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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834.

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Wassersäulenmaschine in Kreuth.

Vergleichen wir endlich den Effekt der doppelt wirkenden Maschine mit einem
Treibzylinder mit dem Effekte einer Maschine mit zwei solchen Zylindern, so verhält sich
derselbe nach den Rechnungen §. 287 und §. 291 wie 0,3813 : 0,3142 = 100 : 82,4. Nach den
Rechnungen §. 288 und §. 292 ergibt sich aber dieses Verhältniss für die ungehinderte
Bewegung des Wassers im Einfalls- und im Steigrohre mit 0,7054 : 0,6300 = 100 : 89,3. Es
ist daher vortheilhafter eine solche Maschine mit einem Zylinder
doppelt wirkend anzulegen, als selbe mit zwei Treibzylindern,
deren jeder nur einfach wirkt, auszuführen
. Die Ursache liegt in den
verminderten Widerständen, indem im letztern Falle die Reibung beider Kolben im
Treibzylinder, während selbe leer zurückgehen, überwältigt werden muss. Dieselbe Erfah-
rung hat man schon lange in den englischen Hüttenwerken gemacht, indem man den Be-
trieb eines Gebläses mit einem doppelt wirkenden Zylinder weit leichter fand, als wenn
zwei Zylinder, jeder einfach wirkend in Gang gesetzt werden.

§. 293.

Um zu zeigen, wie weit die vorgetragene Theorie mit der Erfahrung im Grossen
übereinstimmt, wollen wir die Wirkung der Wassersäulenmaschine in Kreuth, welche
auf den Tafeln Nr. 89 bis 93 dargestellt und §. 257 bis 267 beschrieben wurde, nach den
aufgestellten Formeln berechnen.

Wir haben bereits §. 289 die Kraft berechnet, womit bei einer doppelt wirkenden
Wassersäulenmaschine mit zwei Treibzylindern das Schachtgestänge lothrecht in die
Höhe gehoben wird, und die daran befestigten Druckwerke in Bewegung setzt. Wird an-
genommen, wie es bei der Maschine in Kreuth der Fall ist, dass das Wasser im Ein-
fallsrohre während dem Gange der Maschine in ununterbrochener Bewegung bleibt, sonach
zu Folge §. 292 statt [Formel 1] die Grösse [Formel 2] gesetzt, so er-
halten wir die Kraft, welche die Wassersäulenmaschine während dem Aufzuge des einen
und Niedergange des andern Kolbens ausübt
[Formel 3] .

Im §. 290 haben wir die Last berechnet, welche bei der Bewegung eines vereinigten
Saug- und Druckwerkes mit zwei Stiefeln entsteht. Befindet sich das Wasser in dem
Steigrohre während dem Betriebe der Maschine in ununterbrochener Bewegung, so ist
nach §. 292 statt [Formel 4] die Höhe [Formel 5] zu setzen. Da aber
der Halbmesser des Kraftquadranten jenem des Lastquadranten weder an der Welle zu-
nächst den Treibzylindern, noch an der Welle des ersten Druckwerkes gleich ist, so
muss in dem Ausdrucke für die Last statt der Hubshöhe b die Höhe h, auf welche der
Kolben des Druckwerkes bei jedem Hube sich erhebt, gesetzt werden. Wir erhalten sonach
die Last, welche durch die Bewegung des ersten Druckwerkes entsteht

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Wassersäulenmaschine in Kreuth.

Vergleichen wir endlich den Effekt der doppelt wirkenden Maschine mit einem
Treibzylinder mit dem Effekte einer Maschine mit zwei solchen Zylindern, so verhält sich
derselbe nach den Rechnungen §. 287 und §. 291 wie 0,3813 : 0,3142 = 100 : 82,4. Nach den
Rechnungen §. 288 und §. 292 ergibt sich aber dieses Verhältniss für die ungehinderte
Bewegung des Wassers im Einfalls- und im Steigrohre mit 0,7054 : 0,6300 = 100 : 89,3. Es
ist daher vortheilhafter eine solche Maschine mit einem Zylinder
doppelt wirkend anzulegen, als selbe mit zwei Treibzylindern,
deren jeder nur einfach wirkt, auszuführen
. Die Ursache liegt in den
verminderten Widerständen, indem im letztern Falle die Reibung beider Kolben im
Treibzylinder, während selbe leer zurückgehen, überwältigt werden muss. Dieselbe Erfah-
rung hat man schon lange in den englischen Hüttenwerken gemacht, indem man den Be-
trieb eines Gebläses mit einem doppelt wirkenden Zylinder weit leichter fand, als wenn
zwei Zylinder, jeder einfach wirkend in Gang gesetzt werden.

§. 293.

Um zu zeigen, wie weit die vorgetragene Theorie mit der Erfahrung im Grossen
übereinstimmt, wollen wir die Wirkung der Wassersäulenmaschine in Kreuth, welche
auf den Tafeln Nr. 89 bis 93 dargestellt und §. 257 bis 267 beschrieben wurde, nach den
aufgestellten Formeln berechnen.

Wir haben bereits §. 289 die Kraft berechnet, womit bei einer doppelt wirkenden
Wassersäulenmaschine mit zwei Treibzylindern das Schachtgestänge lothrecht in die
Höhe gehoben wird, und die daran befestigten Druckwerke in Bewegung setzt. Wird an-
genommen, wie es bei der Maschine in Kreuth der Fall ist, dass das Wasser im Ein-
fallsrohre während dem Gange der Maschine in ununterbrochener Bewegung bleibt, sonach
zu Folge §. 292 statt [Formel 1] die Grösse [Formel 2] gesetzt, so er-
halten wir die Kraft, welche die Wassersäulenmaschine während dem Aufzuge des einen
und Niedergange des andern Kolbens ausübt
[Formel 3] .

Im §. 290 haben wir die Last berechnet, welche bei der Bewegung eines vereinigten
Saug- und Druckwerkes mit zwei Stiefeln entsteht. Befindet sich das Wasser in dem
Steigrohre während dem Betriebe der Maschine in ununterbrochener Bewegung, so ist
nach §. 292 statt [Formel 4] die Höhe [Formel 5] zu setzen. Da aber
der Halbmesser des Kraftquadranten jenem des Lastquadranten weder an der Welle zu-
nächst den Treibzylindern, noch an der Welle des ersten Druckwerkes gleich ist, so
muss in dem Ausdrucke für die Last statt der Hubshöhe b die Höhe h, auf welche der
Kolben des Druckwerkes bei jedem Hube sich erhebt, gesetzt werden. Wir erhalten sonach
die Last, welche durch die Bewegung des ersten Druckwerkes entsteht

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[411/0447] Wassersäulenmaschine in Kreuth. Vergleichen wir endlich den Effekt der doppelt wirkenden Maschine mit einem Treibzylinder mit dem Effekte einer Maschine mit zwei solchen Zylindern, so verhält sich derselbe nach den Rechnungen §. 287 und §. 291 wie 0,3813 : 0,3142 = 100 : 82,4. Nach den Rechnungen §. 288 und §. 292 ergibt sich aber dieses Verhältniss für die ungehinderte Bewegung des Wassers im Einfalls- und im Steigrohre mit 0,7054 : 0,6300 = 100 : 89,3. Es ist daher vortheilhafter eine solche Maschine mit einem Zylinder doppelt wirkend anzulegen, als selbe mit zwei Treibzylindern, deren jeder nur einfach wirkt, auszuführen. Die Ursache liegt in den verminderten Widerständen, indem im letztern Falle die Reibung beider Kolben im Treibzylinder, während selbe leer zurückgehen, überwältigt werden muss. Dieselbe Erfah- rung hat man schon lange in den englischen Hüttenwerken gemacht, indem man den Be- trieb eines Gebläses mit einem doppelt wirkenden Zylinder weit leichter fand, als wenn zwei Zylinder, jeder einfach wirkend in Gang gesetzt werden. §. 293. Um zu zeigen, wie weit die vorgetragene Theorie mit der Erfahrung im Grossen übereinstimmt, wollen wir die Wirkung der Wassersäulenmaschine in Kreuth, welche auf den Tafeln Nr. 89 bis 93 dargestellt und §. 257 bis 267 beschrieben wurde, nach den aufgestellten Formeln berechnen. Wir haben bereits §. 289 die Kraft berechnet, womit bei einer doppelt wirkenden Wassersäulenmaschine mit zwei Treibzylindern das Schachtgestänge lothrecht in die Höhe gehoben wird, und die daran befestigten Druckwerke in Bewegung setzt. Wird an- genommen, wie es bei der Maschine in Kreuth der Fall ist, dass das Wasser im Ein- fallsrohre während dem Gange der Maschine in ununterbrochener Bewegung bleibt, sonach zu Folge §. 292 statt [FORMEL] die Grösse [FORMEL] gesetzt, so er- halten wir die Kraft, welche die Wassersäulenmaschine während dem Aufzuge des einen und Niedergange des andern Kolbens ausübt [FORMEL]. Im §. 290 haben wir die Last berechnet, welche bei der Bewegung eines vereinigten Saug- und Druckwerkes mit zwei Stiefeln entsteht. Befindet sich das Wasser in dem Steigrohre während dem Betriebe der Maschine in ununterbrochener Bewegung, so ist nach §. 292 statt [FORMEL] die Höhe [FORMEL] zu setzen. Da aber der Halbmesser des Kraftquadranten jenem des Lastquadranten weder an der Welle zu- nächst den Treibzylindern, noch an der Welle des ersten Druckwerkes gleich ist, so muss in dem Ausdrucke für die Last statt der Hubshöhe b die Höhe h, auf welche der Kolben des Druckwerkes bei jedem Hube sich erhebt, gesetzt werden. Wir erhalten sonach die Last, welche durch die Bewegung des ersten Druckwerkes entsteht 52*

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/447>, abgerufen am 03.12.2024.