Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite
VII. Kapitel.
Archimedische Wasserschnecke.

§. 155.

Die Wasserschnecke, oder Archimedische Schnecke (vis d'Archimede)
wurde von Archimedes (geboren im Jahre 287 vor Christo) erfunden, und gehört daher
zu den ältesten, und in der That auch zu den sinnreichsten Wasserhebmaschinen. Sie
wird vorzüglich bei Grundbauten zu dem Ausschöpfen des Wassers verwendet, und we-
gen ihrer einfachen Bauart und weil man mit derselben auch jedes noch so unreine oder
schlammige Wasser zu fördern vermag, häufig andern Wasserhebmaschinen vorgezogen,
wenn auch die Leistgunen der letztern grösser sind.

Die Wasserschnecke besteht aus einer 6 bis 12 Zoll starken hölzernen Spindel A BFig.
1.
bis
4.
Tab.
85.

(noyau), an deren Oberfläche gut zusammengefügte 3/4 bis 1 Zoll starke eichene Breter
oder Schaufeln D in der Richtung einer Schraubenlinie (helice) eingesetzt sind. Diese
Breter werden so zugeschnitten, dass sie überall gleich weit, und zwar gewöhnlich 8 bis
15 Zoll aus der Spindel herausstehen, und ihr äusserer Umfang auf diese Art in der Ober-
fläche eines Zylinders liegt, dessen Achse mit jener der Spindel zusammenfällt. Dieser
Umfang wird dann mit andern stärkern Bretern E F verkleidet, die genau, und zwar was-
serdicht anschliessen.

Auf solche Art entsteht ein viereckiger, wasserdichter, um die Spindel herumlaufen-
der Schrauben- oder Schneckengang, der durchaus geschlossen und nur an beiden En-
den der Spindel geöffnet ist; hievon heisst die untere Oeffnung F F die Einflussöffnung,
die obere EE aber die Ausflussöffnung. Läuft nur ein Schneckengang oder eine Win-
dung (tour) um die Spindel herum, so heisst diess eine einfache Schnecke, wenn
aber, wie bei einer hölzernen oder metallenen Schraube zwei oder drei solche Gänge her-
umgehen, so wird diess eine doppelte oder eine dreifache Schnecke, oder auch
eine Schnecke mit zwei oder drei Gängen genannt.

Die Länge der Spindel wird 12 bis 24 Fuss, oder auch grösser, je nach dem vorhan-
denen Bedürfnisse angenommen; sie erhält an beiden Enden eiserne Zapfen und wird bei
A mit einigen gut angetriebenen Ringen versehen; diese Zapfen laufen in Pfannen,
welche in den Querriegeln G H, I K eines viereckigen Rahmens befestigt sind. Die Verklei-
dung der in die Spindel eingesetzten Breter oder der sogenannte Mantel wird gewöhnlich
aus Leisten oder Dauben gebildet, die in der Mitte um 1/2 Zoll stärker als an beiden Enden
sind; auf diese Weise können dann die eisernen Ringe um den Mantel weit besser ange-
trieben und derselbe gehörig wasserdicht gemacht werden.

VII. Kapitel.
Archimedische Wasserschnecke.

§. 155.

Die Wasserschnecke, oder Archimedische Schnecke (vis d’Archimede)
wurde von Archimedes (geboren im Jahre 287 vor Christo) erfunden, und gehört daher
zu den ältesten, und in der That auch zu den sinnreichsten Wasserhebmaschinen. Sie
wird vorzüglich bei Grundbauten zu dem Ausschöpfen des Wassers verwendet, und we-
gen ihrer einfachen Bauart und weil man mit derselben auch jedes noch so unreine oder
schlammige Wasser zu fördern vermag, häufig andern Wasserhebmaschinen vorgezogen,
wenn auch die Leistgunen der letztern grösser sind.

Die Wasserschnecke besteht aus einer 6 bis 12 Zoll starken hölzernen Spindel A BFig.
1.
bis
4.
Tab.
85.

(noyau), an deren Oberfläche gut zusammengefügte ¾ bis 1 Zoll starke eichene Breter
oder Schaufeln D in der Richtung einer Schraubenlinie (helice) eingesetzt sind. Diese
Breter werden so zugeschnitten, dass sie überall gleich weit, und zwar gewöhnlich 8 bis
15 Zoll aus der Spindel herausstehen, und ihr äusserer Umfang auf diese Art in der Ober-
fläche eines Zylinders liegt, dessen Achse mit jener der Spindel zusammenfällt. Dieser
Umfang wird dann mit andern stärkern Bretern E F verkleidet, die genau, und zwar was-
serdicht anschliessen.

Auf solche Art entsteht ein viereckiger, wasserdichter, um die Spindel herumlaufen-
der Schrauben- oder Schneckengang, der durchaus geschlossen und nur an beiden En-
den der Spindel geöffnet ist; hievon heisst die untere Oeffnung F F die Einflussöffnung,
die obere EE aber die Ausflussöffnung. Läuft nur ein Schneckengang oder eine Win-
dung (tour) um die Spindel herum, so heisst diess eine einfache Schnecke, wenn
aber, wie bei einer hölzernen oder metallenen Schraube zwei oder drei solche Gänge her-
umgehen, so wird diess eine doppelte oder eine dreifache Schnecke, oder auch
eine Schnecke mit zwei oder drei Gängen genannt.

Die Länge der Spindel wird 12 bis 24 Fuss, oder auch grösser, je nach dem vorhan-
denen Bedürfnisse angenommen; sie erhält an beiden Enden eiserne Zapfen und wird bei
A mit einigen gut angetriebenen Ringen versehen; diese Zapfen laufen in Pfannen,
welche in den Querriegeln G H, I K eines viereckigen Rahmens befestigt sind. Die Verklei-
dung der in die Spindel eingesetzten Breter oder der sogenannte Mantel wird gewöhnlich
aus Leisten oder Dauben gebildet, die in der Mitte um ½ Zoll stärker als an beiden Enden
sind; auf diese Weise können dann die eisernen Ringe um den Mantel weit besser ange-
trieben und derselbe gehörig wasserdicht gemacht werden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0257" n="221"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#i">VII. <hi rendition="#g">Kapitel</hi>.</hi><lb/><hi rendition="#g">Archimedische Wasserschnecke</hi>.</hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head>§. 155.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>ie <hi rendition="#g">Wasserschnecke</hi>, oder <hi rendition="#g">Archimedische Schnecke</hi> (<hi rendition="#i">vis d&#x2019;Archimede</hi>)<lb/>
wurde von <hi rendition="#i">Archimedes</hi> (geboren im Jahre 287 vor Christo) erfunden, und gehört daher<lb/>
zu den ältesten, und in der That auch zu den sinnreichsten Wasserhebmaschinen. Sie<lb/>
wird vorzüglich bei Grundbauten zu dem Ausschöpfen des Wassers verwendet, und we-<lb/>
gen ihrer einfachen Bauart und weil man mit derselben auch jedes noch so unreine oder<lb/>
schlammige Wasser zu fördern vermag, häufig andern Wasserhebmaschinen vorgezogen,<lb/>
wenn auch die Leistgunen der letztern grösser sind.</p><lb/>
            <p>Die Wasserschnecke besteht aus einer 6 bis 12 Zoll starken hölzernen <hi rendition="#g">Spindel</hi> A B<note place="right">Fig.<lb/>
1.<lb/>
bis<lb/>
4.<lb/>
Tab.<lb/>
85.</note><lb/>
(<hi rendition="#i">noyau</hi>), an deren Oberfläche gut zusammengefügte ¾ bis 1 Zoll starke eichene Breter<lb/>
oder Schaufeln D in der Richtung einer <hi rendition="#g">Schraubenlinie</hi> (<hi rendition="#i">helice</hi>) eingesetzt sind. Diese<lb/>
Breter werden so zugeschnitten, dass sie überall gleich weit, und zwar gewöhnlich 8 bis<lb/>
15 Zoll aus der Spindel herausstehen, und ihr äusserer Umfang auf diese Art in der Ober-<lb/>
fläche eines Zylinders liegt, dessen Achse mit jener der Spindel zusammenfällt. Dieser<lb/>
Umfang wird dann mit andern stärkern Bretern E F verkleidet, die genau, und zwar was-<lb/>
serdicht anschliessen.</p><lb/>
            <p>Auf solche Art entsteht ein viereckiger, wasserdichter, um die Spindel herumlaufen-<lb/>
der Schrauben- oder <hi rendition="#g">Schneckengang</hi>, der durchaus geschlossen und nur an beiden En-<lb/>
den der Spindel geöffnet ist; hievon heisst die untere Oeffnung F F die <hi rendition="#g">Einflussöffnung</hi>,<lb/>
die obere EE aber die <hi rendition="#g">Ausflussöffnung</hi>. Läuft nur ein Schneckengang oder eine Win-<lb/>
dung (<hi rendition="#i">tour</hi>) um die Spindel herum, so heisst diess eine <hi rendition="#g">einfache Schnecke</hi>, wenn<lb/>
aber, wie bei einer hölzernen oder metallenen Schraube zwei oder drei solche Gänge her-<lb/>
umgehen, so wird diess eine <hi rendition="#g">doppelte</hi> oder eine <hi rendition="#g">dreifache Schnecke</hi>, oder auch<lb/>
eine Schnecke mit zwei oder drei Gängen genannt.</p><lb/>
            <p>Die Länge der Spindel wird 12 bis 24 Fuss, oder auch grösser, je nach dem vorhan-<lb/>
denen Bedürfnisse angenommen; sie erhält an beiden Enden eiserne Zapfen und wird bei<lb/>
A mit einigen gut angetriebenen Ringen versehen; diese Zapfen laufen in Pfannen,<lb/>
welche in den Querriegeln G H, I K eines viereckigen Rahmens befestigt sind. Die Verklei-<lb/>
dung der in die Spindel eingesetzten Breter oder der sogenannte <hi rendition="#g">Mantel</hi> wird gewöhnlich<lb/>
aus Leisten oder Dauben gebildet, die in der Mitte um ½ Zoll stärker als an beiden Enden<lb/>
sind; auf diese Weise können dann die eisernen Ringe um den Mantel weit besser ange-<lb/>
trieben und derselbe gehörig wasserdicht gemacht werden.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0257] VII. Kapitel. Archimedische Wasserschnecke. §. 155. Die Wasserschnecke, oder Archimedische Schnecke (vis d’Archimede) wurde von Archimedes (geboren im Jahre 287 vor Christo) erfunden, und gehört daher zu den ältesten, und in der That auch zu den sinnreichsten Wasserhebmaschinen. Sie wird vorzüglich bei Grundbauten zu dem Ausschöpfen des Wassers verwendet, und we- gen ihrer einfachen Bauart und weil man mit derselben auch jedes noch so unreine oder schlammige Wasser zu fördern vermag, häufig andern Wasserhebmaschinen vorgezogen, wenn auch die Leistgunen der letztern grösser sind. Die Wasserschnecke besteht aus einer 6 bis 12 Zoll starken hölzernen Spindel A B (noyau), an deren Oberfläche gut zusammengefügte ¾ bis 1 Zoll starke eichene Breter oder Schaufeln D in der Richtung einer Schraubenlinie (helice) eingesetzt sind. Diese Breter werden so zugeschnitten, dass sie überall gleich weit, und zwar gewöhnlich 8 bis 15 Zoll aus der Spindel herausstehen, und ihr äusserer Umfang auf diese Art in der Ober- fläche eines Zylinders liegt, dessen Achse mit jener der Spindel zusammenfällt. Dieser Umfang wird dann mit andern stärkern Bretern E F verkleidet, die genau, und zwar was- serdicht anschliessen. Fig. 1. bis 4. Tab. 85. Auf solche Art entsteht ein viereckiger, wasserdichter, um die Spindel herumlaufen- der Schrauben- oder Schneckengang, der durchaus geschlossen und nur an beiden En- den der Spindel geöffnet ist; hievon heisst die untere Oeffnung F F die Einflussöffnung, die obere EE aber die Ausflussöffnung. Läuft nur ein Schneckengang oder eine Win- dung (tour) um die Spindel herum, so heisst diess eine einfache Schnecke, wenn aber, wie bei einer hölzernen oder metallenen Schraube zwei oder drei solche Gänge her- umgehen, so wird diess eine doppelte oder eine dreifache Schnecke, oder auch eine Schnecke mit zwei oder drei Gängen genannt. Die Länge der Spindel wird 12 bis 24 Fuss, oder auch grösser, je nach dem vorhan- denen Bedürfnisse angenommen; sie erhält an beiden Enden eiserne Zapfen und wird bei A mit einigen gut angetriebenen Ringen versehen; diese Zapfen laufen in Pfannen, welche in den Querriegeln G H, I K eines viereckigen Rahmens befestigt sind. Die Verklei- dung der in die Spindel eingesetzten Breter oder der sogenannte Mantel wird gewöhnlich aus Leisten oder Dauben gebildet, die in der Mitte um ½ Zoll stärker als an beiden Enden sind; auf diese Weise können dann die eisernen Ringe um den Mantel weit besser ange- trieben und derselbe gehörig wasserdicht gemacht werden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/257
Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/257>, abgerufen am 21.11.2024.