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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834.

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Vorrichtung zur Wassermessung in der Lombardie.
der angränzenden Grundstücke verkauft. Die Schiffahrt oder die Schleussung der Schiffe
fordert an der Conca fallata weitere 28 Oncie; es bleiben also von den 136 Oncie,
welche der Kanal abführt, noch 84 Oncie übrig, die bisher unbenützt über das
steinerne Wehr abflossen
!

Der Fall an dieser Schleusse, deren Bau schon im Jahre 1602 unter der damaligen
spanischen Regierung begonnen wurde, beträgt vom Wasserspiegel des Oberwassers bis zu
jenem des Unterwassers 4,652 Meter, oder 14,717 N. Oe. Fuss; die abfliessende Wasser-
menge von 84 Oncie gibt in 1 Minute 84 . 2,18555 Kubikmeter, oder in einer Sekunde 96,87
N. Oe. Kubikfuss. Würde diese Kraft zum Betriebe von Wasserwerken benützt, und
nimmt man an, dass nur 60 Prozent davon nutzbringend verwendet werden, so käme die
Wirkung dieser Kraft = [Formel 1] = 121 Pferden; eine Kraft, welche nicht
bloss wegen ihrer Bedeutenheit an und für sich, sondern vorzüglich auch desshalb von ho-
hem Werthe ist, weil sie zu allen Zeiten des Jahres wegen der immer gleichförmig zu-
fliessenden Wassermenge im Naviglio, der ohnehin im Winter nie friert, gleich bleibt
und wegen der Wasserverbindung dieses Punktes auf die §. 142 angeführte Weise für die Er-
richtung einer Industrialunternehmung noch andere Vortheile darbietet. Ueberdiess ist die
Conca al Lambro zum Theile über den Fluss Lambro auf eine sehr solide Weise ganz
von Stein erbaut, und sollte ja das Wasser im Naviglio um etwas steigen, so wird es mit-
telst eines zweiten Scaricatore in den unten quer durchgehenden Lambro geführt. Der
bedeutende Fall von 6 metres vom Oberwasser bis zum Niveau des Lambro, der fortwäh-
rend gleich hohe Wasserstand im Kanale und die zufliessende beträchtliche Wassermenge
geben dieser Lokalität überdiess für im Grossen anzustellende hydraulische
Versuche
solche Vorzüge, die sich nicht so leicht an einem zweiten Punkte vorfinden
dürften. -- Die hohe k. k. Oesterr. Staatsverwaltung hat dem Herausgeber dieses Wer-
kes unter dem 7. April 1833 die Konzession zur Benützung der Kraft dieses Wassers in per-
petuo
verliehen. Mehr hierüber in der Vorrede zu diesem Bande.

§. 147.

Der Wasserstand ist in den meisten Kanälen (Navigli), deren Wasser zur Bewässerung
der Grundstücke in der Lombardie verwendet wird, nicht immer ganz gleich; er erhöht und
erniedrigt sich nämlich um etwas, je nachdem dem Naviglio in den verschiedenen Jahres-
zeiten mehr oder weniger Wasser zufliesst. Da nun das zur Bewässerung dienende Was-
ser einen so hohen Werth hat, so handelte es sich vor allem um die Ausmittlung einer
Vorrichtung, mittelst welcher unabhängig von dem Wasserstande im Naviglio
eine immer gleiche Wassermasse durch die, im §. 145 angeführte Oeffnung für eine
oder mehrere Oncie ausfliesst. Diese Vorrichtung wurde schon vor langer Zeit von
den Mailänder Ingegneri angegeben und findet sich in mehreren Schriften, vorzüglich
aber in folgender deutlich beschrieben: Descrizione del modo, con cui sono formate
le bocche, che estraggono acqua dalli Navigli di Milano, fatta da F. B. Ferrari, edi-
zione
2da, Milano 1823.

Auf der 83. Tafel erscheint diese Vorrichtung Fig. 11 im Längendurchschnitte undFig.
11.
Tab.
83.

Fig. 12 im Grundrisse. Der Wasserspiegel des Naviglio, woraus das Wasser geleitet wer-
den soll, ist mit u v bezeichnet. In der Richtung seines Ufers werden zwei rechtwinke-

Gerstner's Mechanik. Band III. 27

Vorrichtung zur Wassermessung in der Lombardie.
der angränzenden Grundstücke verkauft. Die Schiffahrt oder die Schleussung der Schiffe
fordert an der Conca fallata weitere 28 Oncie; es bleiben also von den 136 Oncie,
welche der Kanal abführt, noch 84 Oncie übrig, die bisher unbenützt über das
steinerne Wehr abflossen
!

Der Fall an dieser Schleusse, deren Bau schon im Jahre 1602 unter der damaligen
spanischen Regierung begonnen wurde, beträgt vom Wasserspiegel des Oberwassers bis zu
jenem des Unterwassers 4,652 Mèter, oder 14,717 N. Oe. Fuss; die abfliessende Wasser-
menge von 84 Oncie gibt in 1 Minute 84 . 2,18555 Kubikmèter, oder in einer Sekunde 96,87
N. Oe. Kubikfuss. Würde diese Kraft zum Betriebe von Wasserwerken benützt, und
nimmt man an, dass nur 60 Prozent davon nutzbringend verwendet werden, so käme die
Wirkung dieser Kraft = [Formel 1] = 121 Pferden; eine Kraft, welche nicht
bloss wegen ihrer Bedeutenheit an und für sich, sondern vorzüglich auch desshalb von ho-
hem Werthe ist, weil sie zu allen Zeiten des Jahres wegen der immer gleichförmig zu-
fliessenden Wassermenge im Naviglio, der ohnehin im Winter nie friert, gleich bleibt
und wegen der Wasserverbindung dieses Punktes auf die §. 142 angeführte Weise für die Er-
richtung einer Industrialunternehmung noch andere Vortheile darbietet. Ueberdiess ist die
Conca al Lambro zum Theile über den Fluss Lambro auf eine sehr solide Weise ganz
von Stein erbaut, und sollte ja das Wasser im Naviglio um etwas steigen, so wird es mit-
telst eines zweiten Scaricatore in den unten quer durchgehenden Lambro geführt. Der
bedeutende Fall von 6 mètres vom Oberwasser bis zum Niveau des Lambro, der fortwäh-
rend gleich hohe Wasserstand im Kanale und die zufliessende beträchtliche Wassermenge
geben dieser Lokalität überdiess für im Grossen anzustellende hydraulische
Versuche
solche Vorzüge, die sich nicht so leicht an einem zweiten Punkte vorfinden
dürften. — Die hohe k. k. Oesterr. Staatsverwaltung hat dem Herausgeber dieses Wer-
kes unter dem 7. April 1833 die Konzession zur Benützung der Kraft dieses Wassers in per-
petuo
verliehen. Mehr hierüber in der Vorrede zu diesem Bande.

§. 147.

Der Wasserstand ist in den meisten Kanälen (Navigli), deren Wasser zur Bewässerung
der Grundstücke in der Lombardie verwendet wird, nicht immer ganz gleich; er erhöht und
erniedrigt sich nämlich um etwas, je nachdem dem Naviglio in den verschiedenen Jahres-
zeiten mehr oder weniger Wasser zufliesst. Da nun das zur Bewässerung dienende Was-
ser einen so hohen Werth hat, so handelte es sich vor allem um die Ausmittlung einer
Vorrichtung, mittelst welcher unabhängig von dem Wasserstande im Naviglio
eine immer gleiche Wassermasse durch die, im §. 145 angeführte Oeffnung für eine
oder mehrere Oncie ausfliesst. Diese Vorrichtung wurde schon vor langer Zeit von
den Mailänder Ingegneri angegeben und findet sich in mehreren Schriften, vorzüglich
aber in folgender deutlich beschrieben: Descrizione del modo, con cui sono formate
le bocche, che estraggono acqua dalli Navigli di Milano, fatta da F. B. Ferrari, edi-
zione
2da, Milano 1823.

Auf der 83. Tafel erscheint diese Vorrichtung Fig. 11 im Längendurchschnitte undFig.
11.
Tab.
83.

Fig. 12 im Grundrisse. Der Wasserspiegel des Naviglio, woraus das Wasser geleitet wer-
den soll, ist mit u v bezeichnet. In der Richtung seines Ufers werden zwei rechtwinke-

Gerstner’s Mechanik. Band III. 27
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[209/0245] Vorrichtung zur Wassermessung in der Lombardie. der angränzenden Grundstücke verkauft. Die Schiffahrt oder die Schleussung der Schiffe fordert an der Conca fallata weitere 28 Oncie; es bleiben also von den 136 Oncie, welche der Kanal abführt, noch 84 Oncie übrig, die bisher unbenützt über das steinerne Wehr abflossen! Der Fall an dieser Schleusse, deren Bau schon im Jahre 1602 unter der damaligen spanischen Regierung begonnen wurde, beträgt vom Wasserspiegel des Oberwassers bis zu jenem des Unterwassers 4,652 Mèter, oder 14,717 N. Oe. Fuss; die abfliessende Wasser- menge von 84 Oncie gibt in 1 Minute 84 . 2,18555 Kubikmèter, oder in einer Sekunde 96,87 N. Oe. Kubikfuss. Würde diese Kraft zum Betriebe von Wasserwerken benützt, und nimmt man an, dass nur 60 Prozent davon nutzbringend verwendet werden, so käme die Wirkung dieser Kraft = [FORMEL] = 121 Pferden; eine Kraft, welche nicht bloss wegen ihrer Bedeutenheit an und für sich, sondern vorzüglich auch desshalb von ho- hem Werthe ist, weil sie zu allen Zeiten des Jahres wegen der immer gleichförmig zu- fliessenden Wassermenge im Naviglio, der ohnehin im Winter nie friert, gleich bleibt und wegen der Wasserverbindung dieses Punktes auf die §. 142 angeführte Weise für die Er- richtung einer Industrialunternehmung noch andere Vortheile darbietet. Ueberdiess ist die Conca al Lambro zum Theile über den Fluss Lambro auf eine sehr solide Weise ganz von Stein erbaut, und sollte ja das Wasser im Naviglio um etwas steigen, so wird es mit- telst eines zweiten Scaricatore in den unten quer durchgehenden Lambro geführt. Der bedeutende Fall von 6 mètres vom Oberwasser bis zum Niveau des Lambro, der fortwäh- rend gleich hohe Wasserstand im Kanale und die zufliessende beträchtliche Wassermenge geben dieser Lokalität überdiess für im Grossen anzustellende hydraulische Versuche solche Vorzüge, die sich nicht so leicht an einem zweiten Punkte vorfinden dürften. — Die hohe k. k. Oesterr. Staatsverwaltung hat dem Herausgeber dieses Wer- kes unter dem 7. April 1833 die Konzession zur Benützung der Kraft dieses Wassers in per- petuo verliehen. Mehr hierüber in der Vorrede zu diesem Bande. §. 147. Der Wasserstand ist in den meisten Kanälen (Navigli), deren Wasser zur Bewässerung der Grundstücke in der Lombardie verwendet wird, nicht immer ganz gleich; er erhöht und erniedrigt sich nämlich um etwas, je nachdem dem Naviglio in den verschiedenen Jahres- zeiten mehr oder weniger Wasser zufliesst. Da nun das zur Bewässerung dienende Was- ser einen so hohen Werth hat, so handelte es sich vor allem um die Ausmittlung einer Vorrichtung, mittelst welcher unabhängig von dem Wasserstande im Naviglio eine immer gleiche Wassermasse durch die, im §. 145 angeführte Oeffnung für eine oder mehrere Oncie ausfliesst. Diese Vorrichtung wurde schon vor langer Zeit von den Mailänder Ingegneri angegeben und findet sich in mehreren Schriften, vorzüglich aber in folgender deutlich beschrieben: Descrizione del modo, con cui sono formate le bocche, che estraggono acqua dalli Navigli di Milano, fatta da F. B. Ferrari, edi- zione 2da, Milano 1823. Auf der 83. Tafel erscheint diese Vorrichtung Fig. 11 im Längendurchschnitte und Fig. 12 im Grundrisse. Der Wasserspiegel des Naviglio, woraus das Wasser geleitet wer- den soll, ist mit u v bezeichnet. In der Richtung seines Ufers werden zwei rechtwinke- Fig. 11. Tab. 83. Gerstner’s Mechanik. Band III. 27

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/245>, abgerufen am 23.11.2024.