen Annales typographicos und zwar den erſten Theil, Amſterdam, 1733. 4 hie und da.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/370
Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/370>, abgerufen am 03.12.2024.