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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834.

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Neuberger Eisenwerke.
Roheisen aus seiner Vordernberger-Eisengrube in Leoben angewiesen. Bis zum Jahre 1686
wurde kein grösseres Gewicht Roheisen in dem sogenannten Klosterhammer aufgearbeitet, und
erst in diesem Jahre, mit Zustimmung der Mürzzuschlager Bürgerschaft und Hammerherrn,
und nach erlangter Hofkammer-Ratifikazion dd° 30. April 1686 das Stift Neuberg zur Ver-
arbeitung von 30 Mass Roheisen, so wie später im Jahre 1692 gegen unentgeldliche Ueber-
lassung einiger Waldungen an die Mürzzuschiager Gewerken, zur jährlichen Verarbeitung
von 64 Mass oder 1280 Zentner Rauhgewicht ermächtiget. Zum Behufe dieser grösseren Roh-
eisen Verarbeitung wurden zuerst die Debriner Erzlager aufgeschlossen, und die hieraus ge-
wonnenen Erze auf dem ältesten Neuberger Schmelzofen, an dessen Stelle gegenwärtig der
Kaiser-Franz Hochofen erbaut ist, eingeschmolzen. In dieser Unbedeutenheit blieb der Berg-
bau bis zum Jahre 1769, wo der damalige Abt Erko von Erkenstein die jetzt noch im Baue
stehenden Erzlager in Rettenbach, Altenberg, Bohnkogl, Steinkogl und Steinbauer er-
öffnen und mehrere Hammerwerke anlegen liess. Im Jahre 1786 wurde das Stift aufgehoben,
und die Herrschaft sammt den Eisenwerken dem Religionsfonde übertragen. Vom Jahre 1799
an wurde sowohl die Herrschaft, als die Werke auf Rechnung des montanistischen Aerariums
verwaltet, welches letztere dann im Jahre 1812 die Herrschaft und Eisenwerke von dem Re-
ligionsfonde käuflich übernahm.

§. 403.

Die Neuberger Eisenwerke liegen sämmtlich an dem Mürz-Flusse oder in dessen Nähe,
am Fusse mehrerer bedeutend hoher Alpen, deren Gebirgsgestein durchaus Uebergangskalk-
stein ist. In den Abhängen dieser Hochgebirge kommt der Grauwakenschiefer vor, in wel-
chem zu beiden Seiten des Mürz-Flusses und meistens in dessen Seitenthälern in verschiede-
ner Höhe und Entfernung von einander der Spatheisenstein eingelagert ist. Die Alten-
berger
Eisensteingrube, 21/4 Stunden von Neuberg entfernt, enthält unter allen Gruben die
meisten und mächtigsten Lager. Beiläufig 90 Bergarbeiter, worunter die Vorsteher, Gruben-
zimmerleute und Jungen begriffen sind, erzeugen gegenwärtig in vier Berggruben 60000 bis
70000 Zentner Eisenerze. Zur besondern Nachsicht über sämmtliche Gruben ist ein Huth-
mann mit 12 fl. C. M. monatlichen Gehalte angestellt. Die Erzhäuer werden im Gedinge, die
Vorsteher, Zimmerleute und Jungen oder das Förderungs-Personale in Schichten und zwar die
erstern mit 20 bis 24 kr., die letztern mit 10 bis 15 kr. C. M. pr Schicht von 12 Stunden
Dauer bezahlt, und ihnen nebstbei das zur Arbeit nöthige Werkzeug, dann Pulver und Licht
gegeben. Jene Vorsteher und Arbeiter, welche vor dem Jahre 1816 angestellt wurden, er-
halten überdiess eine sogenante Naturalien-Limito Fassung zu einem billigen Preise *). Diese

*) Da es manche unserer Leser, die mit dem Hüttenwesen in Verbindung stehen, sehr interessiren wird,
das Nähere über diesen Verwaltungszweig zu erfahren, so bemerken wir, dass die in einem limitir-
ten Quantum bezogenen Naturalien den Arbeitern und übrigem Personale zu dem festen Preise von
2 fl. C. M. für den Metzen Waitzen, 1 fl. 30 kr. für den Metzen Korn, 14 kr. für das Pfund
Schmalz und 12 kr. für das Pfund Speck überlassen wurde. Die Limitofassung beträgt für die Arbeiter,
nämlich Bergleute, Zimmerleute, Hochofenknechte und Maurer monatlich 1/2 Metzen Waitzen, 1/2 Metzen
Korn, 3 Pfund Schmalz und 1 Pfund Speck, welches daher mit 2 fl. 39 kr. von der monatlichen Löhnung
in Abzug gebracht wird. Für die Meister ist diese Fassung monatlich auf 1 Metzen Waitzen, 1 Me-
tzen Korn, 4 Pfund Schmalz und 4 Pfund Speck bemessen, wofür also 5 fl. 14 kr. von der Löhnung ab-
gezogen werden. Die Zimmer- und Maurerpoliere beziehen 3/4 Metzen Waitzen, 1/4 Metzen Korn,

Neuberger Eisenwerke.
Roheisen aus seiner Vordernberger-Eisengrube in Leoben angewiesen. Bis zum Jahre 1686
wurde kein grösseres Gewicht Roheisen in dem sogenannten Klosterhammer aufgearbeitet, und
erst in diesem Jahre, mit Zustimmung der Mürzzuschlager Bürgerschaft und Hammerherrn,
und nach erlangter Hofkammer-Ratifikazion dd° 30. April 1686 das Stift Neuberg zur Ver-
arbeitung von 30 Mass Roheisen, so wie später im Jahre 1692 gegen unentgeldliche Ueber-
lassung einiger Waldungen an die Mürzzuschiager Gewerken, zur jährlichen Verarbeitung
von 64 Mass oder 1280 Zentner Rauhgewicht ermächtiget. Zum Behufe dieser grösseren Roh-
eisen Verarbeitung wurden zuerst die Debriner Erzlager aufgeschlossen, und die hieraus ge-
wonnenen Erze auf dem ältesten Neuberger Schmelzofen, an dessen Stelle gegenwärtig der
Kaiser-Franz Hochofen erbaut ist, eingeschmolzen. In dieser Unbedeutenheit blieb der Berg-
bau bis zum Jahre 1769, wo der damalige Abt Erko von Erkenstein die jetzt noch im Baue
stehenden Erzlager in Rettenbach, Altenberg, Bohnkogl, Steinkogl und Steinbauer er-
öffnen und mehrere Hammerwerke anlegen liess. Im Jahre 1786 wurde das Stift aufgehoben,
und die Herrschaft sammt den Eisenwerken dem Religionsfonde übertragen. Vom Jahre 1799
an wurde sowohl die Herrschaft, als die Werke auf Rechnung des montanistischen Aerariums
verwaltet, welches letztere dann im Jahre 1812 die Herrschaft und Eisenwerke von dem Re-
ligionsfonde käuflich übernahm.

§. 403.

Die Neuberger Eisenwerke liegen sämmtlich an dem Mürz-Flusse oder in dessen Nähe,
am Fusse mehrerer bedeutend hoher Alpen, deren Gebirgsgestein durchaus Uebergangskalk-
stein ist. In den Abhängen dieser Hochgebirge kommt der Grauwakenschiefer vor, in wel-
chem zu beiden Seiten des Mürz-Flusses und meistens in dessen Seitenthälern in verschiede-
ner Höhe und Entfernung von einander der Spatheisenstein eingelagert ist. Die Alten-
berger
Eisensteingrube, 2¼ Stunden von Neuberg entfernt, enthält unter allen Gruben die
meisten und mächtigsten Lager. Beiläufig 90 Bergarbeiter, worunter die Vorsteher, Gruben-
zimmerleute und Jungen begriffen sind, erzeugen gegenwärtig in vier Berggruben 60000 bis
70000 Zentner Eisenerze. Zur besondern Nachsicht über sämmtliche Gruben ist ein Huth-
mann mit 12 fl. C. M. monatlichen Gehalte angestellt. Die Erzhäuer werden im Gedinge, die
Vorsteher, Zimmerleute und Jungen oder das Förderungs-Personale in Schichten und zwar die
erstern mit 20 bis 24 kr., die letztern mit 10 bis 15 kr. C. M. pr Schicht von 12 Stunden
Dauer bezahlt, und ihnen nebstbei das zur Arbeit nöthige Werkzeug, dann Pulver und Licht
gegeben. Jene Vorsteher und Arbeiter, welche vor dem Jahre 1816 angestellt wurden, er-
halten überdiess eine sogenante Naturalien-Limito Fassung zu einem billigen Preise *). Diese

*) Da es manche unserer Leser, die mit dem Hüttenwesen in Verbindung stehen, sehr interessiren wird,
das Nähere über diesen Verwaltungszweig zu erfahren, so bemerken wir, dass die in einem limitir-
ten Quantum bezogenen Naturalien den Arbeitern und übrigem Personale zu dem festen Preise von
2 fl. C. M. für den Metzen Waitzen, 1 fl. 30 kr. für den Metzen Korn, 14 kr. für das Pfund
Schmalz und 12 kr. für das Pfund Speck überlassen wurde. Die Limitofassung beträgt für die Arbeiter,
nämlich Bergleute, Zimmerleute, Hochofenknechte und Maurer monatlich ½ Metzen Waitzen, ½ Metzen
Korn, 3 Pfund Schmalz und 1 Pfund Speck, welches daher mit 2 fl. 39 kr. von der monatlichen Löhnung
in Abzug gebracht wird. Für die Meister ist diese Fassung monatlich auf 1 Metzen Waitzen, 1 Me-
tzen Korn, 4 Pfund Schmalz und 4 Pfund Speck bemessen, wofür also 5 fl. 14 kr. von der Löhnung ab-
gezogen werden. Die Zimmer- und Maurerpoliere beziehen ¾ Metzen Waitzen, ¼ Metzen Korn,
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[548/0584] Neuberger Eisenwerke. Roheisen aus seiner Vordernberger-Eisengrube in Leoben angewiesen. Bis zum Jahre 1686 wurde kein grösseres Gewicht Roheisen in dem sogenannten Klosterhammer aufgearbeitet, und erst in diesem Jahre, mit Zustimmung der Mürzzuschlager Bürgerschaft und Hammerherrn, und nach erlangter Hofkammer-Ratifikazion dd° 30. April 1686 das Stift Neuberg zur Ver- arbeitung von 30 Mass Roheisen, so wie später im Jahre 1692 gegen unentgeldliche Ueber- lassung einiger Waldungen an die Mürzzuschiager Gewerken, zur jährlichen Verarbeitung von 64 Mass oder 1280 Zentner Rauhgewicht ermächtiget. Zum Behufe dieser grösseren Roh- eisen Verarbeitung wurden zuerst die Debriner Erzlager aufgeschlossen, und die hieraus ge- wonnenen Erze auf dem ältesten Neuberger Schmelzofen, an dessen Stelle gegenwärtig der Kaiser-Franz Hochofen erbaut ist, eingeschmolzen. In dieser Unbedeutenheit blieb der Berg- bau bis zum Jahre 1769, wo der damalige Abt Erko von Erkenstein die jetzt noch im Baue stehenden Erzlager in Rettenbach, Altenberg, Bohnkogl, Steinkogl und Steinbauer er- öffnen und mehrere Hammerwerke anlegen liess. Im Jahre 1786 wurde das Stift aufgehoben, und die Herrschaft sammt den Eisenwerken dem Religionsfonde übertragen. Vom Jahre 1799 an wurde sowohl die Herrschaft, als die Werke auf Rechnung des montanistischen Aerariums verwaltet, welches letztere dann im Jahre 1812 die Herrschaft und Eisenwerke von dem Re- ligionsfonde käuflich übernahm. §. 403. Die Neuberger Eisenwerke liegen sämmtlich an dem Mürz-Flusse oder in dessen Nähe, am Fusse mehrerer bedeutend hoher Alpen, deren Gebirgsgestein durchaus Uebergangskalk- stein ist. In den Abhängen dieser Hochgebirge kommt der Grauwakenschiefer vor, in wel- chem zu beiden Seiten des Mürz-Flusses und meistens in dessen Seitenthälern in verschiede- ner Höhe und Entfernung von einander der Spatheisenstein eingelagert ist. Die Alten- berger Eisensteingrube, 2¼ Stunden von Neuberg entfernt, enthält unter allen Gruben die meisten und mächtigsten Lager. Beiläufig 90 Bergarbeiter, worunter die Vorsteher, Gruben- zimmerleute und Jungen begriffen sind, erzeugen gegenwärtig in vier Berggruben 60000 bis 70000 Zentner Eisenerze. Zur besondern Nachsicht über sämmtliche Gruben ist ein Huth- mann mit 12 fl. C. M. monatlichen Gehalte angestellt. Die Erzhäuer werden im Gedinge, die Vorsteher, Zimmerleute und Jungen oder das Förderungs-Personale in Schichten und zwar die erstern mit 20 bis 24 kr., die letztern mit 10 bis 15 kr. C. M. pr Schicht von 12 Stunden Dauer bezahlt, und ihnen nebstbei das zur Arbeit nöthige Werkzeug, dann Pulver und Licht gegeben. Jene Vorsteher und Arbeiter, welche vor dem Jahre 1816 angestellt wurden, er- halten überdiess eine sogenante Naturalien-Limito Fassung zu einem billigen Preise *). Diese *) Da es manche unserer Leser, die mit dem Hüttenwesen in Verbindung stehen, sehr interessiren wird, das Nähere über diesen Verwaltungszweig zu erfahren, so bemerken wir, dass die in einem limitir- ten Quantum bezogenen Naturalien den Arbeitern und übrigem Personale zu dem festen Preise von 2 fl. C. M. für den Metzen Waitzen, 1 fl. 30 kr. für den Metzen Korn, 14 kr. für das Pfund Schmalz und 12 kr. für das Pfund Speck überlassen wurde. Die Limitofassung beträgt für die Arbeiter, nämlich Bergleute, Zimmerleute, Hochofenknechte und Maurer monatlich ½ Metzen Waitzen, ½ Metzen Korn, 3 Pfund Schmalz und 1 Pfund Speck, welches daher mit 2 fl. 39 kr. von der monatlichen Löhnung in Abzug gebracht wird. Für die Meister ist diese Fassung monatlich auf 1 Metzen Waitzen, 1 Me- tzen Korn, 4 Pfund Schmalz und 4 Pfund Speck bemessen, wofür also 5 fl. 14 kr. von der Löhnung ab- gezogen werden. Die Zimmer- und Maurerpoliere beziehen ¾ Metzen Waitzen, ¼ Metzen Korn,

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/584>, abgerufen am 22.12.2024.